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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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beobachten,
das stetig dahinfließende Wasser, das so viel schon gesehen hatte und doch
nie etwas davon preisgab. Er würde dem Wasser berichten von der Vergeltung,
die er geübt hatte, damit es besänftigt weiterfließen konnte. Und im
Villapark würde er die Kühle und Ruhe des hereinbrechenden Abends auf einer
Parkbank genießen.
     
     

Nicole
Mader
    (Kapitel 23)
     
    Nicole mag 22, vielleicht 23, höchstens jedoch 25 Jahre alt gewesen sein.
Zumindest wirkte sie so auf mich, als ich ihr Bild schon am Tag nach der
Ermordung vom Stadtrat Willi Faltenhuber in der Mittelbayerischen Zeitung
gesehen habe.
    Bei allen eitlen Gefühlen, die junge, hübsche Frauen empfinden mögen,
wenn sie sich in Großformat in der Zeitung abgedruckt wieder finden, um
diese Publizierung hat die Nicole Mader bestimmt niemand beneidet.
    Dabei hatte der Tag für die Mader so gut begonnen. Durch eine
Künstleragentur ist sie erfolgreich als Schauspielerin an das Stadttheater in
Regensburg vermittelt worden. Gut, der Willi hat in seiner Eigenschaft als
Kulturreferent ein wenig mitgemischt. Aber sei doch einmal ehrlich, ohne
Vitamin B geht heutzutage doch gar nichts mehr. Wenn da denen von der Agentur
nicht jemand zu Hilfe käme, wie sollten die denn herausfinden, welche
Qualitäten gerade sie, die unbekannte Nicole Mader, von den anderen 2000
Bewerbern abhebt? Ich meine, der Willi Faltenhuber, der ist einfach ein Ass auf
seinem Gebiet! Der hat die Nicole weinend, weil ohne Job und so, in einer Bar
kennen gelernt, sich spontan um sie gekümmert und quasi schon am nächsten
Morgen gewusst, aus welch edlem Holz die Mader geschnitzt und so.
    Dass der Faltenhuber nach seiner ersten Wahl zum Stadtrat das
Kulturreferat bekommen und es bis heute inne hat, das sagt doch alles aus! Kein
anderer von den übrigen Stadträten hatte ein so großes Herz für die Kunst,
keiner verstand so viel von ihr und konnte so gut mit diesen in der Regel doch
etwas anderen Leuten umgehen.
    Gestern war dann ihr erster Tag im Stadttheater, ihre erste Probe für das
Schauspiel ›Tannöd‹ , das in der
nächsten Spielsaison wegen der großen Nachfrage noch einmal aufgeführt
werden sollte. Ihre Rolle war keine tragende, aber immerhin eine Rolle, eine
Rolle im Rahmen eines festen und vertraglich abgesicherten Engagements für
zunächst eine Saison. Und zur Feier des Tages wollte die Nicole Mader ihren Gönner
überraschend besuchen, ein Glas Champus mit ihm trinken und so, sich bei
dem Willi eben einfach lieb bedanken.
    Weil, eines musst du wissen, die Mader keine von denen, die ohne Benimm!
Wenn der einer den kleinen Finger, dann hat ihm die Mader die ganze Hand! Nein!
Nicht was du denkst! Sie hat ihm zum Dank ihre ganze Hand hingestreckt, nicht
die seine genommen! Und weil so eine Hand oft nicht den Druck wert, den sie
hergibt, da hat die Mader noch alles drauf gelegt, wonach es so einen Mäzen
gelüstet.
    Bisher ist die Nicole Mader damit recht gut gefahren in ihrem jungen Leben.
Hat bestimmt auch daran gelegen, dass in fast allen Städten das Kulturreferat
fest in männlicher Hand und die Herrn Kulturreferenten am liebsten in Stammkneipen
verkehren, wo sie ihre Schützlinge antreffen, wo sie sich von denen anhimmeln
lassen können und wo sie jeder leicht finden kann, auch eine Nicole Mader. Ein
bisschen eher da sein, ein bisschen weinen vorab, wozu war man schließlich auf
der Schauspielschule?
    Aber, ich hab’s ja schon erwähnt, die Mader keine von denen, die nur ihren
Nutzen und so. Die Mader hat Anstand und weiß, was sich gehört. Drum der Gang
gestern zum Faltenhuber. Bestimmt hatte der einen guten Champagner in
seinem Kühlschrank, der ihrer Dankbarkeit geopfert werden könnte.
    Gedacht und ein wenig sogar befürchtet hat die Mader schon, dass der Willi
um diese Zeit noch nicht da sein würde. Sie hätte ihn anrufen können. Aber wo
bliebe dann die Überraschung? Einen Versuch war’s jedenfalls wert und
notfalls hätte sie eben noch ein wenig in einem der umliegenden Cafés auf den
Herrn Stadtrat gewartet und später noch einmal vorbeigeschaut.
    *
    Und dann dieser Schock! Im Theater, da bist du ja einiges gewohnt, weil ein
Toter quasi in jedem Stück Minimum, egal ob Oper oder Schauspiel. Höchstens die
Operette macht da eine Ausnahme, aber vielleicht wird die ja auch gerade deshalb
von vielen Leuten nicht so ernst genommen.
    Aber dann doch der große Unterschied, ob inszenierter Tod mit auswaschbarem
Farbstoff, weil die finanzielle Theatersituation keine

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