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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Pädophilen quasi prozessionsmäßig
ins Nachbarhaus zu sogenannten Vorbeugebehandlungen strömen?
    Und was die Sache noch verschlimmert, du kannst den Heiligen Florian
da nicht einmal so richtig involvieren, weil der ja normalerweise für dein Haus
zuständig und nicht für die Nachbarschaft. Aber das selbstverständlich
Spitzfindigkeiten. Der Heilige Florian würde schon wissen, wie’s gemeint
ist! Kerzen angezündet wurden dieser Tage jedenfalls vor diversen Altären in
der an Kirchen so reich ausgestatteten Papststadt viele.
    Dabei fielen Bürgerbefragungen zum geplanten Pädophilenprojekt
gar nicht so übel aus. Weil, eines darfst du nicht vergessen, die direkte
oder zumindest die nähere Nachbarschaft zum auserkorenen Treff für Pädophile
relativ begrenzt. Bürgerumfrage aber stadtweit. Und die meisten mit
dem Heiligen Florian doch recht zufrieden, weil der dafür gesorgt hat, dass der
Treff nicht in ihrer Nähe geplant und so.
    Der Stadtrat Faltenhuber hätte natürlich als Organisator dieser neuen
Einrichtung der Stadt Regensburg den Ort des Geschehens am liebsten in der
inneren Altstadt gesehen, quasi in direkter Nachbarschaft zur Schnupfe. Nicht,
dass er selbst wegen seiner ›Neigungen‹ zur Therapie später dort hätte auftauchen wollen. Da hat er nämlich nicht im
Traum daran gedacht, der Faltenhuber, sich therapieren zu lassen.
    Wenn du schwul bist, dann hast du weiter ja keine großen Probleme, dich mit
Gleichgesinnten zu treffen. Weil jetzt, wo sogar hochrangige Bundespolitiker
sich zu ihrem Schwulsein bekennen und sogar ihren Partner ehelichen
dürfen, da darfst du als Stadtrat natürlich auch und so. Aber das hat dem Faltenhuber
wenig gebracht, weil ausgerechnet schwul bei seinen sexuellen Vorlieben
nicht aufgelistet.
    Vermutlich war die Anzahl der Kerzenstifter gegen ein Therapiezentrum
für Pädophile in der Innenstadt zu übermächtig, als dass der Faltenhuber
noch den Hauch einer Chance gehabt hätte, seine Vorstellungen
durchzusetzen. Da hätte der Heilige Florian schon selbst zu Lebzeiten pädophil
gewesen sein müssen, dass der Faltenhuber sich gegen die Kerzenstifter
hätte durchsetzen können.
    So ist es dann auch dabei geblieben, in der Innenstadt die
Pädophilenkonzentration nicht zu erhöhen, auch nicht zeitweise.
    Und, sei doch einmal ehrlich, Pädophile können nur therapiert werden,
wenn sie um sich herum auch ihre Lustobjekte laufen sehen. Alles andere wäre
blanke Theorie, und die Praxis würde sie dann wieder in zwanghafte
Handlungen zurückversetzen. Und, in der Innenstadt, da kaum noch junge
Familien, also auch kaum Kinder. Schulkinder tagsüber vielleicht ab
und zu schon eher, aber eben nur tagsüber, wenn alle Straßen belebt und
so.
    Aber in den Außenbezirken, da Konzentration von Kindern viel höher. In
den Außenbezirken auch überall Kindergärten und Grundschulen. Wenn du da
als Pädophiler unterwegs bist, dann kannst du die an dir begonnene
Therapie quasi optimal umsetzen und direkt in der Nachbarschaft den Teufel mit
dem Belzebub austreiben.
    In seiner Eigenschaft als Organisator von der ganzen Sache, da war der
Faltenhuber wenig beeindruckt von irgendwelchen Bürgerbedenken, weil
die gibt es praktisch immer, egal was in Planung ist. Und ein guter Politiker
ist schließlich dazu da, Zeichen und nicht jedes Gemeckere auf die Tagesordnung
zu setzen!
    Im Prinzip sind in Wirklichkeit quasi fast alle Bürger mit allem
einverstanden, egal ob es sich um eine neue Strafvollzugsanstalt handelt,
einen Flugplatz, einen Spielsalon, einen Sexshop oder ein Bordell. Nur in ihrer
Nähe sollte es nach Möglichkeit nicht sein. Aber dafür gibt es schließlich den
Heiligen Florian. Zumindest in Bayern! Im protestantischen Norden der
Republik, da haben’s die Bürger nicht so einfach, weil Schutzheilige eher
Mangelware. Vielleicht zieht es ja auch deshalb so viele von denen in den
deutschen Süden nach Bayern.
    Vielleicht war es Zufall, aber die Wahl auf den Standort ist zuletzt auf
einen Stadtteil gefallen, in dem relativ wenige Katholiken. Und, du wirst es
dir schon denken, in den anderen Stadtteilen sind schon lange nicht mehr
so viele Kerzen zu Ehren des Heiligen Florians angezündet worden. Da siehst du
wieder einmal, was Kerzen so alles bewirken können, zumindest im katholischen
Raum!
    Wenn sich die Pädophilen, man rechnete mit 120 bis 140 Männern jährlich,
Frauen scheinen da eher absolute Exoten zu sein, wenn sich diese Pädophilen in
Zukunft in Regensburg therapieren lassen

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