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Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)

Titel: Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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standen ein paar Hunde. Spielten ihr die Augen einen Streich, oder sahen diese Hunde nicht sehr merkwürdig aus? Ein bisschen wie das tote Vieh dort drüben, das mittlerweile von den vielbeinigen Wesen fast völlig unter die Erde gezogen worden war. Barbara schüttelte den Kopf, und fast hatte sie den Eindruck, die Welt würde ein Stückchen nachkreiseln. Sinnestäuschungen, dachte sie, verdammt noch mal, ich habe innere Blutungen, mit mir geht es zu Ende, und obendrein habe ich Halluzinationen. Jonathan, was wird Tina böse sein auf uns, wenn wir so spät kommen. Jonathan, was ist mit dir, was sind das für Tiere, die sich da an deinem Bein zu schaffen machen? Nicht drangehen, das ist sein schlimmes Bein, das tut ihm weh ...
    Taumelnd kam sie auf die Beine, und ihr Kopf klärte sich wieder, wenn ihr auch der scharfe Schmerz hinter den Rippen die Tränen in die Augen trieb. Die Tiere kamen langsam näher, und sie hatte keine Angst vor ihnen. Angst hatte sie nur vor diesen widerlichen Kreaturen, von denen sie nicht gefressen werden wollte, vor allem nicht bei lebendigem Leibe.
    Die hundeartigen Wesen hatten nur ein Gesicht, keine zwei gleichen Köpfe, und in den Augen dieser Wesen sah Barbara etwas wie Neugier, Wissen, Freundlichkeit. Es war, als ob sie sich mit ihnen verständigen könnte, auf einer Ebene, die sie nicht verstand. Plötzlich wusste sie, wer oder was sie angeschaut hatte aus dem nässetriefenden Gebüsch. Diese Tiere konnten das Gewürm aus dem Untergrund auch nicht ausstehen, erkannte sie, und vielleicht konnten sie ihr helfen. Ja, dachte Barbara, helft mir, bitte. Ihre Beine gaben unter ihr nach, und sie setzte sich schwer. Da wurde sie von den Tieren umringt. Sie sah die Augen der hundeartigen Geschöpfe von Nahem, und es war eine fremdartige Intelligenz, die sie sah. Geradezu schmerzhaft rastete in diesem Augenblick so etwas wie ein Kontakt ein, und sie sah sich selbst mit den Augen dieser Wesen, eine verheulte kleine Frau, schneeweiß im Gesicht, Blut lief aus dem Mundwinkel, die Hände zitterten. Sie wandte sich ab, der Anblick war nicht schön, und sie hatte heute bereits jemanden sterben sehen, den sie gut gekannt hatte. Sie sah zum Himmel auf, und der war nicht mehr grau und eintönig und verregnet – in den phantastischen Wolkenformationen war Licht und Farbe, ein verrücktes Spiel von sich ständig verändernden Formen. Für einen Augenblick meinte sie, ein gigantisches Tier schwebe durch die Luft. Es war regenbogenfarben, seine Schwingen reichten von Horizont zu Horizont, und es lächelte freundlich aus der Höhe des Zenits herunter, während es näher kam. Barbara freute sich über den Anblick, den ersten Regendrachen ihres Lebens; nie hätte sie gedacht, etwas so Schönes je zu Gesicht zu bekommen.
    Solange die seltsamen Tiere um Barbara Brewkas Körper herum saßen, trauten sich die Kreaturen, die das gestorbene Vieh auf der anderen Seite der Lichtung verzehrt hatten, nicht an die beiden Menschen heran; stattdessen versuchten sie in stumpfsinniger Beharrlichkeit, Nummer sieben zu fressen. Der Gleiter sank tiefer und tiefer, und um ihn herum schien die Erde zu brodeln. Nach einigen Stunden war die Maschine gänzlich verschwunden. Einen Tag später sah die Lichtung so aus, wie sie immer ausgesehen hatte.

5. Fremdkörper
    So, so. Vilm sollte diese Welt heißen. Ihr Name sollte nicht eine Zahlenkombination sein, die auf die Koordinaten eines leeren Punktes im All verweist. Eines Punktes, den man lediglich als Wegmarke benutzte. Eliza erschein es seltsam, dieser Welt überhaupt einen Namen zu geben, und die Namensgebung nach dem Vornamen des ollen Oosterbrijk war albern. Sie empfand das immer noch als lustig, als sie sich in einem überraschend großen Raum wiederfand, einem gewaltigen zusammengestückelten Schaltpult gegenüber, an dem niemand saß. Der größte Teil der Anzeigen war tot, und wo Bildflächen gewesen waren, funkelten Splitterreste. Auf jedem verfügbaren Platz waren zusätzliche Geräte aufgestellt, provisorisch durch allerlei Kabel und Strippen miteinander verbunden. Diese behelfsmäßigen Installationen funktionierten. Da blinkten Lämpchen, leuchteten Signale auf – und unter dem Pult hockte wie ein verwundetes Krokodil ein Rechner, dessen Anzeigen intensive Nutzung bewiesen. In der Ecke des Raumes waren verschiedenartigste Stühle und Sessel um einen mächtigen runden Tisch gestellt, dessen Platte von einem schmalen gezackten Riss geteilt wurde. Ein gutes Dutzend Leute

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