Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
war?«
» Ja, oder Kioskräuberin oder Ferienhausräuberin oder irgendeine andere Art Räuberin. Ich bin erst so kurze Zeit dabei, dass ich noch gar nicht weiß, was es überhaupt so für Arten von Räubern geben kann.«
» Nein«, sagte Kaija und trocknete sich mit einem blütenweißen Stofftaschentuch die Lachtränen. » Ich wüsste noch nicht mal von irgendwelchen Versuchen aus meiner Jugend zu erzählen. Man kann mit einiger Sicherheit sagen, dass ich überhaupt nicht raube. Hier in meinem Häuschen habe ich alles, was ich brauche, und sogar ein bisschen mehr als das.«
Obwohl ich versuchte, ihn daran zu hindern, erzählte der Wilde Karlo seiner Schwester zwei Geschichten über mich. Die eine handelte davon, wie ich geraubt wurde, und die andere, wie ich mein Markenzeichen ausgearbeitet hatte, dank dessen wir ihr als Mitbringsel eine ganze Tüte harte Toffees, ihre Lieblingsbonbons, mitgebracht hatten. Es fühlte sich gut an, wenn der Wilde Karlo mich lobte. Als er, vom Strom seiner Erzählung mitgerissen, mit viel Gefühl meine entsetzten Eltern imitierte, schaute Kaija mich an. Sie hatte klare Augen wie ein Papagei. Ich war nicht sicher, warum sie mich so ansah.
» Wie läuft es denn mit deinem neuesten Buch?«, fragte Hilda höflich, als wir begannen, den Tellerberg abzuwaschen. » Hoffentlich sind wir nicht unpassend gekommen?«
» Ach, weißt du«, seufzte Kaija. » Ich sitze genauso fest wie immer. Joni von Hiidendorf hat auf dem Rathausmarkt wieder eine heimtückische Rothaarige getroffen.«
Sie drehte sich vertraulich zu mir: » Joni verfällt immer den Rothaarigen, obwohl das niemals gut ausgeht mit denen. Ich glaube, dieses Mal ist sie noch boshafter als sonst. Joni verliert sogar den Besitz, den er im vorigen Band, › Tränen nach der Vesper‹ , von einem entfernten Verwandten geerbt hatte.«
» Oh, wie schrecklich«, sagte Hilda.
» Aha, Sie rauben also in Ihren Büchern!«, sagte ich erfreut.
Kaija begann sich wieder auf die Schenkel zu klopfen. » Stimmt!«, lachte sie laut. » Karli, du hast ganz recht! Das Mädchen ist bleich wie Papier, aber mit scharfen Kanten, daran kann man sich ordentlich in den Finger schneiden!«
Nach dem Abendessen brachte Kaija uns bei, wie man Schokoladenwürfeln spielt. Das war das beste Spiel, das ich je gespielt hatte, und ich schrieb die Regeln sorgfältig in mein Heft.
SCHOKOLADENWÜRFELN
Aufgeschrieben von Vilja
Spielmaterial: Ein Würfel, eine Tafel Schokolade (nicht kühlschrankkalt, sondern in Zimmertemperatur) und so viele Gabeln wie Mitspieler.
Spielvorbereitungen: Die Schokoladentafel wird ausgepackt und auf ihrem Einwickelpapier bereitgelegt; jeder Spieler erhält eine Gabel.
Spielverlauf: Es wird der Reihe nach gewürfelt. Der jüngste Spieler beginnt.
Wer eine Sechs würfelt, nimmt die Gabel in die schwächere Hand (also nicht die, mit der er normalerweise isst oder schreibt) und versucht, damit Stückchen von der Schokolade abzubrechen. Die Stückchen, die er mit der Gabel von der Tafel abtrennen und zum Mund führen kann, darf er aufessen. Man darf nicht mit den Händen nachhelfen. Die stärkere Hand muss man hinter dem Rücken halten.
(Falls ein Spieler nicht schreiben kann oder erst seit Kurzem eine Gabel benutzt, können Sonderregeln für ihn vereinbart werden.)
Die wichtigste Regel: Der Schokoladenesser muss die anderen ärgern, indem er vor Genuss stöhnt und ständig beteuert, wie lecker die Schokolade ist.
Die zweitwichtigste Regel: Während der Spieler, der eine Sechs gewürfelt hat, seine Schokolade genießt, würfeln die anderen wie verrückt, um eine Sechs zu bekommen. Wenn eine Sechs fällt, muss der erste Esser SOFORT , unmittelbar aufhören, denn das Recht, Schokolade zu essen, geht jetzt auf den Spieler über, der die nächste Sechs bekommen hat. Dieser muss nun vor Genuss stöhnen und beteuern, wie herrlich es ist, die Stückchen zu essen, die der vorige Spieler bereits abgetrennt hatte.
Das Spiel wird so lange gespielt, bis die Schokolade alle ist oder bis man es satthat.
Notiz über die Menge an Schokolade:
Beim ersten Spiel brauchten wir drei Tafeln, bis wir es satthatten. Eine Tafel Vollmilch, eine Tafel Zartbitter und eine Tafel mit ganzen Nüssen, die besonders sättigend und – wegen der runden Haselnüsse – äußerst schwer aufzugabeln war.
» Karli, bleibt ihr über Nacht?«, fragte Kaija, als wir alle, vollgestopft mit Schokolade, zu Boden gesunken waren.
Hele versuchte den Kopf zu heben, um ihre
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