Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
diese Mädchen in Pink schon einmal gesehen?
Am meisten störte den Köstlbacher, dass er sich nicht einmal sicher
war, ob dieses Mädchen überhaupt irgendeine Bedeutung hatte, irgendwie mit
einem aktuellen Fall zusammen hing. Sie ist ihm wahrscheinlich nur
aufgefallen, weil Pink eben eine nicht alltägliche Farbe, zumindest nicht bei
jüngeren Frauen, vermutete der Köstlbacher.
*
Auch wenn du es nicht glauben wirst, aber dem Köstlbacher hat in
Wirklichkeit weder ein Ohrwurm noch ein fehlendes Erinnerungsvermögen sein
Hirn blockiert. Auch wenn er jederzeit einen Eid darauf geschworen hätte, dass
es nicht so war, aber am meisten hat ihn das irritiert, was es sonnenbedingt
alles zu begutachten gab. Seit seinem letzten großen Mordfall im vergangenen
Jahr, wo er so viel mit leichtlebigen Frauen zu tun gehabt hatte, seitdem hatte
der Köstlbacher viel seiner Abgeklärtheit verloren. Nicht, dass er altersmäßig
schon jenseits von Gut und Böse gewesen wäre, aber seine Anna hatte ihn langsam
aber sicher entwöhnt, weil die Arme immer wieder von Depressionen geplagt
wurde.
Und so eine Depression, die kriegst du nicht einfach los wie Kopfweh, wenn
du ein Aspirin schluckst. Da brauchst du schon ganz andere Hämmer. Die helfen dir
dann vielleicht sogar, machen dich aber nebenher künstlich glücklich, sodass
du gar nichts Natürliches mehr brauchst, um befriedigende Gefühle
haben zu können. Wenn dann dein Partner was von dir will, was du ihm früher
gerne gegeben hast, dann lehnst du ab, weil du es mit dem
Chemieglücklichmachern in dir gar nicht mehr nötig hast und keinen Sinn mehr in
den körperlich zwischenmenschlichen Glücklichmachereinheiten siehst.
Nach dem Umzug von Straubing nach Regensburg, da hatte der Köstlbacher zu
viele neue Eindrücke zu verarbeiten, sodass ihm die Entwöhnung gar nicht
einmal schwer gefallen ist. Vor lauter Arbeit hatte er sie sogar kaum bewusst
mitbekommen.
Aber dann waren da die Ermittlungen im Regensburger Rotlichtmilieu.
Die veränderten mit einem Schlag alles. Kurzfristig hatte das sogar zur
Folge, dass er seine Sekretärin bewusst wahrgenommen hat!
Das alles lag zwar nun schon ein paar Monate zurück, eigentlich schon
mehr als ein halbes Jahr. Aber da war ja noch der Liebknecht. Und der Kommissar
Liebknecht, der hatte recht begrenzte Interessen: Frauen, Arbeit, Essen,
Trinken und natürlich Fußball. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Wenn
du mit dem zu einer Vernehmung, einer Festnahme, oder sonst wo hin eine
Dienstfahrt gemacht hast, dann hast du dir ständig seine Kommentare anhören
müssen, ganz besonders die zum weiblichen Geschlecht.
Anfangs, da war der Liebknecht ja noch etwas zurückhaltend, weil
seinen Chef und gleichzeitig Partner im Dienst erst abtastend, was der für
einer und so. Wie der Liebknecht dann aber gemerkt hat, dass der Köstlbacher
nicht prüde, da ist er volle Kanne abgegangen mit seinen Sprüchen vom geilen
Arsch, den prallen Titten und was ihm sonst noch in den Sinn kam, wenn
Feminines im Gesichtsfeld.
Nicht, dass er damit genau auf der Wellenlänge vom Köstlbacher
geschwommen wäre, weil der eher Gentleman und somit schweigsam, wenn
genussvolle Erscheinungen. Aber die Bemerkungen vom Liebknecht haben immerhin
bewirkt, auch wenn’s unbeabsichtigt war, dass der Köstlbacher Erinnerung.
Und vor allem Erinnerung an etwas, was einmal gewesen ist und nur noch
selten eine Renaissance. Zumindest mit der Anna.
Außerdem ja auch noch das immense Übergewicht. Nicht das von der Anna, weil
die ja eher drahtig. Aber das vom Köstlbacher. Du glaubst ja gar nicht,
wie viele Männer auf dicke Frauen stehen! Das hat bestimmt was mit irgendwelchen
Gehirnwindungen zu tun, die noch in der Steinzeit hängen. Die verbinden
dick mit fruchtbar! Und peng! Die Frau muss her! Fortbestand des Clans gesichert!
Aber leider nur selten ein Umkehrschluss! Dicke Männer weniger gefragt. Du
könntest zwar meinen, dass auch da Steinzeit und so, weil dick ein Zeichen
für Wohlstand. Das aber eher erst ab der Römerzeit, geschichtlich gesehen. Und
2000 Jahre ist ein zu knapp bemessener Zeitraum für eine echte Verankerung im
Gehirn. In der Steinzeit ein fetter Mann bestimmt kein guter Jäger, weil zu
behäbig und langsam. So einer eher selbst Opfer von einem Raubtier. Und so
einer kein guter und zuverlässiger Ernährer seiner Nachkommen, nur weil selber
fett und vermutlich nur nutzloser Esser.
Und so ist die eheliche Treue dem Köstlbacher bisher trotz aller
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