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Villa des Schweigens

Villa des Schweigens

Titel: Villa des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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wohnen. Dann konnte ich auch nicht einfach davonlaufen.
    Doch die kleine, nagende Stimme in meinem Kopf gab keine Ruhe. Wieso ist Lauren gestorben?, flüsterte sie immer wieder.

17. Kapitel
    Als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte ich eine Nachricht auf meiner Mailbox. Meine Mutter. Trotz aller Befürchtungen hatte ich geschlafen wie ein Stein und nichts gehört. Unter Gelächter und ständigem »Nun lass mich doch mal ausreden, Martin« ließ sie mich wissen, dass sie ihr Handy verloren hatte. Und vom Handy einer Bekannten anrief. Dass der Verlust das Resultat eines unglaublich witzigen Abends mit einem netten Ehepaar aus Dresden war, wovon sie mir bei Gelegenheit berichten würde. Dass es ihnen prima ging, das Essen wahnsinnig gut war und, und, und ... Ich hielt das Telefon ein Stück weg von meinem Ohr. So viel Heiterkeit war angesichts von Laurens Tod kaum auszuhalten.
    Oh, und wenn es irgendeinen Notfall gab, könnte ich gern das nette Ehepaar unter dieser Nummer anrufen, Siegfried und Bettina hießen die. »Du sollst mich doch Siggi nennen, Mensch!«, rief jemand aus weiter Ferne.
    Ich schmiss mein Handy aufs Bett. Ein Notfall? Natürlich war das hier ein Notfall. Eine Mitbewohnerin war gestorben. Hatte sie sich umgebracht? Nicht mal das war klar. Und natürlich würden meineEltern sofort Siggi und Biggi, oder wie immer sie hießen, stehen lassen und zu mir fahren. Mich abholen. Mich trösten. Laurens Eltern eine Beileidskarte schicken. Den traurigen Vorfall noch ein paarmal erwähnen und dann vergessen. Mein Job in der Kanzlei hätte sich erledigt. Kein Geld bedeutete auch keinen Führerschein. Ich würde den Rest des Sommers in unserem kleinen Kaff sitzen und die Wand anstarren. Lars nicht mehr sehen. Und – dieser Gedanke ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen – wahrscheinlich nie herausfinden, was es nun wirklich mit dem Gedicht auf sich hatte. Es war an der Zeit, die Nabelschnur zu durchtrennen. Ich schickte eine SMS: Mir geht's gut, euch noch viel Spaß.
    Dann rief ich Nadja an. Diesmal meldete sie sich sofort.
    »Nina! Du glaubst nicht, wer gestern hier im Restaurant war!«
    »Nadja, hör zu. Ich muss dir was erzählen.«
    »Was denn?« Sie klang neugierig. Hoffte wohl auf eine pikante Story über mein Liebesleben.
    »Gestern hat sich hier ein Mädchen umgebracht.«
    »Was? Die aus deinem Haus? Die immer so launisch war?«
    »Nein. Eine andere.« Ich berichtete ihr kurz die Ereignisse der letzten Tage. Nadja schien den Atem anzuhalten.
    »Ist das spannend!«, sagte sie schließlich. »Konntest du deshalb neulich nicht mit mir reden?«
    »Spannend?«
    »Na ja. Selbstmord aus Liebeskummer. Da muss doch irgendwas Tolles an dem Typen sein, meinst du nicht?«
    Ich schwieg betreten. Nadja war wirklich meine beste Freundin, aber manchmal echt oberflächlich und flapsig. Wahrscheinlich würde sie meine Mord-Theorie noch »spannender« finden.
    »Ich finde es eigentlich nur schrecklich«, sagte ich daher bloß. »Und Billy ist auch tot.«
    »Den hattest du doch schon ewig. Wahrscheinlich war er schon hornalt.« Wir schwiegen.
    »Ich hab sie gefunden«, sagte ich dann leise.
    »Ach«, machte Nadja. »Wie schrecklich. Du Arme.« Erneut entstand eine betretene Pause.
    »Ja, das war es«, sagte ich.
    »Schrecklich«, murmelte Nadja wieder. »So was ...« Eine Tüte knisterte. Als Nadja wieder sprach, schien sie was im Mund zu haben. »Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Außerdem gibt es was zu feiern!«
    »Was?« Feiern war wirklich das Letzte, worauf ich Lust hatte.
    »Gestern. Hier. Im Restaurant! Oliver mit – jetzt halt dich fest – einem fremden Mädchen! Mia ist out!« Sie kicherte schadenfroh, offenbar erleichtert über den Themenwechsel. Oliver interessierte mich momentan nicht im Geringsten. Aber das war Nadjas Art, Trost zu spenden. Ich zwang mich zu einer Reaktion.
    »Schön.«
    Ihr restliches Geplapper rauschte an mir vorbei, ohne dass ich etwas davon aufnahm. Ich war froh, als sie fertig war. Und ging ins Bad. Erst heiß duschen, dann eiskalt. Mein Rezept für einen klaren Kopf.
    Stefan trank Kaffee, hatte Schatten unter den Augen und die Hände um eine bauchige Garfield-Tasse gekrampft.
    »Hey«, sagte ich. »Du bist ja schon wieder da. Ich dachte, du wolltest bei deinen Eltern bleiben?«
    »Was soll ich da? Mein Vater fährt heute Abend auf Dienstreise und meine Mutter hat sich mein ehemaliges Zimmer bereits als Büro eingerichtet. Sie fragt alle halbe Minute, wie ich mich

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