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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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zu nehmen. Schuld war sein Handy, das ihn am Weitergehen
hinderte.
    *
    Diesmal war es kein Anruf vom Präsidium, der ihn zurück beordert hätte,
weil sich irgendein neuer Ermittlungsaspekt ergeben hat, der seine Anwesenheit
nötig machte. Diesmal die Anna am Handy. Und wenn du den Köstlbacher gesehen
hättest, wie bleich der bei dem Anruf geworden ist, dann hättest du dir zum
ersten Mal echte Sorgen um seine Gesundheit gemacht. Weil, so sieht einer
nur aus, wenn Kreislauf praktisch ohne Funktion.
    »Wart’ auf mich! Ich bin in 5 Minuten da!«, sagte der Köstlbacher nur
und setzte sich so schnell es seine Kondition erlaubte, in Richtung
Prinzenweg in Bewegung. Den Umweg zum Auto über den Donaumarkt konnte er sich
sparen, weil da hätte er eher länger gebraucht.
    Obwohl auf den Stufen vor dem Dom immer noch das selbe Schauspiel, der
Köstlbacher diesmal keinen Blick mehr dafür. Außenwahrnehmung quasi reduziert
auf Weg und Personen, denen der dahin Hastende ausweichen musste, wollte
er sie nicht umrennen.
    »’Tschuldigung!«, hörte man ihn nur immer wieder sagen, wenn seine
Ausweichmanöver nicht ganz so erfolgreich vonstattengingen, wie sie’s
tun sollten.
     
     

Von-der-Tann-Straße
    (Kapitel 9)
     
    In der Von-der-Tann-Straße 24, gleich gegenüber vom Dr. Unger, hatte sich
die Doris Münzer eingemietet. Die Wohnung lief auf ihren Vater, der das
Appartement bezahlte. Nicht, dass du jetzt meinst, der alte Bernd Münzer
großzügig und so, weil monatlich Geld für eine eigene Wohnung seiner Tochter
locker, obwohl in dem Haus der Münzers genug Platz gewesen wäre. Ist zwar kein
Neubau, das Münzer Anwesen in der Reichsstraße, aber wenn du die Villen
dort kennst, dann weißt du auch, dass du einen Neubau vergessen kannst, im Vergleich
mit so einer Residenz.
    Woher der alte Münzer, der eigentlich noch gar nicht so alt war, höchstens
Mitte bis Ende 40, woher der so viel Geld hatte, darüber hat sich auch das
Finanzamt schon Gedanken gemacht. Aber das Haus in der Reichsstraße war inzwischen,
nach 15 Jahren, fast schuldenfrei. Der Münzer hatte nach seiner kurzen
Karriere als Lagerist eine Getränkemarktkette aufgebaut, zu der auch heute noch
in fast regelmäßigen Abständen neue Außenstellen hinzukamen. Inzwischen
nicht mehr nur im Großraum Regensburg. Sogar in Amberg, Sulzbach-Rosenberg
und Schwandorf war er vertreten. Eine östliche Orientierung bis hin nach
Cham war angedacht.
    Da der Münzer in seinen Märkten in einem, fast möchte man sagen
VIP-Bereich, auch erlesene Weine und hochprozentige Obstbrände, meist
aus Österreich, im Angebot hatte, fanden sich neben der ortsüblichen
Kundschaft, sogar gehobene Gesellschaftsschichten bei ihm ein, die den
Genuss exklusiver Getränke zu schätzen wussten.
    Zum Zerwürfnis mit seiner Tochter Doris war es vermutlich gekommen,
weil die Doris sich den Gothics verschrieben hatte, was der alte Münzer,
ohne sich je informiert zu haben, um wen es sich bei den Gothics handelt, nicht
akzeptieren wollte. Für ihn waren die Gothics Abschaum der Menschheit.
    Die Doris hasste die Geldmacherei ihres Vaters, die zum Großteil nur durch
die Mindestlöhne möglich wurde, die er für seine Angestellten bezahlte.
Ständige Auseinandersetzungen waren die Folge. Elke Münzer, die zweite
Frau vom alten Münzer, drohte damit, mit der Evi auszuziehen, wenn sich nicht
bald etwas ändern würde. Nicht, dass sie als Stiefmutter von der Doris
negatives Verhältnis und so. Nur so richtig auf der Seite von der Doris
hat sie auch nicht gestanden. Letztlich war es dann sogar ihr Vorschlag,
dem Wunsch der Doris nach einer eigenen Wohnung nachzugeben. Über einen guten
Kunden, der in der Von-der-Tann-Straße Wohnungen in einem Mehrparteienhaus
zu vermieten hatte, war verhältnismäßig schnell ein passendes Appartement für
die Doris gefunden. Ihr Schulweg zum AAG war entfernungsmäßig fast gleich
geblieben und von zu Hause war sie in der Von-der-Tann-Straße auch nicht weit
entfernt. Nicht, dass die Doris scharf darauf gewesen wäre, ihrem Vater häufig
über den Weg zu laufen. Aber, obwohl die Evi nur ihre Halbschwester war,
hatte die Doris ein sehr inniges Verhältnis zu ihr und besuchte sie relativ
oft.
    Der Doris fehlte die eigene Mutter, die bei einem Autounfall ums Leben
gekommen war, als sie noch in den Kindergarten ging. Die Elke versuchte
zwar alles, um ihr die Mutter zu ersetzen. Aber die Doris konzentrierte ihre
Liebe mehr auf ihre Schwester, die die Elke mit dem Bernd

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