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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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auf Karna und Galdäa. Er hoffte nur, dass die anderen in dem hilflos protzigen Zimmer daran denken würden.
    Draußen hatten Sdevans beide Körper ihre Aufgabe vollbracht. Endlose Bahnen fließenden Stoffes rauschten herab, an ihrer oberen Kante mit Schlaufen in einem Stahlseil verankert, das vom Sendemast hinunter zu einem zweiten Mast verlief. Genau im richtigen Augenblick rastete die erste Schlaufe in einem eigens für diesen Zweck vorgesehenen Karabinerhaken ein und fixierte das gigantische Tuch an dem zweiten Mast, der den Stoff zu einem Segel aufspannte, während er sich aufrichtete. Die Leute in dem Raumschiff würden nicht viel von Vilm zu Gesicht bekommen, wenn sie heraustraten. Sie würden nur eines sehen, je nachdem, wie schnell ihre Gedanken folgen konnten. Die einen würden ein kolossales Stück Gewebe sehen, das hoch in den Himmel aufgespannt war. Die anderen würden eine Flagge sehen. Ein schwarzer und ein weißer Kreis, die vor einem graublauen Hintergrund ineinandergriffen, der von unten nach oben heller wurde. Die Vilm-Flagge. Und wer diese enorm große Flagge mit eigenen Augen sah und mit seinen Beinen auf dem feuchten Boden Vilms stand, der hatte dank der vertrackten juristischen Logik, die Will und seine Helfer geschneidert hatten, bereits anerkannt, dass Vilm ein freier Planet war. Auch wenn das gebrechliche Gerüst dieser Freiheit von ein paar Schüssen aus den unendlich überlegenen Waffen der Armorica pulverisiert werden konnte. Auch wenn diese spezielle Sorte Freiheit nur das Produkt spitzfindiger Konstruktionen war. Auch wenn das alles nur entstanden war, weil Will stundenlang mit den klugen Denkmaschinen gearbeitet hatte, die in dem damals von der Armorica zurückgelassenen Raumschiff steckten und die niemand vom Datennetz der Erdregierung abgekoppelt hatte.
    Die bloße Anwesenheit all der Botschafter und Gesandten würde verhindern, dass der kleine Streich der Vilmer in einem blutigen Desaster enden konnte. Der General vom Flottenkommando würde Schaum vorm Maul haben vor Wut, und der Mann von der angeblichen Erdregierung würde wie üblich bekümmert sein und Daten sammeln für den in weiter Ferne liegenden Tag, da die Leute auf der Erde sich wieder dafür interessieren würden, was ihre Brut da draußen im All so trieb. Die Abgesandten von Karna und Galdäa würden in den Vilmern natürliche Verbündete sehen, verwandte Gesinnungen im Geiste der Rebellion gegen die etablierten Mächte wittern und auf die augenblickliche Anerkennung Vilms drängen. Das epsilonische Institut wäre mit dem Recht zufrieden, auf Vilm und in der Umgebung nach Spuren der epsilonischen Spezies zu forschen, und tatsächlich stand diese Erlaubnis in den zahllosen Fußnoten des Datenpaketes. Der Vertreter der Hzn wäre mit dem einverstanden, was man ihm an Informationen gab. Nur Informationssperren brachten die Hzn-Leute auf, weil unter den verweigerten Bits jene entscheidenden Gedanken sein könnten, die ihnen den Schlüssel zum Verständnis ihrer Studienobjekte schenkten. Die Utragenorianer waren natürlich ein echter Unsicherheitsfaktor in Wills Kalkulation – bei denen konnte keiner ahnen, wie sie reagieren würden –, während die Goldene Bruderschaft mit dem Versprechen künftiger Profite zufriedenzustellen war, selbst wenn das bedeutete, sich einige dieser Zecken in den Pelz zu setzen.
    »Was für raffinierte Kerlchen«, sagte Mechin. Niemand antwortete, aber das war ihm egal. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, wann der General seine Besprechung hinter der verschlossenen Tür zu einem Ende bringen würde.
    »Alles ist vorbereitet«, klang die Stimme Wills aus den Ohrhörern der Vilmkinder, als Tina begriffen hatte, was vorgefallen war. Sie stand allein vor der Schleuse des blankgeputzten Landungsschiffes und studierte die Kennung, die auf einer Metalltafel neben der Luke eingraviert war. »Das Ding hat nicht mal einen Namen«, meinte Tina verächtlich. In der Tat besaß das Raumfahrzeug nur eine aus Buchstaben und Zahlen bestehende Kennung, die es als zum Inventar der Armorica gehörig auswies. Wie unpersönlich.
    Tina schaute nach oben, die gewölbte Panzerung des namenlosen Schiffes hinauf. Da tat sich etwas. Da öffneten sich breite Platten und schwenkten zur Seite; aus der entstandenen Öffnung schob sich ein kompliziert gegliederter Rüssel aus schwarzem Metall und visierte ein Ziel hinter den Wolken an, die wie immer leichten Regen ausschütteten. Als das finster schimmernde Gerät brummte

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