Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
bekannte Verwandte, die die Tote
identifizieren kann. Dürfte Sie ein Kollege hinfahren?«, fragte der
Köstlbacher.
»Leider haben Sie recht. Ich bin hier in Regensburg die einzige
Verwandte. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Bloß, was mache
ich mit der Evi? Ich kann sie heute Nachmittag nicht alleine lassen!«; sagte
die Herzog. »Oder kann das mit der Gerichtsmedizin bis morgen warten?«, fügte
sie noch nachfragend hinzu.
»Wann kommen die Eltern der Kinder zurück?«, fragte der Köstlbacher, ohne
zunächst auf das Anliegen der Herzog einzugehen.
»Erst am Mittwoch nächste Woche!«, antwortete die Herzog.
»So lange können wir leider auf keinen Fall warten. Hat die Evi denn keine
Freundin, wo sie heute am Nachmittag für ein paar Stunden unterkommen könnte?«,
fragte der Köstlbacher.
»Doch! Im Prinzenweg wohnt eine Familie, aus der eine Tochter mit der Evi
in die Klasse geht. Clara heißt sie. Warten Sie einen Moment, ich rufe da
mal an. Die Frau Köstlbacher hat sicher nichts dagegen, wenn ich ihr die
Evi vorbeibringe«, sagte die Herzog und ging zum Telefonieren ins Nebenzimmer.
*
»Ich sollte da heute unbedingt einmal kurz zu Hause sein! Muss die Evi ja
nicht offiziell verhören.«, stellte der Köstlbacher fest.
»Würdest du die Herzog nach Erlangen fahren?«, fragte der Köstlbacher den
Liebknecht mehr rhetorisch als wirklich.
»Ich? Wieso ich? Kann das nicht auch der Helmut machen?«, fragte der
Liebknecht, dem es offensichtlich unangenehm war, mindestens eine Stunde
hin und eine zurück die Herzog kutschieren zu müssen. Und dazu ihr Parfum! Das
schafft keine Klimaanlage!
»Nein! Gerade du! Du kennst die Herzog jetzt und kannst ihr vielleicht
unterwegs doch noch was Verwertbares herauslocken!«, sagte der Köstlbacher
und würgte damit jeden Widerspruch in gewohnter Weise ab.
*
»Geht in Ordnung! Frau Köstlbacher war einverstanden!«, sagte die Herzog,
die überraschend schnell schon wieder im Wohnzimmer auftauchte.
Die beiden Kriminaler waren schon aufgestanden, um sich zu verabschieden.
»Mein Kollege Liebknecht wird Sie gegen 14.00 Uhr abholen. Geht das
auch in Ordnung?«; fragte der Köstlbacher.
»Ich werde da sein. Muss vorher nur die Evi zu den Köstlbachers
bringen«, sagte die Herzog.
»Das kann Herr Liebknecht um 14.00 Uhr mit Ihnen zusammen machen.
Spart Zeit!«, sagte der Köstlbacher noch.
»Gut! Dann bis 14.00 Uhr!«, verabschiedete sich die Herzog und entließ
die beiden Kriminaler ins Treppenhaus.
»Lift oder Treppe?«, fragte der Liebknecht.
»Treppe!«, sagte der Köstlbacher, weil so schlimm konnte es runterwärts
doch nicht sein.
»Bist ganz schön ausgefuchst! Schickst mich, damit die Kleine ihrer Tante
nicht verraten kann, dass sie den Kripo-Onkel kennt!«, sagte der Liebknecht auf
dem Weg nach unten.
»Sie wird’s ihr verraten, wenn ihr zurück seid!«, sagte der Köstlbacher.
»Und der Dr. Huber?«, fragte der Liebknecht.
»Der ignoriert unkonventionelle Methoden, wenn sie zum Erfolg führen!«,
sagte der Köstlbacher.
»Hoffen wir’s, dass sie’s tun!«, sagte der Liebknecht und setzte sich ans
Steuer.
Die nächsten paar Minuten sagte niemand was, weil jeder quasi den Besuch
bei der Herzog für sich selbst nochmal Revue passieren ließ.
»Was hältst du von dieser Herzog?«, fragte der Köstlbacher den Liebknecht,
als sie die halbe Strecke zum Präsidium schon hinter sich hatten und an einer
roten Ampel etwas länger stehen mussten.
»Weiß nicht! Die kleine Evi scheint auf alle Fälle ihre Lieblingsnichte zu
sein. Was die Doris betrifft, da hält sie mit irgendetwas hinter dem Berg. Und
bezüglich der Eltern der beiden Nichten war sie auch nicht übermäßig
mitteilsam«, antwortete der Liebknecht.
»Das sehe ich auch so! Wir werden die Herzog im Auge behalten müssen.
Ich meine, rein optisch fällt das ja nicht besonders schwer!«, sagte der
Köstlbacher und zwinkerte dem Liebknecht dabei zu, was der freilich gar nicht
gesehen hat, wegen konzentriertem Fahren und so.
»Stell dir mal vor, die sitzt auf dir drauf!«, sagte der Liebknecht
aber dann doch, weil seine Konzentration innerlich vielleicht gar nicht so sehr
auf den Verkehr gerichtet, zumindest nicht auf den von der Straße. »Wenn du
da vorher was gegessen hast, dann Gnade dir Gott!«
»Gedanken hast du!«, sagte der Köstlbacher nur und schüttelte dabei
seinen Kopf.
Dabei kannst du mir aber glauben, dass der Köstlbacher in Wirklichkeit ganz
ähnliche
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