Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Einwegkleidung im
Budget, oder ob richtiges, echtes, frisches Menschenblut. Eigentlich hätte der
Schock nach der Entdeckung dieser Bluttat die Nicole Mader zum Umfallen
bringen müssen, zumindest zum hysterischen Schreien. Das waren auch
wirklich ihre ersten Gedanken, ich meine, dass sie jetzt laut Drehbuch bestimmt
umfallen oder schreien müsste. Weil so eine Vollblutschauspielerin, die eben
nicht nur auf der Bühne im Beruf, die quasi immer Schauspielerin. Und
darum natürlich auch immer professionelle Gedanken, welche Reaktion
richtig und vor allem publikumswirksam. Aber der Schock hat
vermutlich ihre Professionalität gehemmt. Und weil sie heute schon
einige Seiten von ihrer neuen Krimilektüre verschlungen hat, so einen Thriller
einer amerikanischen Autorin, wo nach jedem Mord die Leichen fachgerecht
vom Killer ausgeweidet werden, da vermisste sie in einem zweiten Gedanken
den Eisengeruch, den frisches Menschenblut angeblich verströmt, wenn es aus der
tödlichen Wunde über die Kleidung und auf den Fußboden sickert. Dieses
Detail würde sie sich merken und einen entsprechenden Leserbrief auf die
Homepage der amerikanischen Autorin setzen. Offensichtlich wurde man da
als Leser ganz schön verarscht. Kann so eine Autorin leicht machen! Weil, wer
ist schon in der Lage, zu überprüfen, ob das mit dem Eisengeruch stimmt?
Schön war der Anblick vom Stadtrat Willi Faltenhuber nicht. Am
allerwenigsten schön waren seine offenen Augen, die, obwohl durch den Tod
gebrochen und leicht glasig, ein Erstaunen ausdrückten, ein Nichtglaubenwollen.
Da möchtest du meinen, wenn einer das Zeitliche gesegnet hat, dann
erschlafft seine gesamte Muskulatur, also auch die in seinem Gesicht. Es ist
seltsam, aber die im Gesicht scheint sich mit dem Eintritt des Todes nicht zu
verändern. Als wollte es den Lebenden noch etwas erzählen, das nur noch jetzt
erzählt werden kann. Quasi Möglichkeit zu einer letzten non verbalen
Kontaktaufnahme!
Als später der Köstlbacher diesen Gesichtsausdruck gesehen hat, da war
er schon nicht mehr so klar. Aber ein guter Kriminaler, der kann so einen
Gesichtsausdruck auch nach einigen Stunden quasi noch zurückrechnen. Die jungen
Kripobeamten, die können das heutzutage nicht mehr, weil die zum
Zurückrechnen immer PC-Programm und so. In 100 Jahren werden vielleicht nur
noch dreidimensionale digitale Fotos in einen PC eingespeist und das Programm
übernimmt dann die ganze Ermittlungsarbeit. Das aber frühestens in
100 Jahren! Bis dahin immer noch Kriminalerverstand und Intuition
gefragt!
Die Nicole Mader hat diesen Gesichtsausdruck aber falsch interpretiert. Sie
hat eher gemeint, der Willi wäre erstaunt darüber, dass sie hier
aufkreuzt, gerade jetzt, wo sie doch etwas ungelegen käme.
»Ich geh’ schon! Bin schon wieder fort!«, sagte sie darum zum ermordeten
Faltenhuber, hat sich umgedreht und ist aus der Wohnung hinaus auf den Hausflur
geeilt. Dort hat sie dann zu ihrem Designerhandy gegriffen, ein Teil, das ihr
der Kulturreferent ihres letzten Engagements in Würzburg geschenkt hatte,
damit sie ihn und er sie zu jeder Stunde und so. Würzburg war passé, aber das
Handy war noch da!
Nach dem Anfunken der Notrufleitstelle wartete sie noch vor der Wohnung auf
das Eintreffen der Polizei. Und weil jetzt quasi Szenenwechsel, da ist sie kurz
darauf in Ohnmacht gefallen. Ein Arzt, den die Polizisten schnell herbeorderten,
der gab ihr nach dem Erwachen aus ihrer Ohnmacht eine Beruhigungsspritze.
Und weil der nicht wissen konnte, dass sie in Wirklichkeit nur eine
drehbuchmäßig zu erwartende Ohnmacht und im Grunde genommen eigentlich in Ordnung,
drum seine Injektion auch eine etwas überzogen krasse Wirkung.
Die Nicole Mader versank also erst einmal in einen Dämmerzustand, wie
sie seit ihrem letzten Trip keinen mehr gehabt hat.
Mehr
Professionalität bitte!
(Kapitel 24)
Sicher wartest du schon lange darauf, dass sich irgendwann der Dr. Huber,
der Abteilungsleiter aller Beamten der Kripo Regensburg, dass der beim
Köstlbacher aufkreuzt und wieder einmal so richtig Ramba Zamba macht.
Vermutlich hätte der Dr. Huber das auch schon lange getan. Aber der Dr. Huber
hatte seit ein paar Wochen echten Ärger wegen erneuter Umstrukturierungspläne
des Ministeriums, sodass er seine Abteilung ›Mord
und Totschlag‹ unbeabsichtigt stiefmütterlich behandelte.
Nicht, dass es dem Köstlbacher was ausgemacht hätte, wenn sich der Dr.
Huber einmal länger nicht in seinem Büro blicken ließ.
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