Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
tatsächlich der war, nach dem der
Köstlbacher in seinem Albtraum auf dem Domplatz gesucht hatte. Genau so hatten
ihn mehrere Zeugen beschrieben, die ihn in den Arcaden und auch in der
Stadt mit der Doris gesehen haben wollten. Und, genau der war es auch, da war
sich der Köstlbacher hundert pro sicher, der in der Allee entlang dem
Schulgelände vom AAG vor dem Hofeingang gestanden hat und mit der Doris
dort geredet hat, als er sein Rad dort ein paar Tage vor ihrer Ermordung vorbeigeschoben
hatte.
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, fragte der Liebknecht nach,
weil der Köstlbacher keine Reaktion und so.
»Wieso fragst du? Natürlich hab ich dich gehört. War nur kurz in Gedanken«,
antwortete der Köstlbacher.
»Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen?«, fragte der Liebknecht, auf die
Gedanken vom Köstlbacher anspielend.
»Wie sagst du heißt er?«, fragte der Köstlbacher, ohne auf die Frage vom
Liebknecht einzugehen.
»Fuchs! Roland Fuchs!«, antwortete der Liebknecht, dem der Nachname vom
Roland wieder eingefallen war.
»Fuchs? Fuchs sagt mir nichts! Aber lass uns hören, was uns dieser Herr
Fuchs zu sagen hat!«, sagte der Köstlbacher, öffnete die Tür zum Vernehmungszimmer
und ging mit dem Liebknecht im Gefolge rein.
Der Roland stand sofort auf, als die beiden Kommissare eintraten und
reichte dem Köstlbacher seine rechte Hand.
»Grüß Gott Herr Kommissar!«, begrüßte er den Kriminaler.
»Köstlbacher! Kommissar Köstlbacher! Meinen Kollegen Kommissar Liebknecht
kennen Sie ja bereits. Sie haben uns was zu erzählen?«, fragte der Köstlbacher
und bedeutete gleichzeitig mit seiner rechten Hand, wieder Platz zu
nehmen. Er selbst setzte sich dem Roland Fuchs gegenüber. Zwischen den beiden
stand ein Tisch, auf dem bereits ein Kaffee für den Fuchs dampfte, den der
Liebknecht schon vorab geordert hatte. Auf ein digitales Aufnahmegerät
konnte verzichtet werden, weil der automatische Mitschnitt mit der Kamera
ohnehin mit Ton. Der Liebknecht nahm etwas abseits Platz. Die Taktik sah es bei
solchen Unterredungen vor, dass einer das Gespräch führte, der andere nur
beobachtete.
»Ich möchte eine Aussage machen!«, begann der Roland zaghaft. »Es geht um
die Doris Münzer, die Tote, die Sie am 1. Mai im Villapark gefunden haben.
Meine Doris!«, fügte er noch hinzu.
Der Köstlbacher hat nur aufmunternd und fragend seinen Kopf gehoben, aber
nichts gesagt. Weil, eines musst du wissen, wenn du bei so einer
freiwilligen Aussage gleich mit Fragen unterbrichst und so, dann bringst du den
Typen aus seinem Konzept, das der sich mit Sicherheit zurechtgelegt hat und am
Schluss hört der womöglich sogar auf, weiterzureden. Drum Gebärdensprache
das Maximum, was an Kommunikationsbeteiligung deinerseits in dem
Augenblick praktikabel.
»Bestimmt haben Sie sich gewundert, warum die Doris oben im Villapark
gelegen hat und nicht unten an der Donaupromenade, wo sie gestorben ist.
Aber ich konnte sie doch nicht da unten liegen lassen! Es war stockfinster dort
und ich habe nicht genau feststellen können, wie schwer sie verletzt war. Also
habe ich sie hochgehoben und nach oben auf die Wiese getragen. Die Doris war ja
nur ein leichtes Persönchen. Dort oben hat das Licht vom angestrahlten
Ostentor und der auch hell beleuchteten Villa ausgereicht, dass ich gesehen
habe, was los war. Sie war tot! Mausetot! Da habe ich die Panik bekommen und
bin abgehauen. So war das!«, sagte der Roland, unterstrich das Gesagte mit
einer Geste und signalisierte damit ein vorläufiges Ende seiner Aussage.
Der Köstlbacher hat nicht gleich was gesagt. Erst einmal ein paar Sekunden
Ruhe. Die Zäsur, die der Roland gemacht hatte, wirken lassen. Vielleicht
dadurch auch die innere Unruhe vom Roland steigern, falls dies nötig sein
sollte. Erst dann fragte der Köstlbacher:
»Warum haben Sie die Doris hinuntergestoßen über die Mauer? Weil sie mit
Drogen nichts mehr zu tun haben wollte? Oder weil sie wussten, dass sie von
Ihnen schwanger war und sie das Kind nicht abtreiben wollte?«, fragte der Köstlbacher
eiskalt und behielt dabei den Roland fest im Auge.
»Was sagen Sie da? Die Doris war schwanger?«, fragte der Roland und wirkte
dabei nach Ansicht beider Kriminaler glaubhaft überrascht. Auch die späteren
Auswertungen der Videoaufzeichnung durch ein Expertenteam, was die Körpersprache
vom Roland betraf, kam zu diesem Schluss.
»Sie wussten das nicht? Wollten Sie das Kind nicht abtreiben lassen,
weil Sie befürchtet haben, es
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