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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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genauso schrill. » Deine Beine sind so dünn wie Essstäbchen!«
    » Und deine dick wie Wassertürme«, sagte die Frau und fing an, unter Ächzen und Stöhnen mit dem Wilden Karlo zu ringen. Kurze Zeit sah es aus, als zöge er dabei den Kürzeren, aber dann wurde mir klar, dass er nur so tat. Hilda lud Sachen aus dem Bus aus und schien gar nicht zu bemerken, in was für einer Zwangslage ihr Mann steckte. Offenbar fand dieser Ringkampf jedes Jahr statt und gab keinen Anlass zur Besorgnis.
    » So, jetzt aber zu Tisch!«, rief die Frau irgendwann und keuchte. » Die Suppe ist warm.«
    Sie sprang gewandt auf die Füße, strich sich eine widerspenstige Strähne aus der Stirn und reichte dem Wilden Karlo, der am Boden lag und nach Luft schnappte, die Hand.
    » Wie machst du das nur immer?«, fragte Hilda friedlich. » Gib zu, du hast irgendwelche Spione da draußen!«
    » Die Rostlaube da hört man schon bis hierher rappeln, wenn ihr drei Kilometer weiter von der Hauptstraße abbiegt«, sagte die Frau. » Ich habe schließlich Ohren am Kopf. Dann kriege ich gerade noch das Kapitel fertig und die Suppe auf den Herd, bevor ihr vor dem Haus ankommt.«
    Auf der Veranda wandte sie sich an mich. » Ach, ihr habt einen Sommergast. Ich bin Kaija«, sagte sie und drückte mir die Hand, wie eine Schrottpresse einen Kleinwagen drückt. » Die große Schwester von dem Schmerbauch da.«
    Der Wilde Karlo strich sich über die zerzausten Zöpfe und sah gleichzeitig peinlich berührt und sehr geschmeichelt aus.
    » Rein mit euch«, sagte Kaija Räuberberg mit rauer Stimme. » Ich hole unterdessen eure mumifizierte Schmutzwäsche aus den Verstecken. Komm Piet, hilf mir, wir bringen sie ins Badezimmer. Wage nicht zu widersprechen. Ihr anderen – sofort an den Esstisch. Es gibt Bohnensuppe, da habt ihr für die ganze Woche Pep in den Knochen.«
    Kalle machte ein Pupsgeräusch und verdrehte die Augen. Hele lachte auf.
    » Und du, junger Herr Räuber, glaub bloß nicht, dass man mit über dreißig nichts mehr hört«, sagte Kaija, drehte sich wie ein geölter Blitz um und schnappte Kalle am Ohr.
    » Hey, das war nur ein schlechter Witz«, sagte Kalle schnell, und Kaija ließ ihn los.
    Auch Hele war blass geworden, sagte » sorry« und blieb ein wenig zurück, offensichtlich, um auf mich zu warten. » Pass bloß auf, dass du ihr nichts erzählst«, sagte Hele. » Sie wird es gnadenlos gegen dich verwenden.«
    » Herta Sonne«, flüsterte Kalle.
    » Was ist mit der?«, fragte ich.
    Vanamo war verrückt nach den Romanen von Herta Sonne, die es als Taschenbücher an jedem Kiosk zu kaufen gab. Darin ging es immer um einen romantischen und überirdisch attraktiven Mann, der die Erwählte seines Herzens niemals fand, auch wenn er immer wieder Hoffnung erweckende Hinweise auf ihre Existenz bekam.
    » Kaija IST Herta Sonne«, sagte Hele. » Sie publiziert alles und jedes, was man ihr erzählt, als Buch.«
    » Und jetzt, nachdem ihr das Mädchen erfolgreich zu Tode erschreckt habt, kommt ihr zum Essen!«, sagte Kaija. Sie stand gar nicht mehr mit Gold-Piet beim Bus, sondern war, obwohl sie gewaltige Wäschesäcke trug, auf unerklärliche Weise lautlos hinter uns aufgetaucht. Und hatte alles gehört.
    » Wir haben uns doch nur ein bisschen unterhalten«, sagte Hele verzweifelt.
    » Jetzt lüg nicht!« Kaija gab ihr einen Klaps. » Räuberfräulein, benimm dich, sonst hänge ich dich mit dem Ohr an den Kleiderhaken. Und vom vorigen Jahr weißt du, dass ich immer halte, was ich verspreche«, sagte Kaija Räuberberg. Sie trällerte ihre Drohung beinahe.
    Ich hatte eine Frau kennengelernt, die noch wilder war als die gesamte Familie Räuberberg zusammen.

Kapitel 10
    in dem die Regeln fürs Schokowürfeln und die Geschichte von Papa Räuberberg enthüllt werden
    A lso …«, fragte ich Kaija, als die Bohnensuppenteller endlich weggeräumt waren. Ich hatte während der ganzen Mahlzeit in Gedanken meine Frage formuliert, aber ich hatte beschlossen zu warten, bis alle gegessen hatten. Und jetzt, als der Wilde Karlo mit seinem vierten Nachschlag fertig war, fragte ich: » Waren Sie auch einmal Landstraßenräuberin? Vor Ihrer Schriftstellerlaufbahn?«
    Ich heulte auf, weil Hele und Kalle mir gleichzeitig gegen das Schienbein traten.
    » Landstraßenräuberin!« Kaija begann schallend zu lachen. Wenn sie lachte, sah sie dem Wilden Karlo sehr ähnlich, sie schlug sich sogar auf die gleiche Art und Weise dabei auf die Schenkel. » Ob ich mal Landstraßenräuberin

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