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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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getrennte Evolution von Norden und Süden gibt«, sagte Tonja, »dann muss es Verbindungen geben, die wir nicht kennen. Verbindungen, die wir nutzen könnten. Schließlich müssen wir uns irgendwann abnabeln – von den Goldenen genauso wie vom Flottenkommando.«
    »Und es gefällt uns wenig, bei Starts und Landungen verbrannte Erde zu hinterlassen«, ergänzte Sdevan, »das tut weh, wenn ich das sehe. Dauert ewig, bis das nachwächst.«
    »Und ihr seid der Meinung, es gibt einen Weg unter dem Äquator hindurch?«
    »Der einzige Weg, der übrig bleibt. Oben drüber kann die natürliche Verbindung nicht funktionieren. Dafür ist das Supergestrolch zu groß; seine Wipfel ragen permanent weit in die Wolken hinein.« Die beiden Eingesichter nickten einträchtig, als hätten sie sich verabredet. Vermutlich hatten sie ihre Argumente mit Carl besprochen. »Und nicht zu vergessen: Hast du inzwischen den Butterdorn-Extrakt probiert?«
    »Habe ich.« Will verzog das Gesicht, und sein sechspfotiger Teil schüttelte sich. Butterdorn erweiterte den sechsten Sinn, die typisch vilmsche Wetterfühligkeit, in eine neue Richtung: nach unten. Das mochte lehrreich für Geologen sein; für normale Leute war die Wirkung dieser Rätselfrucht ein verwirrendes, quälendes Erlebnis. Die einzelnen Schichten des Bodens unter den Füßen wie Schalen einer Zwiebel zu spüren, trug nicht dazu bei, sich sicher zu fühlen. Das Gewirr von feuchtigkeitsführenden Bahnen im Untergrund der regengesättigten Welt tat das seine dazu, ahnungslose Butterdorntester vollends durcheinanderzubringen. Leute, die etwas davon verstanden, behaupteten fest, dass die tieferen Fundamente Vilms überall von ausgedehnten unterirdischen Wasseradern durchzogen waren, und sprachen von wahrhaftigen Höhlensystemen, mit Flüssen, Bächen, Seen und Wasserfällen. Es war vor allem Toron, der Mann mit den zwei Persönlichkeiten, der sich in das Abenteuer gestürzt hatte, diese Informationen zu sammeln. Es mochte seine seltsame Natur sein, die ihn dazu befähigte. Will konnte dazu wenig beitragen; er war heilfroh gewesen, dass er wegen seines Übergewichts nicht den vollen Effekt der Droge zu spüren bekommen hatte. Will war fest entschlossen, das Zeug nie wieder zu probieren, nachdem die Wirkung des Butterdorns nachgelassen hatte und sich die würgende Übelkeit und rasenden Kopfschmerzen wieder legten. Das sagte er Tonja und Sdevan. Die lachten. »Butterdorn ist den meisten zu stark«, sagte Sdevan, »das ist eine Sache der Gewöhnung.«
    »Danke, nein«, sagte Will. »Ich verspüre nicht die geringste Lust, mich daran zu gewöhnen. Das Teuflischste an diesem Zeug ist, dass einem gleich zwei Köpfe wehtun.«
    Tonja wollte grinsend das Thema weiter vertiefen, sie kam nicht dazu. Ein dringliches Signal lief ein, und als Will auf seinen Monitor schaute, stöhnte er, sein Eingesicht verbarg den Kopf zwischen den Vorderpfoten. Ein haarloser blasser Schädel blickte angespannt in die Kamera: Pak-46-erg, der Abgesandte der Goldenen Bruderschaft, drängte auf einen Gesprächstermin, und wie immer musste es sofort sein. Wie immer duldete das nicht den geringsten Aufschub. Der Mann konnte furchtbar lästig sein. Jetzt wollte er den Administrator sprechen, nicht später. »Die erste Abgesandte«, sagte Will seufzend, »war mir lieber. Die ging mir auch furchtbar auf die Nerven, aber sie hatte wenigstens ein paar der wichtigsten Umgangsformen. Pak ist unverkennbar die Strafe der Bruderschaft für erlittenes Ungemach.«
    »Wieso taucht der ausgerechnet jetzt auf?«, wiederholte Tonja-A den Gedanken, der Tonja-J durch den felligen Kopf gegangen war. »Haben die Wind bekommen von unserem Plan?«
    »Und wenn schon«, sagte Sdevan, »was geht die Entfellten unsere Expedition zum Äquator an?« Sein Eingesicht begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. Tonja-A sah Sdevan mit großen Augen an, während Tonja-J den breiten Schädel missbilligend hin und her schaukelte.
    Will schaute zu Sdevan hinüber, als könne er nicht glauben, was er gehört hatte. »Sogar du«, sagte er, »müsstest mitbekommen haben, dass die Goldene Bruderschaft einen Narren an diesem Planeten gefressen hat. Wir wissen nach wie vor nicht, warum. Die sind verzweifelt darum bemüht, hier das Sagen zu bekommen. Bisher haben wir sie daran hindern können, und deswegen wollen sie alles wissen, was vor sich geht und die Lage ändern könnte.«
    »Das Problem ist », setzte Tonja hinzu, »dass wir keine blasse Ahnung haben, worin

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