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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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mehr dran.“
    Peter, der neben Oma saß, sagte feierlich:
    „Ich erzähle die Geschichte vom Luftballon. Da war mal ein kleiner Junge, der war krank, und da kam seine Oma und brachte ihm einen Luftballon mit, der war sehr schön, ganz rot und sehr groß. Da wurde der Junge gleich gesund. Er nannte den Luftballon Paulchen und ging mit ihm spazieren.
    ,Wie ist die Luft da oben?’ fragte er Paulchen.
    ,Gut’ , sagte der Luftballon. ,Aber noch höher ist sie sicher noch besser.’
    Da ging der Junge mit Paulchen auf ein Hochhaus, und sie guckten vom Dach runter. Unten war alles puppenklein, die Leute und die Autos und die Bäume.
    ,Ist’s dir nun hoch genug?’ fragte der Junge, aber der Luftballon ruckte an seiner Schnur und sagte: ,Ich möchte noch höher.’
    Da ging der Junge mit Paulchen auf einen Berg, und sie guckten runter, und nun sahen die Leute unten aus wie Ameisen.

    ‚Jetzt ist’s aber hoch genug’, sagte der Junge. Aber Paulchen ruckte an seiner Schnur und sagte:
    ,Noch höher!’ Auf dem Berg stand ein Turm. Auf den stieg der Junge nun mit dem Luftballon.
    ,Na ?’ fragte er oben, ,jetzt ist’s aber doch hoch genug.’
    Aber Paulchen ruckte an seiner Leine, und plötzlich riß er sie dem Jungen aus der Hand und flog hoch in den Himmel hinauf. Als er kaum noch zu sehen war, rief er dem Jungen zu:
    ,Ich komm wieder!’“
    Peter schwieg, und alle klatschten Beifall. Aber Rolf war von seinem Stuhl gerutscht, kam dicht an Peter heran und fragte mit zitternder Stimme:
    „Kommt er bestimmt wieder?“
    „Na klar“, sagte Peter, „er ist doch sein Freund.“
    Jetzt sollte Frau Hubermeier etwas erzählen, aber sie kicherte verschämt und sagte: „Ich höre zwar für mein Leben gern Geschichten, aber erzählen kann ich sie nicht. Wie wär’s“, fragte Frau Hubermeier, „wenn ich euch statt dessen Waffeln backe?“ Damit waren alle einverstanden, und während sie am Herd hantierte, erzählte Herr Krüger seine Geschichte.
    „ Knarrstiebels Wanderfahrt
    Es war einmal ein Mann, der hatte zwei schöne, schwarze Stiefel. Ein guter Schuster hatte sie gemacht, so einer wie ich. Aber der Mann war sehr undankbar und behandelte seine Schuhe schlecht, obgleich sie ihm treu und redlich dienten. Er putzte sie nie. Auch beschimpfte er sie oft, besonders den einen, weil der immer knarrte.
    ,Sei still, Knarrstiebel !’ schnauzte er, ,sonst denken die Leute, ich hätte dich nicht bezahlt.’
    An einem heißen Sommertag ging der Mann baden. Er zog sich aus und legte sich in die Sonne. Die Stiefel stellte er dicht an das Ufer des Flusses. Den beiden war in der Sonne sehr heiß. Knarrstiebel rutschte immer näher an das Wasser heran. Doch plötzlich glitt er, ohne daß er es wollte, den Hang herunter und lag im Nassen. Nein, er lag nicht nur, sondern er wurde von der Strömung ergriffen und schwamm davon. Es ging so rasch, daß er bald nichts mehr von seinem Herrn und dem Wanderkameraden sehen konnte.
    Zuerst war das dem Knarrstiebel unheimlich, aber dann fing es an, ihm Spaß zu machen. Er war frei. Niemand beschimpfte ihn mehr, er konnte machen, was er wollte. Er wurde sehr vergnügt. Ohne, daß er sich anstrengen mußte, sah er Häuser, Bäume und Wiesen vorbeigleiten. Als es Abend wurde und immer dunkler, war ihm doch etwas ängstlich zumute. Er schaukelte in eine kleine Bucht, um sich dort ein Plätzchen zum Schlafen zu suchen. Plötzlich fühlte er sich gepackt. Ein Junge, der am Ufer stand, rief:
    ,Das wird ein feines Segelschiff werden!’
    Er verstaute Knarrstiebel in einem alten Kahn, wo dieser die ganze Nacht über gut schlief. Am anderen Morgen kam der Bub sehr früh zu dem Kahn, band Knarrstiebel eine Schnur um den Leib, bastelte aus seinem Taschentuch ein Segel und ließ ihn wieder auf den Fluß. Der Wind blähte die Segel, und nun ging die Fahrt so schnell wie nie zuvor. Aber immer, wenn der Stiefel in schönster Fahrt war, zog der Junge an der Schnur und holte Knarrstiebel zurück. Das war auf die Dauer langweilig. Schließlich paßte der Junge nicht richtig auf, und der Stiefel entschlüpfte ihm. Nun ging die Fahrt mit dem Taschentuchsegel doppelt so rasch. Der Stiefel segelte lange auf dem Fluß und hatte allerlei Erlebnisse.

    Aber das viele Schwimmen behagte dem Stiefel nicht. Er war zum Laufen gemacht worden und wäre gern wieder einmal gewandert. Außerdem sehnte er sich nach einem Gefährten. Da sah er eines Tages einen Landstreicher am Ufer sitzen, so einen, der keine Lust hat, richtig zu

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