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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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einmal vorstellen: Ein Mann und eine Frau. Er farblos,
grauer Anzug von der Stange, kurze, dunkle Haare, insgesamt eine Erscheinung,
die dir mehrmals über den Weg laufen muss, damit du dich an die erinnerst. Sie
in einem feuerroten Kleid, das mehr sehen lässt, als es verhüllt. Und da gab es
durchaus was zu sehen, trotz dem dämmrigen Licht im Lokal, das ganz bewusst so
gehalten war, damit die Tischkerzen ihren romantischen Zweck erfüllen konnten
und nicht nur quasi als Standarddeko dahinbrannten. Für den Köstlbacher das
schummrige Licht doppelt gut, weil so bemerkte die Anna nicht, dass er oft
gar nicht zu ihr hin, sondern an ihr vorbeischaute.
    Für die Restaurantangestellten das schlechte Licht doppelt schlecht.
Erstens hatten sie höllisch aufzupassen, beim Servieren nicht zu stolpern
und zweitens mussten sie bei jedem Gang am Tisch stehen bleiben und den Gästen
erklären, was sich auf den Tellern befand, weil die es selber nicht so richtig
erkennen konnten, und die Fantasie, die dich bei der Frau im roten Kleid
jederzeit unterstützt, die reicht bei den kredenzten Speisen hinten und
vorne nicht aus, um sie so detailliert zu erkennen, dass eine spontane
Endorphinausschüttung die Vorfreude auf den Genuss hätte einleiten können.
    Normalerweise der Köstlbacher ein schneller Gesichtabchecker, dann
erst alles Übrige. Aber bei der in Rot so viele körperliche Hardcorereize, dass
das Gesicht schon fast vernachlässigt werden konnte.
    Die beiden hinter der Anna sind kurz nach den Köstlbachers ins
Restaurant gekommen. Und ob du’s glaubst oder nicht, zwei Stunden später, nach
dem vierten Gang oder so, da war zwischen den beiden immer noch nichts
passiert, absolut nichts. Sie redeten kein Wort, aßen und tranken, wenn etwas
gebracht wurde, aber sonst ›niente‹ , ›absolutely nothing‹ ! Er saß da, als
hätte er als Intro einen Stecken verschluckt, kerzengerade und bewegungslos!
Sie die Beine übereinandergeschlagen, leicht vom Tisch nach hinten
abgerückt, nervös an ihrer Handtasche herumnestelnd. Und dann alle 10 Minuten
Toilette! Ich meine, da machst du dir schon deine Gedanken, weil alle 10
Minuten zur Toilette, das nicht üblich, nicht einmal bei Frauen, die zugegebener
Maßen schon öfter mal was an der Blase haben. Aber so gravierend? Weil, wenn du
als Frau so krasse Blasenprobleme, dann gehst du doch nicht ins Rosenpalais, wo
du jedes Mal bis in den Keller laufen musst, um deiner Blase Erleichterung
zu verschaffen.
    Nach 2 Stunden, der Köstlbacher hat’s nachgerechnet, einfach weil’s
ihn interessiert hat, nach 2 Stunden hat sie dann erstmals ihre Hände
unauffällig über den Tisch zu ihm hinübergeschoben. Nicht zu weit, aber
doch deutlich sichtbar. Er hat etwas gebraucht, aber nach ein paar Minuten hat
er dann seine Fingerspitzen an ihre Hand gelegt. Bis zum nächsten Gang,
die beiden hatten auch das Überraschungsmenü bestellt, bis dahin war’s das dann
aber auch schon wieder. Geredet wurde nach wie vor nichts! Die Spannung
zwischen den beiden konntest du spüren, so ähnlich wie wenn du beim
Spazierengehen unter einer Hochspannungsleitung hindurchgehst.
    Weil aber der Köstlbacher immer wieder so intensiv im Gespräch mit seiner
Anna, wegen den Münzers und so, darum irgendwann Nachlassen seiner
Aufmerksamkeit bezüglich dem Paar am Tisch hinter der Anna. Erst viel
später wieder Blick zu denen, weil nochmal Bedürfnis zu überprüfen, ob
eine Veränderung eingetreten ist, die einer Beobachtung wert wäre.
    Und wie das den Köstlbacher überrascht hat, als er die beiden in ein
intensives Gespräch verwickelt sah. Dafür hingegen kein Berührungskontakt
mehr. Weil aber an den anderen Tischen auch überall Unterhaltung,
akustisch keine Chance, etwas zu verstehen, außer ab und zu ein paar Gesprächsfetzen,
aus denen sich nichts zusammenreimen ließ.
    Der Köstlbacher hat es darum auch schon wieder aufgegeben, den beiden
zuhören zu wollen, und dagegen wieder volle Konzentration auf die Anna. Bis zu
dem Augenblick, wo dem Abend mit ihr eine unschöne Wendung drohte.
    Das verhinderte schlagartig die Rote! Auf einmal ist die aufgesprungen!
Der Köstlbacher hat’s erst nur aus seinen Augenwinkeln heraus registriert
und hat dabei ihren Stuhl umgerissen! Der wiederum hat der Anna beim
Umfallen mit der Rückenlehne gegen ihren linken Arm geschlagen, den sie gerade
anhob, weil sie einen Schluck vom Wein trinken wollte. Mit einem Schrei hat die
Anna das Glas fallen lassen. Wie die Sauerei

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