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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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diese Lage überhaupt besteht. Und wenn einer der Goldenen per Zufall hört, dass du sie die Entfellten nennst, dann stehen uns abermals endlose Diskussionen über Meinungsfreiheit, Rassismus und Diskriminierung ins Haus. Darauf hat niemand Lust, weißt du.«
    Sdevan war unangenehm berührt. Er hielt nichts von solchen Spitzfindigkeiten. Wenn es nach ihm ginge, würde man die nackten Gestalten mitsamt Rechnernetzen und Implantaten eher heute als morgen vom Planeten verjagen. Leider hatten die anderen Vilmer jede Menge Gründe, die dagegen sprachen.
    »Der Abgesandte der Goldenen Bruderschaft erbittet unverzüglich eine Audienz. Es ist unabdingbar, dass diese gewährt wird«, leierte Pak-46-erg, der das in seine Stimme legte, was er unter energischem Nachdruck verstand.
    Will-J verdrehte die Augen, während Will-A auf den Monitor starrte. »Es will mir nicht gefallen«, sagte er, »dass mein spezieller Freund Pak jetzt auftaucht. Er besucht mich nie ohne Grund.« Wills Eingesicht hob den Schädel und starrte sein menschliches Alter Ego durchdringend an. Will verbesserte sich: »Er besucht mich nie ohne einen ärgerlichen Grund, um es genauer auszudrücken.«
    Paks Stimme haspelte Sätze herunter, die auswendig gelernt klangen. Das war, wie Will aus Erfahrung wusste, ein Irrtum; Pak redete immer so. »Wie uns aus gut unterrichteten Quellen mitgeteilt wurde«, erklärte er, »haben Sie vor, eine weitere Expedition ins äquatoriale Gebiet zu entsenden. Wir raten dringend ab. Unternehmen Sie keine solche Erkundungsmission ohne die von uns bereits siebzehnmal angebotene logistische und technologische Hilfe. Wir möchten Ihnen unsere Unterstützung zum achtzehnten Mal anbieten. Das ist ausschließlich in einem persönlichen Gespräch möglich. Der Abgesandte der Goldenen Bruderschaft erbittet aus diesem Grund dringend eine Audienz. Es ist unabdingbar, dass diese gewährt wird. Es liegen weitere Gründe vor, die nur im persönlichen Gespräch erläutert werden können.«
    »Der kann wohl stundenlang so weitermachen«, sagte Sdevan, und Tonja lachte. Will schaute säuerlich drein. Sdevan-J tigerte nach wie vor im Raum auf und ab wie ein eingesperrtes Tier in seinem Käfig.
    »Er kann es nicht nur«, sagte Will. »Er tut es. Stundenlang. Solange, bis den Schreilen die Argumente ausgehen. Bis mir das Blut aus den Ohren tritt. Ich schlage vor, ihr macht euch schnellstens auf den Weg, ehe unser haarloser Quälgeist mich um den restlichen Verstand gequatscht hat. Gibt es denn gegen so was keine Schutzimpfung?«
    Lachend verschwanden zwei Menschen mit ihren belustigt aussehenden Eingesichtern, und Will zählte unter dem anhaltenden Wortgeprassel vom Pak-46-erg langsam, sehr langsam, bis zehn. Dann drückte er die Sprechtaste und meldete sich. Sein Eingesicht verkroch sich unter dem Schreibtisch, mit dem festen Vorsatz, so lange wie möglich darunter liegen zu bleiben. Wenigstens ein Teil von ihm war in Sicherheit.
    Da der Geländekugler längst startbereit in Francescos Hangar stand, voll beladen und mit allem versehen, was Tonja und Sdevan brauchten, startete eine gute Viertelstunde später das Unternehmen, an dem die goldene Bruderschaft so gern teilgenommen hätte – und es startete ohne nackten Goldringträger. Francesco Calandra murmelte etwas in seinen mittlerweile vollständig grauen Bart, dass die kleinen fliegenden Sonden wieder mal aus dem Palast der Bruderschaft ausgeschwärmt wären und über Vilm Village kreisten wie Vampirfledermäuse über Transsylvanien. Francescos Hangar bestand jedoch aus einem großen Panzerungsbruchstück, das vom havarierten Weltenkreuzer Vilm van der Oosterbrijk stammte. Da konnten die Sensoren der Goldenen nichts ausrichten, dieses Zeug war sogar für die raffiniertesten Spione der Bruderschaft undurchsichtig. Auch der Start der Expedition blieb verborgen, denn er erfolgte direkt nach unten.
    Der Geländekugler erzitterte, die Greifwerkzeuge und Bohrer aktivierten sich, und die Maschine versank im Boden wie ein Käfer, der sich im Sand eingräbt. Francesco schaute zu, wie die Kugel von der Bildfläche verschwand, und seine schwarzen Augen blickten argwöhnisch auf Anzeigen, die den ordnungsgemäßen Status der Aggregate überwachten. Irgendwann würden die Spione der Goldenen in den Hangar hereinkommen – das war nur eine Frage der Zeit –, aber dann würden die Bildschirme unverfängliche Zeichnungen und Diagramme darstellen. Den aufgewühlten Fußboden glättete ein kleiner Roboter, der

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