Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
jetzt schon wieder los?«, fragte er mehr sich selbst als den
Liebknecht, der sich anscheinend von Null auf Hundert in einen Artikel über
Promis vertieft hatte. »Hab’ der Klein doch ausdrücklich Bescheid gegeben, dass
ich nicht gestört werden will!«
»Ja!«, fragte er etwas grob, weil er an der Nummer sah, dass es, wie
vermutet, tatsächlich die Klein war, die ihn anrief. »Was gibt’s?«
»Nichts Erfreuliches, Chef!« antwortete die Klein. »Ein Toter in der
Schnupfe! Sie wissen schon, das Appartementhaus in der ehemaligen
Schnupftabakfabrik.«
»Wer?«, fragte der Köstlbacher nur knapp, weil er schon so eine Vorahnung
hatte.
»Die junge Frau behauptet, der Tote ist der Stadtrat Faltenhuber. Sie
war gerade in der Innenstadt unterwegs und wollte auf einen Sprung bei ihm
vorbei schauen. Da fand sie die Türe zu seiner Wohnung offenstehend«,
berichtete die Klein. »Eine Fußstreife ist schon dort. Sie war gerade in der
Nähe, als der Anruf der Frau in der Notrufleitstelle einging.«
»Eine Einheit zum Absperren, Spurensicherung und das ganze Pi-Pa-Po! Wir
sind in ein paar Minuten da!«, reagierte der Köstlbacher sofort in gewohnt
professioneller Art.
»Hast du nichts Besseres zu tun, als diesen Stuss zu lesen? In der Schnupfe
gibt’s eine Leiche! Und so wie’s aussieht ist’s unser Freund, auf den wir hier
warten sollen!«, fuhr er den in seine Promilektüre versunkenen Liebknecht an.
Bestimmt kannst du dir vorstellen, wie sich die Maierhofer gewundert hat,
als der Köstlbacher und der Liebknecht durch die Türe des Wartezimmers gestürzt
kamen und dem Ausgang zustrebten, während sie gerade mit dem gewünschten
Kaffee im Anmarsch war.
»Sie gehen schon? Was soll ich dem Chef sagen?«, fragte sie.
»Es wird Ihnen schon was einfallen!«, meinte der Köstlbacher im Gehen.
»Und danke für den Kaffee!« Dass die Maierhofer ihrem Chef nie mehr etwas würde
sagen müssen, das behielt er im Augenblick aber noch für sich.
»Bitte!«, antwortete die Maierhofer, die nicht wusste, was sie von den
beiden Kriminalern halten sollte.
Der Liebknecht konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann
er das letzte Mal mit Blaulicht und Martinshorn durch Regensburg
gerast ist. Nicht, dass du dir jetzt denkst, das hat dem Liebknecht so richtig
Spaß gemacht. Genau das Gegenteil war nämlich der Fall. Wenn du da bei so einem
Einsatz einen Unfall baust, dann hast du ganz schön viel Ärger am Hals. Weil
eine Mitschuld bekommst du fast immer. Das einzig Gute bei so einer rasanten
Fahrt ist höchstens, dass die Kollegen vom Verkehr keine Anzeige stellen
konnten, auch wenn das geblitzte Foto noch so scharf war.
Diesmal waren nur zwei Streifenpolizisten am Tatort. Der eine kümmerte sich
um die völlig verstörte junge Frau, die in der Wohnung vom Faltenhuber
kreidebleich auf dem Sofa saß. Der andere erwartete die beiden Kriminaler an
der Wohnungstüre, froh, endlich abgelöst zu werden.
»Aha, die Herren vom Verkehr!«, lächelte der Köstlbacher trotz der ernsten
Situation, weil er natürlich sofort bemerkt hat, wie sehr den beiden ihr
unfreiwilliger Einsatz hier an die Nieren ging.
Bestimmt kannst du es dir schon denken, um welche Polizisten es sich
hier gehandelt hat. War zwar ein fast unglaublicher Zufall, aber es sind
tatsächlich die beiden gewesen, die dem Köstlbacher damals den Strafzettel in
der Fahrradsache verpasst haben. Unter anderen Umständen hätte der Köstlbacher
sich bei ihnen liebend gerne revanchiert für ihr arrogantes Gehabe damals
an der bewussten Ampel. Doch dazu war hier weder die Zeit, noch der geeignete
Ort dazu. Aber es tat immerhin gut, zu sehen, wie die beiden jungen Polizisten
die Sache hier mitnahm. Ist eben doch ein Unterschied, einen Verkehrstoten
sehen zu müssen oder einen, der erschossen in seinem Blut vor einem
liegt und dich dabei noch mit offenen, glasigen Augen anstarrt.
Und erschossen hatte man den Faltenhuber. Das war zweifelsfrei zu
sehen. Die Kugel hatte ihn mitten in die Brust getroffen und vermutlich
eine Schlagader zerfetzt, weil viel Blut übers Hemd gequollen war. Beim
Hinfallen hatte der Faltenhuber offensichtlich noch versucht, sich an
einem Stuhl festzuhalten, was ihm aber nicht gelungen ist. Der Stuhl lag
umgerissen neben ihm, zusammen mit einer Stehlampe, nach der der
Faltenhuber mit seiner anderen Hand gegriffen haben muss. Auf einen Kampf
schien trotz der Unordnung, die der Sturz des tödlich getroffenen Stadtrats
verursacht hat, zumindest auf den
Weitere Kostenlose Bücher