Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
sinnvoll wäre, mit Kollegen ab und zu einmal
so etwas zu arrangieren. Vermutlich würde da um einiges mehr dabei
herauskommen, als auf dem Präsidium im kleinen Sitzungssaal mit dem zu
heißen oder schon wieder zu kalten Kaffee, von dem sich jeder ohnehin den
ganzen Tag über vollpumpte.
»Mir fällt das Sprichwort im Moment auch nicht ein. Aber so wie du es
sagst, stimmt’s bestimmt. Zumindest inhaltlich! Mann oh Mann oh Mann! Weißt du
eigentlich, dass du mir mit dem, was du mir da erzählt hast, eine Menge Arbeit
machst?«, fragte der Edmund kopfschüttelnd seine Anna.
»Dann wirst du wenigstens nicht arbeitslos!«, lächelte die Anna. »Außerdem
ist doch ein großer Kreis von verdächtigen Personen immer noch besser, als
im Büro zu sitzen und darüber erfolglos nachzudenken, wer so einen Mord begangen
haben könnte.«
Der Köstlbacher schaute seiner Anna in die Augen, als müsse er erst einmal
verstehen, was sie da gesagt hatte. Und so war es vermutlich auch wirklich,
weil der Wein und so. Da denkst du einfach nicht mehr so flüssig und hast schon
auch mal einen Aussetzer.
»Ganz so ist es nicht! Wir haben schon auch unsere Verdachtsmomente!«,
sagte er schließlich, weil, dass er nur so im Büro sitzen würde und quasi
Däumchen drehen, das kann ein Kommissar selbst seiner Frau gegenüber nicht
zugeben.
»Momente! Genau! Momente! Und was macht ihr die restliche Zeit? Kocht
deine Klein immer noch so einen vorzüglichen Kaffee?«, fragte die Anna.
Spätestens jetzt merkte der Edmund, dass das Gespräch auf eine Ebene
abzudriften drohte, wo er es nicht hin haben wollte. Aber weil der Nachtisch
noch nicht serviert worden war, würde er nicht einfach zahlen und gehen können,
um die Unterhaltung abzuwürgen. Daher wollte er das Thema auf Clara und den
Karl lenken. Die beiden waren immer gut für einen Gesprächsstoff. Da sich der
Edmund und die Anna aber in Erziehungsfragen oft nicht einigen konnten, bot dieses
Thema leider aber auch eine gewisse Brisanz, was ein schnelles Aufkommen eines
erneuten Ehestreits einleiten konnte.
Der Himmel hatte ein Einsehen! Weder eine Antwort auf die ironische Frage
der Anna, noch ein Themenwechsel war nötig. Annas gesamte Aufmerksamkeit und
auch die vom Köstlbacher galt von einem Moment auf den anderen nicht mehr ihrer
eigenen Unterhaltung.
Wenn du da so sitzt, eine Köstlichkeit nach der anderen vorgesetzt bekommst
und verzehrst, guten Wein genießt, tausend Mal besser als der Fusel, über
den du dir allabendlich zu Hause die nötige Bettschwere antrinkst, da
achtest du nicht mehr so intensiv auf die anderen Gäste. Zugegeben, bei der
Vorspeise, da hast du schon noch heimlich deinen Hals verdreht, weil du dir
nicht entgehen lassen wolltest, wer außer dir noch aller quasi Genussmensch.
Dass der Faltenhuber auch, das hebt nicht gerade deine Euphorie. Weil, irgendwie
stört so ein feister Politiker Typ mit seiner aggressiven Aura deine
Glücksempfindungen, die so eine Location normalerweise schnell aufkommen lässt.
Und es stört dich auch, dass der eine derart geile Begleitung, die du ihm einfach
nicht vergönnst. Weil, eines wieder einmal exemplarisch bewiesen: Geld und
politischer Einfluss machen sexy. Der Faltenhuber Geld ohne Ende und als
Stadtrat auch eine gewisse politische Machtstellung, wenngleich die
wesentlich geringer ist, als sie der Faltenhuber gerne gehabt hätte.
Wenn du nämlich nicht nur so ein Stadtratfuzzi, sondern Bundestag oder so,
dann kannst du mit 60 problemlos noch eine 20jährige. Je höher das politische
Amt, desto jünger das gefühlte Alter. Und die jungen Frauen fühlen da mit den
vergreisenden Männern recht synchron mit. Solche Beziehungen haben
dann nochmal eine verjüngende Wirkung. Daher Pensionsgrenze mit 70 für
Politiker kein Thema!
Der Faltenhuber Tisch unübersehbar, auch wenn du dich noch so um Ignoranz
bemühst. Liegt zum Teil auch daran, dass an den anderen Tischen weniger
interessante Menschen saßen, das Paar hinter der Anna einmal ausgenommen. Aber
die konnte nur der Köstlbacher sehen, weil so weit kannst du als Gast deinen
Kopf auch nicht nach hinten drehen. Wenn das die Anna gemacht hätte, dann
mindestens Halswirbelprobleme. Außerdem wäre das beim Rest der Gäste nicht
so gut angekommen. Die Anna zwar definitiv weibliche Neugierde, aber auf
keinen Fall so sehr, dass am Ende selber Blickmagnet wegen auffälligem
Verhalten. Schade für die Anna, weil die beiden hinter ihr wirklich nicht
uninteressant.
Das musst du dir
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