Vilm 01. Der Regenplanet (German Edition)
hingeworfen wie die abgestreifte Haut eines geschlüpften Schmetterlings. Ich muss wahnsinnig geworden sein. Oder ich bin aufgewacht. Jedenfalls ist irgendetwas passiert. Wundersame Erzählungen kamen ihr in den Sinn, von Leuten, die in Sekundenschnelle um Lichtjahre auf andere Welten versetzt worden waren. Solche Geschichten, die niemandem zuzumuten waren, der das fünfte Lebensjahr überschritten hatte.
Juanita drehte sich um und lief los. Die bloßen Füße sanken tief im Sand ein. Nah an der Lagune lief es sich besser. Die Luft strich warm an ihr entlang. Ein Tropfen Flüssigkeit rann ihr Gesicht herab. Sie fischte ihn mit der Zunge von der Oberlippe und freute sich, dass er salzig schmeckte. Als sie feststellte, dass sie nicht allein war, blieb sie stehen. Schlafend lag da jemand am Rande des Wassers. Ein fremder Mann, splitterfasernackt. Er war nicht untersetzt, blass und kurzhaarig wie die von Sonnenentzug und jahrelangem Dauerregen mitgenommenen Vilmer. Dieser Fremde hier war schlank, unter seiner braunen Haut konnte sie die Muskeln und den Lauf der Sehnen erkennen, seine Haartracht war lang und nahezu weiß, von der Sonne und vom salzigen Wind gebleicht. Ungeniert betrachtete sie ihn und ging auf dem leise knirschenden Sand vorsichtig näher heran, um ihn nicht zu wecken. Sie setzte sich auf Armeslänge neben den Fremden. Der Wind bewegte leicht das weißblonde Haar, einige Strähnen waren an Stirn und Schläfe geklebt und dunkel von Schweiß. Manchmal schluckte er, und sein Adamsapfel hüpfte, der Brustkorb hielt dann im Heben und Senken inne. Einmal fuhr er sich mit der Hand träge über den Bauch, als müsse er eine lästige Fliege verscheuchen, worauf die Hand in der Leistenbeuge liegen blieb. Juanita sah ihn an, als wäre das ein Traum, betrachtete ohne Scham seinen Körper, seine langen Beine und sein Geschlechtsteil, das von der wie zufällig hingelegten Hand vor der Sonne geschützt wurde. Sie tat das noch, als sie spürte, dass man sie ebenso beobachtete. Er sah Juanita mit weit offenen Augen an, die sie überraschten, weil sie von tiefem Braun waren. Sie wusste nicht, warum, sie hatte blaue Augen erwartet.
»Zufrieden?«, fragte er und lächelte.
Sie starrte ihn einige Sekunden lang schockiert an, ehe sie sprechen konnte. »Wie«, sagte sie stockend, »wie ist das möglich, ich meine ... Bin ich übergeschnappt oder was ...?«
Er drehte sich ihr zu und schob eine Handvoll weißen Sand auf ihren Fuß. »Du bist doch selbst schuld«, sagte er, »wenn man das so nennen kann – Schuld klingt nach Verbrechen.« Mit zwei Fingern schob er sorgfältig den Sand von ihrem Fuß herunter.
»Trotzdem verstehe ich nichts«, sagte sie verwirrt und blickte sich um, »das ist doch alles wirklich da, oder?«
Er nickte, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt; seine Finger waren auf dem Grund der Handvoll Sand angekommen und strichen auf ihrer Haut herum, als suchten sie nach Sand, den sie entfernen könnten.
»Ich selbst«, murmelte Juanita bei sich, »sollte das so einfach sein, ich selbst war das?« Seine Hand hatte begonnen, sie wie geistesabwesend zu streicheln, und die Wärme seiner Haut war ganz anders als die des Sandes und der Sonne. »Sagen wir so: Ich habe dich gedacht ... geht das?«
»Nicht ganz allein, nicht ganz«, und das war das Letzte, was er für eine Weile sagte. Seine Hände fanden schnell die Plätze, wo sie hingehörten, oder sie zeigte ihm jene Plätze, als sie seinen Körper anfasste, der so trocken war und so warm. Sie gab ihre halbherzigen Zweifel auf, als sie sein Glied berührte und spürte, wie die Erregung übersprang. Der Wind, so leise er war, übertönte das Geräusch von Haut auf Haut, denn gesprochen wurde nicht, das war nicht nötig. Juanita genoss es, die Spannung seiner Muskeln, das Beben seines Körpers, seine Hand um ihre Brust. Sie streichelte ihn überall und nahm seine Hoden in ihre Hand, während seine Finger sich in ihre Scham vortasteten. Dort massierte er sanft jene Stelle, die ihr das warme Gefühl im Unterleib machte und ihre Brustwarzen aufrichtete. Sie umfasste seinen Penis, er wurde ganz steif und groß. Sie bemerkte die Feuchtigkeit zwischen ihren Schenkeln und legte sich rücklings auf den heißen Sand, ehe er langsam in sie hineinglitt und sich der Raum, den die Welt einnahm, auf einen winzigen Fleck warmen Sandes verkleinerte, auf dem der Wind das Atmen nicht übertönen konnte. Dann gab es nur den Rhythmus, den Juanita zusammen mit dem
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