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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Oder meinst du, ich
muss jetzt jedes Mal Männchen machen, wenn ich dich sehe?«
    »Schöne Vorstellung!«, grinste nun der Ziegenbart und blickte nun doch von
seiner Arbeit auf. »Vorausgesetzt du schaffst das mit dem Männchen überhaupt!«,
lästerte er noch dazu.
    »Blödmann!«, sagte die Hildegard, konnte sich ihrerseits aber nun auch ein
Grinsen nicht verkneifen. Und dem Ziegenbart böse sein, das hätte sowieso
nicht geklappt, weil vergangene Nacht, da Leistung vom Ziegenbart wirklich
enorm. Und nicht wegen dem Bart und auch nicht wegen den zig Metern Kabel, die
er vor jedem Auftritt von ›SOKO FRIEDHOF‹ verlegen musste.
    »Ich glaube, der Roland ist irgendwo da vorne und starrt auf die Donau
hinunter. Jedenfalls hat er das vor 5 Minuten gemacht, als ich unser Hauptkabel
in seiner Nähe vorbei verlegt hab’«, antwortete nun der Ziegenbart
bereitwillig, fügte aber ein zweites Mal fragend hinzu: »Aber sag doch: Was
willst’n denn von ihm? Der sieht heute nicht so aus, als ob er Lust auf eine
Unterhaltung hat!«
    »Das kann ich mir gut vorstellen! Wenn ich dem seine Probleme hätte,
würde ich vermutlich hier erst gar nicht auftauchen!«, entgegnete die
Hildegard. »Vielleicht erzähl’ ich dir später, was los ist! Heut’ Abend nach
der Show bei dir im Wohnwagen?«, fragte sie und blinzelte dabei teils
fragend, teils aufmunternd.
    »Hm!«, brummte der Ziegenbart nur und wandte sich ohne ein weiteres Wort
wieder seiner Arbeit zu.
    Hätte er noch etwas gesagt, bei der Hildegard wäre das sowieso nicht
mehr angekommen, weil die abrupt umgedreht und in Richtung Roland davon.
Und wenn sie nicht quer über den Rasen gegangen wäre, dann hättest du die
Erschütterungen auf dem Gehweg fühlen können, die sie dort mit ihren
schweren Stiefeln hervorrief. Weil, wenn sich so ein dreifaches
Vollblutweib in Bewegung setzt, dann hat das mit dem leisen Schritt eines sich
anschleichenden Indianers nichts gemeinsam. Vielleicht die Hildegard gerade
deshalb im Wikinger Look bei den Gothics und nicht in einem der vielen
Cowboy- oder Indianerclubs, die es in fast allen Städten gibt, natürlich auch
in Regensburg.
    Der Roland stand tatsächlich immer noch bewegungslos vorne an der Mauer,
die den Villapark zum Ufer der Donau hin abgrenzt, eine brennende Zigarette
zwischen Mittel- und Zeigefinger seiner rechten Hand eingeklemmt, und starrte
zum gegenüberliegenden Ufer, scheinbar ohne dort etwas Bestimmtes
anzusehen. Die Zigarette qualmte so vor sich hin und würde bald seine Hand
verbrennen, wenn er sich nicht in den nächsten Sekunden an sie erinnerte, um
die Kippe nach unten ins Wasser zu schnalzen oder sie mit seinen Füßen
auszutreten.
    »Zefix!«, fluchte der Roland, als in dem Augenblick, in dem sich ihm die
Hildegard näherte, genau das passierte, nämlich dass die Kippe seine Finger
ansengte. Beim Schütteln der Hand löste sich der Zigarettenstummel und fiel der
Hildegard vor die Füße. Die trat ihn gezielt aus und fragte gleichzeitig
den Roland:
    »Dir geht’s nicht gut! Oder?«
    Nun erst registrierte der Roland so richtig die Anwesenheit der Hildegard.
Aber anstatt sich zu ihr umzudrehen wandte er sich wieder der Mauerbrüstung zu
und richtete seinen Blick erneut zur Donau hin. Die rechte Hand führte er zum
Mund, um sich die beiden Brandblasen zu lecken, die seine Zigarette
hinterlassen hatte.
    Nicht, dass der Roland auch so ein Hänfling wie der Ziegenbart. Im
Vergleich zum Ziegenbart der Roland sogar ziemlich stattlich. Und mit seinem
langen, schwarzen Ledermantel, den Springerstiefeln, dem kahl geschorenen
Kopf, der übrig gelassenen, handbreit nach hinten gegelten Haarsträhne,
den Tätowierungen am Hals und schließlich der Himmlerbrille, der Roland
sogar irgendwie eine Furcht einflößende Erscheinung. Zumindest für Leute,
die eine Ahnung haben, wer der Himmler war, dessen Brillenlook der Roland
imitiert hat. Der lange schwarze Ledermantel hat zwar die Figur vom Roland
verdeckt, aber dass er viel größer war und auch viel mehr auf den Rippen hatte
als der Ziegenbart, das war trotzdem erkennbar.
    Nur jetzt im Augenblick, jetzt wo sich die Hildegard neben ihm aufgebaut
hatte, jetzt ging vom Roland kaum noch etwas von dem aus, was der normalerweise
ausstrahlte.
    Neben so einer Hildegard, auch wenn sie eigentlich Chantal heißt, neben so
einer, da haben aber vermutlich nur wenige Männer eine Chance, auch nur
irgendwie männlich zu wirken.
    »Was hast’n da an deiner Hand?«, fragte die Hildegard den

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