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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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arbeiten, der von Dorf zu Dorf geht, mal ein bißchen beim Bauern hilft oder auch bettelt. Der betrachtete traurig einen durchlöcherten Stiefel. Plötzlich sah er Knarrstiebel dahergesegelt kommen. Er fischte ihn aus dem Fluß und zog ihn an, und tatsächlich, er paßte. Bald ging der Mann auf der Landstraße weiter und pfiff sich ein Lied, und Knarrstiebel knarrte eine lustige Melodie dazu.“
    Herr Krüger kratzte sich etwas verlegen am Kopf.
    „So, das war’s.“ Alle klatschten Beifall und wunderten sich, daß der schweigsame alte Mann so gut erzählen konnte.
    Frau Hubermeier kam jetzt mit hochroten Backen herbeigeeilt und stellte eine große Schüssel mit knusprigen, goldgelben Waffeln und Apfelmus auf den Tisch.
    „Also, die sind mindestens ebensogut wie eine Geschichte“, sagte Jan mit vollen Backen. Doch er mußte rasch seine Waffel aufessen, weil er jetzt dran war mit Erzählen .
    „Im Sommer saß ich im Garten“, fing Jan an, „da raschelte es plötzlich im Gebüsch, und ein Frosch kam herausgehüpft. Er war grasgrün und hatte leuchtendgelbe Augen. Ich wollte ihn gerade begrüßen, aber da sah ich, daß er weinte.

    ,Was hast du, hat dir jemand was getan?’ fragte ich erschrocken.
    ,Ach’ , quakte er traurig, ,ach, ich möchte so gerne mit einem Jungen oder einem Mädchen spielen. Aber denk mal, immer, wenn ich auf ein Kind zuhüpfe, schreit es ,i’ und ,wie eklig’. Niemand mag mich. Alle finden mich häßlich. Bin ich denn wirklich so häßlich? Ich habe mich in einer Wasserpfütze gespiegelt und finde mich eigentlich ganz hübsch.’
    ,Ich finde dich auch hübsch, sehr sogar’, sagte ich, ,aber wie heißt du eigentlich?’
    Da blähte der Frosch seinen Bauch auf und sah plötzlich ziemlich eingebildet aus. Aber er hatte auch Grund. ,Ich heiße’, quakte er stolz, , Fidelius Quakus Baron von Hüpf auf Hüpfestein , Ritter von der Grünen Gestalt.’
    Das fand ich nun auch ganz toll. Ich wußte nicht, ob ich ihn mit dem ganzen Namen anreden mußte und versuchte, mich an ihn zu erinnern. Da sagte er aber schon:
    ,Meine Freunde nennen mich ,Fidelius’. Du darfst mich auch so nennen, weil du mich nicht eklig findest.’
    ,Was arbeitest du?’ fragte mich der Frosch.
    ,Ich geh noch in die Schule’, sagte ich, ,und was machst du?’
    ,Ich bin ein Dichter’, sagte Fidelius stolz. ,Gestern , beim Mondenschein, habe ich ein wunderschönes Gedicht gemacht. Willst du es hören?’
    Als ich nickte, schlug er ein Bein über das andere, blähte sich wieder auf und fing mit rollender Stimme an:

    ,Quak quak quak quak quak quak
    Quak quak quak quak quak quak quak
    Quak quak quak quak quak quak
    Quak quak quak quak quak .’

    Danach sah er mich erwartungsvoll an. Nun fand ich das Gedicht nicht so furchtbar großartig, aber um ihn nicht zu enttäuschen, sagte ich ,Klasse’ .
    ,Nicht wahr, es ist stimmungsvoll’, sagte Fidelius. Doch dann wurde er wieder traurig. ,Doch was nützt es, wenn ich die schönsten Gedichte mache, wenn doch niemand mit mir spielen will.’
    ,Aber ich will doch mit dir spielen!’ rief ich.
    ,Wirklich ?’ fragte er und machte einen Riesenhupf.
    Dann spielten wir Verstecken und Hopse, wobei er immer gewann. Dann tanzte Fidelius mit seinen langen Beinen einen Cha-Cha-Cha, und ich baute ihm unterdessen ein Häuschen. Als er darin alles besichtigt hatte, kam er wieder heraus und sagte:
    ,Das ist ein so schönes Haus. Dafür muß ich mir eine Frau suchen, und wenn ich sie habe, ziehen wir ein, und wir laden dich zum Kaffee ein und spielen Hopse und Verstecken, und ich sag dir meine neuesten Gedichte auf.’
    Dann winkte er mir noch einmal zu und verschwand in den Büschen, und nun warte ich auf die Einladung.“
    Nun war Jimmy mit Erzählen dran. Er schüttelte verlegen die langen Haare, dann zog er seine Trompete, die stets neben ihm lag, näher an sich heran und streichelte sie.
    „Na los, mach schon, fang an, Jimmy“, rief Jan. Und Jimmy fing an: „Da war einmal ein Junge, der hieß Jimmy. Jimmy hieß der Junge. Einmal, als er von der Schule nach Hause kam, fiel ihm eine Melodie ein. Sie war ganz prima, und er pfiff sie vor sich hin, immerzu. Am anderen Morgen, als er aufwachte, erinnerte er sich wieder an die Melodie, und er versuchte, sie zu singen, und er sang die Melodie, die er gepfiffen hatte, den ganzen Tag. Kurz darauf hatte Jimmy Geburtstag und bekam eine Mundharmonika. Da spielte er die Melodie, die er gepfiffen und gesungen hatte, auf der Mundharmonika. Das klang

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