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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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sagt dir, dass hinter so einem verweinten
Gesicht nicht die Teufelsfratze von einem Schwerverbrecher steckt, der nur
Simulation und so.
    Drum der Köstlbacher auch mehr Gewicht auf zweiten Blick. Und der eine
Offenbarung! Es gibt Menschen, die können dir 10 Mal am Tag über den Weg
laufen, und du hast sie immer noch nicht registriert. Solche Typen wären die
idealen Verbrecher, weil quasi nie Zeugen! Aber zu diesen Menschen zählte
die Herzog ganz und gar nicht. Egal, ob du die nur von hinten oder von vorne zu
Gesicht bekommst, jede Seite ist für einen tief verwurzelten Eindruck gut.
Leider muss ich dich enttäuschen, wenn du jetzt glaubst, dass es sich bei der Herzog
um so eine Superfrau gehandelt hat, wie du sie im alltäglichen Leben eher
selten, dafür am allabendlichen Bildschirm auf den unterschiedlichsten
Programmen gehäuft sehen kannst. Der Hinschaueffekt bei der Herzog und der
damit verbundene Erinnerungseffekt hatte wohl eher was damit zu tun, dass sie
eine gewisse Körperfülle unter ihren wallendem Kleid aufzuweisen hatte,
gegenüber der du den Köstlbacher im Vergleich bestenfalls als gut genährt
beschreiben könntest. Und das machte die Herzog dem Edmund auch gleich so
sympathisch. So eine Reaktion kannst du natürlich auch nur verstehen, wenn du
in einem Körper wie dem vom Köstlbacher steckst.
    Und weil der Köstlbacher inzwischen wieder genug Luft zum Reden hatte,
wollte er sofort die Leitung des Gespräches übernehmen. Nicht, dass der
Liebknecht nicht geschult in Gesprächsführung, aber der Köstlbacher eben der
Chef, und der Liebknecht nur zweite Geige.
    »Ich habe Sie erwartet! Kommen Sie herein!«, kam die Herzog dem
Köstlbacher mit einer sehr hohen Stimme zuvor, einer viel zu hohen Stimme, als
ihr Volumen hätte erwarten lassen.
    Anstatt einer Begrüßungsfloskel, einem Dankeschön fürs Hereinbitten oder
sonst was Passendem, fragte der Köstlbacher ganz unprofessionell:
    »Haben Sie hier keinen Lift?«
    Frau Herzog wirkte für einen Moment nicht mehr am Boden zerstört,
straffte sich und blickte den Köstlbacher erstaunt an.
    »Sicher doch! In der Mitte des Flurs, zwischen den beiden Treppenhäusern!
Warum fragen Sie?«, antwortete sie.
    »Unwichtig!«, antwortete der Köstlbacher nur und ärgerte sich über sich
selbst, so eine blöde Frage gestellt zu haben, nur weil er sich nicht
vorstellen konnte, dass die herzögliche Regensburger Bavaria das unumgängliche
Treppensteigen ohne Lift würde meistern können, während ihn die paar Stufen
seine letzten Konditionsreserven gekostet hatten.
    Ein Blickwechsel vom Liebknecht zwischen ihm und der Herzog machten dem
Edmund klar, dass der den Gedankengang seines Chefs erahnt hatte.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«, fragte die Herzog, vermutlich
um die Situation zu entspannen. Weil eines natürlich klar: Der Besuch der
Kriminaler galt der Ermordung ihrer Nichte Doris. Und darüber zu
reden weitaus schwerer als Kaffee kochen.
    Der Köstlbacher und der Liebknecht, die nicht zum ersten Mal in so einer
Situation und von daher psychologisches Verständnis für die Herzog. Sie
nickten darum nur bejahend und murmelten ein »Danke gerne!«, um der Frau etwas
Zeit zu geben. Inzwischen setzten sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer, wo
ihnen angeboten wurde, Platz zu nehmen. Die Zimmereinrichtung erinnerte den
Köstlbacher an ein Jagdmuseum. Seine umherschweifenden Blicke und die vom
Liebknecht musste die Herzog bemerkt haben, als sie einige Minuten
später auf einem Tablett zwei Tassen Kaffee und etwas Gebäck brachte und alles
auf dem Couchtisch abstellte.
    »Mein Mann war passionierter Jäger!«, sagte sie.
    »War?«, fragte der Köstlbacher.
    »Er ist schon vor Jahren verstorben. Ums Leben gekommen bei einem
Jagdunfall in Kenia!«, erklärte die Herzog. »Sein Hobby war die Großwildjagd!«
    Beide Kriminaler nickten verständnisvoll, aber nicht mit der Trauermine,
die sie aufgesetzt hätten, wenn der Todesfall sich erst vor kurzem ereignet
hätte.
    Für den Köstlbacher war das Wort ›Kenia‹ nun aber das Signal, mit dem Reden anzufangen.
    »Sie passen auf Ihre Nichte Evi auf, bis die Eltern wieder aus Kenia zurück
sein werden?«, fragte der Köstlbacher.
    Der Liebknecht hatte einen kleinen Block aus der Innentasche seines
braunen Sakkos gezogen und dazu einen Kugelschreiber, um wichtige Details
zu notieren, sollte es welche geben.
    »Elke und mein Bruder Bernd haben mir die Evi anvertraut, weil man die
noch nicht alleine lassen

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