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Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Villapark - Koestlbachers zweiter Fall

Titel: Villapark - Koestlbachers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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könnte eine Missbildung werden? Immerhin war
die Doris regelmäßig auf Koks. Und das hatte sie von Ihnen!«, behauptete der
Köstlbacher einfach mal so ins Blaue. Der Liebknecht hob daher auch erstaunt
seine Augenbrauen.
    Nicht, dass so eine Überrumplungstaktik mit nicht bewiesenen
Fakten und, im Grunde genommen nur reinen Vermutungen, die
übliche Befragungstechnik vom Köstlbacher. Aber diesmal besonderer Umstand.
Aussage freiwillig und ohne die Einmischung eines Anwalts. Zumindest noch!
    »Herr Kommissar, ich hatte keine Ahnung, dass die Doris schwanger war. Das
müssen Sie mir glauben! Wie kommen Sie überhaupt auf so etwas?«; fragte der
Roland.
    Und wieder war es die besondere Situation, in der es der Köstlbacher
großzügig gestattete, dass der Befragte auch eine Gegenfrage stellen durfte.
    »Gerichtsmedizin! Obduktion!«, antwortete der Köstlbacher nur knapp.
»Im vierten Monat!«, fügte er noch hinzu.
    »Das glaub ich jetzt nicht!«, sagte der Roland, meinte aber wohl eher, dass
ihn das total überraschte.
    »Das können Sie halten, wie Sie wollen! Aber Tatsache bleibt Tatsache!«,
sagte der Köstlbacher.
    »Und wenn Sie’s nicht waren, wer dann?«, fragte er noch weiter, bevor der
Roland was sagen konnte.
    »Keine Ahnung! Die Doris hat mit vielen rumgemacht. Wir haben uns
diesbezüglich nie Beschränkungen auferlegt, Aber sie hat immer vorgesorgt.
Heidenrespekt vor AIDS, wenn Sie verstehen, was ich meine«, antwortete der
Roland, dem dieses Thema sichtlich unangenehm war.
    Der Köstlbacher hat die Schwangerschaftsthematik daraufhin
zurückgestellt, weil so eine Diskussion zu nichts führt. Er würde den Dr.
Kroner nochmal kontaktieren müssen. Vor der Freigabe zur Verbrennung hatten die
bestimmt die DNA vom Embryo der Doris analysiert und sie für einen eventuell
nötig werdenden Datenabgleich auf ihrer Datenbank liegen. Die Aussage
vom Roland wäre somit im Falle des Falles leicht veri- oder auch
falsifizierbar.
    »Dann bliebe immer noch die Frage, wie die Doris an ihr Koks kam. Oder
wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie von der Kokserei auch nichts gewusst
haben?«, fragte der Köstlbacher.
    »Nein! Natürlich hab’ ich davon gewusst! Alle haben davon gewusst!
Aber sie hat sich ja nichts sagen lassen! Ich soll mich um meinen eigenen
Scheiß kümmern, hat sie mir jedes Mal zur Antwort gegeben, wenn ich wegen der
Kokserei was gesagt habe!«, sagte der Roland.
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass Sie schon des öfteren bei der Übergabe von
einem Koksbriefchen beobachtet worden sind!«, bluffte der Köstlbacher erneut,
nicht zuletzt, weil er selbst ja einmal von so einer Übergabe Zeuge war, wenngleich
die Übergabe von etwas, das man nicht genau sieht, alles Mögliche hätte gewesen
sein können.
    »Herr Kommissar!«, sagte der Roland und begann in dem Augenblick sogar zu
lachen. Allerdings klang dieses Lachen fast ein wenig hysterisch. »Ich hab’ mit
Drogen nichts am Hut! Prüfen Sie das nach! Sie werden zu keinem anderen
Ergebnis kommen!«
    Natürlich würde der Köstlbacher das noch überprüfen. Momentan gab er
sich mit der Behauptung vom Roland überraschend zufrieden. Der wirkte
einfach nicht kriminell, der Knabe, auch wenn er noch so verrückt aussah.
    »Hat das eigentlich einen Grund?«, wechselte der Köstlbacher das Thema
und deutete mit einer kreisenden Handbewegung auf das Outfit und die
Tätowierungen und so.
    »Nicht wirklich! Das heißt, irgendwie schon! Ich studiere Soziologie. Und da
interessiere ich mich speziell für die Randgruppen unserer Gesellschaft.
Will irgendwann auch meine Doktorarbeit darüber schreiben. Wenn ich da normal
aussehe, so mit Jeans, T-Shirt und so, dann habe ich keine Chance, an
solche Cliquen ranzukommen. So, mit diesen Klamotten, dem Haarschnitt,
Tätowierungen und so weiter, da haben die meisten keine Berührungsängste mit
mir«, erklärte der Roland, überraschte damit beide Kriminaler sehr, weil
die mit allem und mit jeder Erklärung gerechnet hatten, nur nicht mit der.
    Aber konnte schließlich gut sein, dass der Roland tatsächlich ehrlich. ›Kleider machen Leute!‹ Das hat schon
der Dichter Gottfried Keller gewusst, und beim ›Hauptmann von Köpenick‹ , da hat’s der Carl Zuckmayer thematisiert.
Schien zwar irgendwie abgefahren, aber sie hatten den Roland wegen seinem
Outfit und dem Ganzen schließlich wirklich diversen Szenen zugeordnet, nur ganz
bestimmt nicht der Soziologischen Fakultät an der Uni.
    Entweder war der Knabe extrem clever und

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