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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Gegend, von denen Vilm ein Teil werden könnte. Wir könnten auf Atibon Legba im Sinne des Regenplaneten intervenieren.«
    »Aber freilich nicht uneigennützig«, fauchte die Päpstin. Die Goldene schenkte ihr einen Blick unendlicher Ruhe und Geringschätzung und hielt es nicht für nötig, auf die Feststellung einer offensichtlichen Tatsache zu antworten. Mechin starrte die goldenen Reifen an, und unwillkürlich wanderten seine Augen über die Figur dieses rätselhaften Wesens; es irritierte ihn zutiefst, mit jemandem zu reden, der nicht nur nackt, sondern auch bar aller Behaarung und nur mit einigen schlichten Schmuckstücken versehen war. Die Frau fand es natürlich völlig normal. Unter der rosigen Haut ihrer Arme schimmerten technische Installationen, all die Elektronik, die eine Goldene brauchte, um die rechnergestützten Wunder der Bruderschaft vollbringen zu können. Dabei hätte sich Mechin als Arzt von so viel bloßer Haut nicht aus der Fassung bringen lassen dürfen; er war hier indes nicht als Mediziner, sondern nur als jemand, der auf Vilm gewesen war. Insbesondere fand er es beunruhigend, diplomatische Konversation mit einer üppigen Dame zu machen, deren Schamlippen sorgsam rasiert und von einem Paar kleiner Goldringe gesäumt waren. »Natürlich«, setzte die Goldene, an Mechin gewandt, fort, »gibt es bei jedem Geschäft beiderseitige Verpflichtungen.«
    Die Soldaten hatten den General erreicht und drängten jeden ab, der sich in seiner Nähe befand. Der Militär atmete auf, straffte seine Uniform und schritt zur nächstliegenden roten Linie. »Wenn ich es richtig verstehe«, sagte Mechin, »könnte die Goldene Bruderschaft ihren Einfluss geltend machen, dass auf jegliche Gewalt gegen Vilm verzichtet wird?«
    »Sie verstehen es richtig.«
    »Und dass das Ultimatum, wie Sie es nennen, anerkannt wird?«
    »Sie verstehen es richtig.«
    »Und was soll die Gegenleistung Vilms dafür sein?«
    »Darüber werden wir später sprechen. Fürs Erste reicht die Zusicherung, dass die Goldene Bruderschaft mit dieser Gegenleistung rechnen kann.«
    »Lassen Sie sich bloß nicht darauf ein, um Gottes willen!« Da es die Päpstin selbst war, die den Namen des Herrn erwähnte, musste es an dieser Stelle wohl angebracht und notwendig sein. »Sie können doch keine Zusicherungen geben, deren Preis Sie erst später erfahren!«
    Mechin achtete nicht darauf. Er starrte die Goldene an, dieses unheimliche Ding aus einer anderen, kalten Welt, und versuchte zu begreifen, was von ihm verlangt wurde. »Sie haben selbst dafür gesorgt«, sagte die Goldene, »dass alles, was hier geschieht, öffentlich wird. Auch dieses Gespräch. Auch das, was die Leute des Flottenkommandos jetzt womöglich anrichten.« Die Abgesandte deutete mit ihrer Linken jene Geste an, mit der vernetzte Menschen ihren Geist in die Datenleitungen schicken, und ihre Brüste gerieten in Wallung.
    Mechin blickte zum General; der hielt seine Hand fest auf die rote Linie gepresst und hatte jenen leeren Gesichtsausdruck, der auf intensive Netzkommunikation hindeutete. Was auch immer für Daten gesendet und empfangen wurden: Der eben noch makellose Anzug des Militärs wurde von Schweißflecken unter seinen Achselhöhlen verunziert. Mechins nächster Blick galt dem Bildschirm, wo Tina zu sehen war, die sich als Zielpunkt zweier entsicherter Waffen sichtlich langweilte. Sein nächster Blick erfasste eine Anzeige, der zu entnehmen war, dass sich die Waffensysteme des Landungsschiffes ebenso in Feuerbereitschaft begaben wie die der Armorica. Das kann nicht wahr sein, dachte Mechin. »Ich kann nicht«, sagte er, »für Leute sprechen, die mich dazu nicht bevollmächtigt haben ...«
    Die Goldene zuckte wegwerfend die Schultern, ihre enormen Brüste wippten abermals. Sie streckte Mechin ihre Handfläche entgegen, in der die silbrigen Kontakte der Datenleitungen glitzerten. »Sie sind genauso lange dort unten gefangen gewesen wie die«, sagte sie. »Was das betrifft, sind Sie ebenso viel Vilmer wie die da draußen. Wenn Sie keine Verantwortung übernehmen wollen oder können, gehen die Dinge ihren Gang.«
    Mechin sah zum General hinüber, der nach wie vor mit dem Hirn im Netz steckte. Das Gesicht des Mannes war verzerrt. Sie würden es tun, erkannte Mechin, diese Idioten würden auf die Vilmer feuern, nur um den Ruf eines Flottenkommandos oder die Reputation einer Vorschrift oder weiß der Himmel was für einen Unsinn zu schützen. Ich bilde mir das nur ein, dachte Mechin,

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