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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Gruppen – beide über vierhundert Köpfe stark – sich vereinigten, ging das ohne Streit und Eifersüchtelei über die Bühne. Ganz zu schweigen von der erstaunlichen Tatsache, dass Vilms Bevölkerung sich unter den Bedingungen einer feindlichen Umwelt in wenigen Jahren auf anderthalbtausend erhöhte. Als die Armorica die Leute fand, gab es mehr Vilmgeborene als Schiffbrüchige, und das Durchschnittsalter der Vilmer lag bei dreizehn. Heute wissen die Statistiker nicht so recht, was sie mit dreitausend Menschen tun sollen, die sich eher als Vilmer denn als Menschen begreifen. Offenbar gibt es etwas auf dieser Welt, das stärker ist als die irdischen Traditionen, die mich und Sie beherrschen.«
    »Sie beunruhigt die Tatsache, dass die Vilmer sich nicht retten lassen wollen«, sagte Mechin.
    »Oh«, sagte die Päpstin lächelnd, »das beunruhigt uns nicht. Es erregt unser Interesse. Im Übrigen auch das anderer Parteien – nicht zufällig ist die Herzkönig im Orbit um den äußeren Planeten dieses Systems.«
    »Oh«, sagte der Arzt, »ist das nicht eins der Flaggschiffe von Utragenorius? Ziemlich weit oben in der Hierarchie der Dunkelwelten?«
    »Richtig. Auch die sind erstaunt, dass Menschen einen unbestritten unwirtlichen Planeten allen Annehmlichkeiten der Zivilisation vorziehen. Da sind Parallelen zur Geschichte der Dunkelwelten selbst. Und da kommt noch ein Aspekt hinzu. Der, den es offiziell gar nicht gibt. Sie wissen schon.« Mechin nickte der Päpstin zu; es wäre amüsant, einmal etwas zu dem nicht existierenden Thema zu hören, dem Punkt aller Berichte, der stets totgeschwiegen oder heruntergespielt wurde.
    »Unser Interesse an anderen Lebensformen«, sagte die Dame und zwinkerte Mechin zu, »betrifft auch solche, die sich aus der Lebensform Mensch heraus entwickeln. Sie kennen die Diskussionen, ob die Karnesen oder Utragenorius menschlich sind. Manche Leute halten selbst die Goldene Bruderschaft für eine humanoide außerirdische Spezies. Mir wäre es lieber, darüber zu diskutieren, ob eine Persönlichkeit aus zwei Körpern eine Seele hat. Oder zwei. Oder überhaupt eine.«
    Mechin sperrte den Mund auf; niemals hatte er jemanden von der Obrigkeit so unverblümt von der dualen Natur der Vilmer sprechen hören. Die Päpstin drohte ihm lächelnd mit dem Zeigefinger. »Denken Sie nicht einmal im Traum daran, mich damit zu zitieren, Doktor. Was uns und Vilm betrifft: Diese Welt erregt unser Interesse in höchstem Maße. Finanzielle Interessen sind nachgeordnete Interessen. Wir wollen nicht mit der Goldenen Bruderschaft verwechselt werden.«
    Mechin stockte der Atem. »Die haben doch kein Interesse an Vilm. Oder?«
    »Sie haben. Da hinten befindet sich ein Separee, mit einem leibhaftigen Abgesandten der Bruderschaft darin. Schließlich steckte von denen eine Menge Geld in der Vilm van der Oosterbrijk, und sie tätigen ihre Geschäfte mit Gewinn oder gar nicht.«
    »Was weiß Gott wahr ist«, murmelte Mechin.
    »Führen Sie den Namen des Herrn nicht unnötig im Munde«, sagte die Päpstin. »Die Bruderschaft sieht in Vilm etwas vollkommen anderes als wir. Wir denken, dass auf Vilm etwas mit den Menschen geschehen ist, das sie auf irgendeine Weise Gott nähergebracht hat. Etwas, das sie stark und stolz und anders gemacht hat, so sehr, dass sie von manchen Leuten gefürchtet werden. Oder angehimmelt. In gewissen Kreisen ist Vilm bereits eine Art Kult.«
    Mechin nickte und dachte an die gewichtigen Schecks, mit denen man vor seiner Nase herumgewedelt hatte. Als ob man ein Vilmer werden könnte, einfach so zum Spaß und weil es gerade wahnsinnig schick war, jemanden zu kennen oder jemand zu werden, der auf Vilm gewesen war.
    »Wir haben ein Interesse daran, dass man die Vilmer in Ruhe lässt, wenn sie das wünschen. Natürlich hätten wir es gerne, wenn sie einen päpstlichen Nuntius auf Vilm dulden würden – aber auch ohne das werden wir alles nur Denkbare tun, um zu verhindern, was Goldene Bruderschaft und Flottenkommando womöglich vorhaben.«
    »Sie wollen sich mit beiden anlegen?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Ist das nicht ein bisschen viel?«
    Die Dame lächelte den Arzt an, und Mechin zuckte zusammen. Diese nette Frau würde mit Zähnen und Klauen für das kämpfen, was sie für das Richtige hielt. Und Mechin wollte, wenn es irgend ging, möglichst weit weg oder auf ihrer Seite sein, wenn diese Dame anfing, ernsthaft auszuteilen.
    Das Landungsschiff hatte unterdessen in der dichten Atmosphäre des

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