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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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saß dort. Alle trugen Kleidung ohne Namensschildchen, aus einem Weltenkreuzer-Vorrat, der den Absturz überstanden hatte. Eine Versammlung von Namenlosen auf einem frisch benannten Planeten. Unter den leeren Feldern auf Brust und Ärmel prangten die Logos der OOSTERBRIJK. Wie Zuchtvieh, dachte Eliza, das den Stempel des Stalls trägt.
    Man winkte sie dazu. Auf jedem Platz stand eine mit dampfendem Kaffee gefüllte Tasse, und keine der Tassen passte zu irgendeiner anderen. Eliza erkannte sofort jene Frau, die sich damals mit Schwester Gerda um die Spritze gestritten hatte. Sie war offenbar ebenjene Chefin, von der die Rede gegangen war.
    »Ich glaube«, sagte Tina, »wir müssen dir einiges, hm, erklären. Wir sind in einer Ausnahmesituation, kann man sagen, und wahrscheinlich müssen wir uns lange, sehr lange, auf dieser Welt durchschlagen. Die Hoffnung auf eine schnelle oder wenigstens baldige Rettung hast du ja gründlich zerstört, wie mir berichtet wurde.«
    Ein Raunen ging durch die Runde. Eliza sah sich um. Männer und Frauen waren da, alle in die einheitliche Kluft der Siedler gekleidet, blaue Overalls aus einem unverwüstlichen Material, das Wind und Wetter für Jahrzehnte trotzen konnte. Die meisten nippten gierig an ihrem heißen Kaffee, als wäre dies eine der wenigen Gelegenheiten dazu. Später erfuhr Eliza, dass es tatsächlich so war. Später erfuhr Eliza auch, dass es hier unmöglich war, einen Äthyltee zu bekommen.
    »Zur Sache«, sagte Tina, »wir sind wahrscheinlich, sagt jedenfalls unser Gast, wahrscheinlich mehr als fünfzehnhundert Lichtjahre von Engambosch entfernt, und, logischerweise, von allen anderen bewohnten Planeten einschließlich Serafim noch weiter. Wirklich eine wertvolle Information, die uns da so ganz zufällig über den Weg gelaufen ist.« Sie wies auf Eliza; es war die Geste eines Zauberers, der sein Kaninchen zeigt, allerdings ohne Lächeln. Unter den Leuten am Tisch entstand Unruhe.
    »Woher will sie das wissen?«
    »Sie ist eine Zentralierin, oder besser gesagt, sie war eine Zentralierin, wenn ihr wisst, was das bedeutet, beziehungsweise früher bedeutete.«
    »Ach so.«
    »Unseren Informationen zufolge«, sagte Tina, »zählt sie zu den wenigen Personen, denen die Ehre zuteil geworden ist, zum epsilonischen Raumschiff reisen zu dürfen. Wir haben es also nicht mit irgendeiner Zentralierin zu tun, denke ich. Diese Frau ist, um es mal vorsichtig auszudrücken, etwas Besonderes.« Sie machte eine Pause und sah jetzt Eliza zum ersten Mal an. Ihr Gesicht war blass und verspannt. »Ist das so richtig?«, fragte sie.
    Eliza nickte. Sie war tatsächlich einmal zum epsilonischen Raumschiff gereist, und das war sehr beeindruckend gewesen. Nicht wegen des gigantischen Artefaktes, das unzugänglich und stumm vor sich hin schwebte, sondern wegen des Ausblicks auf den kleinen blauen Planeten, von dem alles irdische Leben abstammte, und der sich seit tausend Jahren von der Außenwelt abkapselte. Eliza hatte damals stundenlang diese unscheinbare Welt betrachtet und sich dabei wieder und wieder die Nachricht angehört, die im Jahre 1047 das letzte von dort gekommene Lebenszeichen gewesen war. Wenn sie richtig verstand, hielt man ihr jetzt diesen Ausflug vor. War es verwerflich, das epsilonische Raumschiff gesehen zu haben?
    »Wir haben hier, wie du wohl bemerkst, so etwas wie eine, nun ja, Regierung gebildet«, fuhr Tina fort und starrte finster in ihren Kaffee, als erwartete sie Widerspruch, »und damit gleich und von Anfang an Klarheit herrscht: Wir lassen uns von euch, den Zentraliern unseligen Angedenkens, nicht mehr reinreden, denn diese Zeiten sind vorbei, endgültig, möchte ich sagen.«
    Eliza sah sie fragend an.
    »Die hohen Herren und Damen aus der Zentrale haben uns schließlich reingeritten, ja, in diesen Schlamassel. Meinst du ernsthaft, dass irgendeiner von uns, uns allen, noch Vertrauen hat zu euch, nach allem, was passiert ist?«
    »Ich bin allein«, sagte Eliza, »und ob die Ursache des Unglücks menschliches Versagen war, steht nicht fest, und ...«
    »So ein Quatsch«, unterbrach ein bärtiger Typ.
    »Unglück! Unglück nennt sie es«, bemerkte ein anderer kopfschüttelnd. Löffel und Tassen klapperten.
    Tina fuhr fort, als hätte es weder Antwort noch Unterbrechung gegeben: »Wir müssen uns hier, auf dieser Welt, einrichten, für länger, womöglich sogar für immer, wer weiß. Da brauchen wir jeden, jeden Einzelnen, ohne Unterschiede. Du bist allen anderen, die hier

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