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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Vorstellungen. Weil so eine Frau regt einfach Männerfantasien an,
selbst wenn es sich um die Fantasien männlicher Kriminaler handelt. Vielleicht
sogar, weil es sich um männliche Kriminaler handelt.
    Weil, eines musst du wissen, so ein Kriminaler, der kommt schon von Berufs
wegen mit Sachen in Verbindung, mit denen du unter Umständen dein ganzes
Leben nichts zu tun hast. Und da musst du nicht einmal ein Kriminaler von der
Sitte sein! Obwohl die natürlich schon ihre Probleme haben, außerhalb ihres
Dienstes ihr Gehirn freizubekommen von all den Perversitäten. Ich meine, wenn
du dich den ganzen Tag über mit Menschen beschäftigst, bei denen mindestens
jeder zweite Satz einen Begriff aus der Wortfamilie ›ficken‹ hat, dann fallen dir Gespräche mit einem normalen Wortschatz
schon direkt auf.
    Und wenn du mir nicht glaubst, dass ein Beruf aufs Privatleben
abfärbt, dann frag nur einmal den Köstlbacher, was der auf einmal für Wörter in
den Mund genommen hat zu Hause bei seiner Anna, als er sich wochenlang mit all
den Nutten rumgeschlagen hat, bis die Mordserie, die im vergangenen
Jahr im September begonnen hatte, aufgeklärt war. Die Anna war damals ein paar
Mal nahe dran, ihren Edmund aus der Wohnung zu werfen, weil der sogar im Traum
vom Ficken geredet hat, nur weil er den ganzen Tag über ein Verhör
einer Prostituierten oder eines Zuhälters nach dem anderen geleitet hat.
    Der Köstlbacher hat damals zu seiner Anna gesagt, dass, wenn sie einen
Lehrer geheiratet hätte, dann würde sie der den halben Tag über belehren
wollen, weil er das nun mal so gut drauf hat. Da sei es mit ihm doch trotzdem
tausend Mal besser. Erstens wäre er schließlich nicht so lange pro Tag zu Hause
wie ein Lehrer und würde sie nerven, und zweitens sei der Fall im Nuttenmilieu
schließlich eher eine Ausnahme gewesen.
    Das mit dem Lehrer-Beispiel fand die Anna absolut daneben. Gerade das
ewige spät nach Hause kommen, wo du schon gar nicht mehr dran glaubst, einen
Mann zu haben, auch keinen Vater für deine Kinder, da wäre ihr ein Lehrer
tatsächlich lieber. Und das mit dem nervenden Belehren, das Lehrer gerne so
drauf haben, das hätte sie dem schon ausgetrieben.
    Zum Glück wurden die Morde im letzten Jahr schneller aufgeklärt, als
erwartet. So ist der Köstlbacher nicht zu tief in das Milieu eingetaucht. Weil,
eines kannst du mir glauben, überall, wo du zu tief eintauchst, da kann es
durchaus schnell einmal vorkommen, dass du da nicht mehr auftauchen
kannst.
    Die restlichen paar Minuten bis in die Bajuwarenstraße haben der
Köstlbacher und der Liebknecht gar nichts mehr miteinander geredet. Das
wegen der Herzog, das wollten sie nicht unnütz breittreten. Und Anlass zu
irgendeinem Verdacht oder auch nur zu einem irgendwie im Ansatz
begründeten Misstrauen hat die Herzog bei den beiden nicht wirklich
gegeben.
     
     

Brecheisen
    (Kapitel 6)
     
    Als ob so eine Schultasche nicht schon schwer genug gewesen wäre! Ich
meine, falls du vor Jahren im AAG oder in irgendeinem anderen Gymnasium in
Regensburg oder sonst wo in die Schule gingst, dann gab es da praktisch nur den
Diercke Weltatlas, durch den sie so richtig Gewicht bekam. Aber weil du den im
Unterricht genauso gebraucht hast, wie zu Hause zum Lernen, deswegen
Schlepperei unvermeidlich. Bestimmt glaubst du, dass heutzutage ein Diercke
Weltatlas nicht mehr wirklich nötig, weil Internetrecherche und so. Aber da
täuscht du dich gewaltig. Die Pauker bestehen nach wie vor darauf, dass du
gewisse Informationen aus dem Atlas heraus suchen kannst. Und weil du ihn wegen
der vielen Langfinger nicht in der Schule lassen möchtest, und da es dir auch
nichts bringt, wenn du ihn zu Hause deponierst, weil dann ja quasi kein
Arbeitsgerät im Unterricht, drum Schlepperei! Wie in alten Zeiten! Einzige
Veränderung zu früher: Die politischen Grenzen, die du in deinem Diercke
findest, haben sich verändert, zumindest wenn du eine neuere Auflage
besitzt. Das wirkt sich aber nicht einmal in Milligramm aus, was das Gewicht
der neueren Auflage betrifft.
    Am Freitag, am Tag vor dem Maifeiertag, da hatten etliche Klassen
Geografie, was selbstverständlich aus besagten Gründen das Gewicht vieler
Schultaschen in die Höhe getrieben hat. Dass die Schultaschen einiger Schüler,
denen eine Geografiestunde bevorstand, noch aus einem ganz anderen Grund
locker doppelt so schwer waren, wie vergleichsweise Mädchenschultaschen,
in denen nur ein Diercke steckte, ist niemandem aufgefallen. Warum auch?
Wer

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