Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
dem vorher die Päpstin gesessen hatte. Von dort konnte er das Durcheinander besser im Blick behalten. Die Botschafter, Prinzen, Generäle und sonstigen Würdenträger waren einander in die Haare geraten und stritten sich heftig. Dass der Gesandte von Karna im Vordergrund stand, war keine Überraschung. Ein Schwerweltmensch hatte bei Raufereien infolge seiner Statur kaum etwas zu befürchten; seine Erscheinung allein war einschüchternd genug. Allerdings waren die Leute von Karna aufbrausend und einem hitzigen Streit nie abgeneigt.
    »Ich werde nicht zulassen, dass eine Entscheidung länger hinausgeschoben wird«, dröhnte der Gesandte, »wenn das Flottenkommando diese Daten vor uns erhalten hat, gibt es einen Grund weniger, die Anerkennung Vilms hinauszuzögern.«
    »Geschäftliche Hinderungsgründe?«, fragte die Dame von der Goldenen Bruderschaft die drei dicklichen utragenorianischen Fürsten, und die wedelten verneinend mit den Händen, was der Dame als Antwort offensichtlich ausreichte. Natürlich schnatterten die Typen von Utragenorius dabei unaufhörlich in ihre kleinen Geräte, die sie direkt mit der Herzkönig verbanden. Im Mittelpunkt der Aufregung stand unzweideutig der General vom Flottenkommando, dessen Antworten den versammelten Diplomaten so wenig befriedigend erschienen waren, dass sie die Versammlung gesprengt hatten. Der General kam nicht voran bei seiner Flucht aus dem Besprechungszimmer; der Karnese stand ehrfurchtgebietend im Weg, und von hinten rückten der Herr vom Hzn-Kontaktkomitee und eine sehr erregte Päpstin nach. »Bekennen Sie Farbe«, rief sie, mehr konnte Mechin nicht verstehen. Vermutlich ging es um die Frage, ob und wie man auf Vilms Frechheit antworten sollte, und es hatten sich mindestens zwei Lager gebildet. Zu dem einen, das sich temperamentvoll für die Vilmer einsetzte, gehörten neben dem Karnesen natürlich die Galdani, auch die langweiligen Typen von Hzn und Epsilon waren hier zu finden. Wahrscheinlich verzichtete Vilm freiwillig auf Gelder, die ansonsten diesen Institutionen fehlen würden. Das zweite Lager hielt sich auffallend zurück – hier standen neben der merkwürdig anzuschauenden quasi-nackten Dame der Goldenen Bruderschaft die zwergenhaften Drillinge und das Vertreterchen der Erdregierung. Eine Kombination, die zu Argwohn Anlass gab. Um so mehr, als einige Militärs des Weltenkreuzers versuchten, zum General durchzudringen. Mechin verließ seinen Platz und begab sich im Schlenderschritt zu den Konsolen, die den Passagieren dieses luxuriös ausgestatteten Raumfahrzeugs zur Verfügung standen. Da gab es bloß wenige Handgriffe zu erledigen, um die Aufnahmen, die von den versteckt montierten Kameras gemacht wurden, in den stetigen Datenstrom einzufügen, der von Vilm zur Armorica und von dort weiter nach Atibon Legba floss. Keinerlei Alarm erfolgte, exakt wie der Arzt es sich gedacht hatte. Die Mechanismen würden nur Lärm schlagen, wenn jemand diesen Datenstrom anzapfen oder unterbinden würde. Mechin war kaum damit fertig, als er sich mit dem unbeteiligtsten Gesichtsausdruck des Universums umdrehte und direkt in das Gesicht der Päpstin schaute. Die zeigte sich äußerlich ruhig, wenn auch ihre Wangen rosig waren und ihr Atem schnell ging. Der Arzt erkannte, dass die Frau hochgradig erregt war.
    »Wir brauchen Sie«, sagte die Pontifex, »sonst begehen diese uniformierten Narren einen Fehler, der nie wieder gutzumachen ist.«
    »Und worin sollte der bestehen?«
    »Man hat denen gerade erklärt, dass das Vilmsche Ultimatum in seiner juristischen Tragweite unangreifbar ist – es sei denn, die Fakten stünden dem entgegen.«
    »Das verstehe ich nicht ganz ...«
    »Kanonenbootpolitik«, sagte die Päpstin ungeduldig. »Man will womöglich schießen. Ein Ultimatum, dessen Absender nicht mehr da sind, wird wenig Wirkung zeigen.« Mechin starrte die Päpstin entsetzt an. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Ein irdisches Schiff sollte auf die Überlebenden eines gestrandeten irdischen Raumfahrzeugs schießen? Was war das für ein Irrsinn?
    »Das Flottenkommando befindet sich in einer Notlage«, sagte eine andere weibliche Stimme, und Mechin schrak zurück, als er sich umblickte. Er sah wogendes Fleisch, große Brüste und mattglänzende Armreifen; die Goldene Bruderschaft hatte sich zu ihm und der Päpstin gesellt. Ohne die geringste Spur einer Gemütsbewegung sah die Goldene von Mechin zur Pontifex und sagte: »Wir haben geschäftliche Interessen in dieser

Weitere Kostenlose Bücher