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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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Schwimmenden von unten mustert.
    Später am Nachmittag hielt der Räuberbus in einem friedlichen Erlenwäldchen an einem See, weil Hele schwimmen gehen wollte. Das taten wir dann auch. Wir unterbrachen tatsächlich unsere Flucht und hielten an, um baden zu gehen wie ganz normale Urlauber! Niemand kam auf die Idee, mich zu fesseln.
    » Ehrlich, schafft mich einfach wieder zurück, ich bringe euch ein ordentliches Lösegeld ein!«, sagte ich bestimmt schon zum zehnten Mal.
    » Nein, das können wir doch nicht machen«, erwiderte der Wilde Karlo ohne aufzublicken. Er wühlte in einer alten Reisetasche und suchte seine Badehose. » Die ist kleiner geworden seit dem letzten Sommer, verflixt noch mal. In der Taille so eingelaufen, dass ich wohl bald eine neue rauben muss.«
    Die anderen sahen aus, als wollten sie gleich loslachen. Der Wilde Karlo war nicht gerade mager, und die Hose, die er in der Luft schwenkte, war mindestens zwei Nummern zu klein.
    » Klar, wir rauben eine neue«, sagte Hilda. Es gelang ihr, ganz ernst zu klingen.
    » Warum denn nicht?«, fragte ich. » Warum könnt ihr mich nicht zurückgeben?«
    Hele rannte ins Wasser und schwamm los. Sie kraulte perfekt und nahezu geräuschlos.
    » Das ist nicht unsere Branche. Überfälle sind unsere Branche, das können wir«, sagte der Wilde Karlo, nahm eine Schere und schnitt von einer gigantischen langen Unterhose die halben Beine ab. » Na also: eine Badehose! Du kannst das natürlich ab-so- LUT nicht wissen«, sagte er feierlich zu mir, » aber wir haben auch einen Namen. Und Ehre verpflichtet!«
    » Beim Sommerfest macht das Eindruck, wenn wir eine Gefangene haben. Da sehen die mal was Neues«, sagte Gold-Piet und ächzte zufrieden in seinem Liegestuhl. » Das bringt einen besonderen Touch ins Geschäft und so ’n Zeug! Wir arbeiten nach allen Regeln der Kunst und wie in der guten alten Zeit. Wie der alte Pärnänen!«, schloss er andächtig.
    » Wie der alte Pärnänen!«, bekräftigte der Wilde Karlo. Er trocknete sich ausgiebig ab, obwohl er nur die Zehen ins Wasser gehalten und anschließend erklärt hatte, es sei für eine Person mit Hauptmannsstatus viel zu kalt.
    » Gefangene, das ist ein furchtbar blödes Wort«, sagte Hilda und hielt mir eine Bonbontüte hin. Vanamos und meine Bonbontüte. Sie lehnte sich mütterlich zu mir herüber. » Schade, dass die meisten Lakritzautos raus sind. Du siehst mir nach einem Lakritzmädchen aus.«
    » Eine Entführte Person«, sprach der Wilde Karlo feierlich, setzte sich in einen Campingstuhl, der bedrohlich knarzte, und schlenkerte sich seine verfilzten keksgelben Zöpfe nach vorn auf die Brust. » Es ist ein großer Vorteil für uns, dass wir eine Entführte Person in unserem Lager haben.«
    Ich lutschte lustlos eine Fruchtbombe und verfolgte die Diskussion genau, denn ich wollte jeden Fetzen Information sammeln, der mir zur Flucht verhelfen konnte. Ich hatte nämlich vor zu fliehen, wenn dieser Räubervater schon nicht bereit war, mich zurückzugeben. Aha, sie haben ein Sommerfest, speicherte ich im Gedächtnis. Spätestens im Gewimmel dieses Sommerfestes musste ich ausreißen, entschied ich. » Wollt ihr etwa keine enormen Geldsummen haben?«, wagte ich schließlich zu fragen.
    Wie viel wäre mein geiziger Papa im Ernstfall bereit zu bezahlen? Bestimmt nicht mal die Hälfte von dem, was sein Auto gekostet hatte. Und sie hatten ja auch noch Vanamo.
    » Bitte was?«, fragte der Wilde Karlo. Er zerquetschte gerade das letzte Lakritzauto zwischen den Zähnen, und ich wurde sauer. Andererseits fühlte es sich ganz heimatlich an, dass mir die leckeren Autos vor den Augen weggegessen wurden.
    Gold-Piet brach in Lachen aus. » Mäusefürze, Karlo, sie meint Mäusefürze!«
    Das Gespräch hatte eine höchst seltsame Wendung genommen.
    » Aber liebes Kind, Mäusefürze können wir doch nicht gebrauchen«, sagte der Wilde Karlo, nahm das halb gegessene Auto aus dem Mund und wedelte damit herum. Das hatte Vanamo nie getan. » Was soll man denn mit denen machen!«
    » Aber was raubt ihr denn dann?«, fragte ich verblüfft.
    » Na, was wohl, willst du etwa eine Liste?«, fragte Hele beiläufig und sehr lässig und schüttelte sich Wasser aus dem Ohr. Sie warf sich auf einen freien Liegestuhl und blätterte in der Musikzeitschrift, die sie aus Vanamos Tasche geraubt hatten.
    » Warum nicht!«, sagte ich herausfordernd.
    Ich holte mein Notizbuch aus dem Bus und ertrug stumm, dass Hele höhnisch über den rosa Umschlag und das

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