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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Verhältnisse des Regenplaneten außerordentlich finster. Das Fast-in-den-Wolken war unsichtbar. Sdevan und Tonja hielten schön still, ihre Eingesichter lagen ihnen zu Füßen. Sie wussten, warum der Administrator aus dem Fenster sah. Ungefähr in dieser Richtung lag Francescos berühmt-berüchtigte Werkstatt, dort stand das Fahrzeug, das er für Sdevan und Tonja und ihr verrücktes Vorhaben gebaut hatte. Es war eine Weiterentwicklung des guten alten Geländekuglers. Das Fahrzeug war jetzt ein schwimmfähiger und mit Grabwerkzeugen ausgestatteter Geländewagen auf riesigen Ballonreifen, weniger für Höchstgeschwindigkeit ausgelegt als vielmehr für ungewöhnliche Medien, in denen er sich fortbewegen konnte. Es gab inzwischen eine Menge von Geländekuglern auf Vilm, und Francesco Calandra war ihr geistiger Vater, soweit er sie nicht faktisch selbst gebaut hatte.
    Es war klar, warum Will sich schwer tat, eine weitere Expedition zum Äquator zu genehmigen. Wenn es darum gegangen wäre, auf die südliche Halbkugel des Planeten zu gelangen, existierte das Problem nicht. Das war keine Schwierigkeit: Man kletterte in eines der zur Verfügung stehenden Raumfahrzeuge, ließ den Apparat über die unzuverlässige Atmosphäre steigen und kam auf der anderen Seite wieder herunter. Das war bereits gemacht worden. Auf der südlichen Seite sah es keinen Deut anders aus. Es ging darum, den Weg leibhaftig zurückzulegen – für Sdevan jedenfalls schien es darum zu gehen. Als ob es ihn in der Ehre gekränkt hätte, dass ihn damals das riesenhafte Gewächs, das den Planeten umspannte, aufgehalten hatte. Wichtiger war, was Tonja als Grund des Unternehmens anführte.
    »Du bist sicher«, sagte Will, ohne sich umzudrehen, »dass es keine Erklärung für das Phänomen der Identität gibt?« Will-J drehte den Kopf und sah Tonja an. Sie wusste auch so, dass sie gemeint war.
    »Ich habe mit der exobiologischen Fakultät auf Penta V gesprochen«, sagte sie, »und die sind meiner Meinung: Wenn das Gürtelgestrolch tatsächlich ein eigenes Biotop ist – und alles spricht dafür –, dann müssten Unterschiede zwischen den Lebewesen im Norden und Süden bestehen, denn sie werden ja zuverlässig voneinander getrennt.«
    »Zuverlässig getrennt ist fein ausgedrückt«, sagte Sdevan, »diese Barriere ist so undurchlässig, dass nicht einmal wir durchkommen. Wir kommen keine hundert Meter weit.«
    Will nickte. Es war ihm gegenwärtig, dass die kleinen automatischen Geländekugler, die Francesco mit raffinierten Klettermechanismen und einer Portion künstlichen Affenverstandes ausgestattet hatte, in dem monströsen Dickicht verschwunden waren, als hätte sie jemand verschlungen. Das äquatoriale Gestrolch verhielt sich zu den von Menschenhand gebauten Maschinen wie ein See aus Öl zu einer hineingeworfenen Schraube. Kinderleicht hinein, nie wieder heraus. Die Metalldetektoren konnten zwar einige der Maschinen orten, in nicht allzu weiter Entfernung vom Rand des Pflanzengewirrs. Niemand war indes selbstmörderisch genug, den Apparaten hinterherzusteigen. Was immer den Geräten den Garaus gemacht hatte, es war das Risiko nicht wert. Nichts war es wert, ein Leben zu verlieren. Bis heute hatte niemand herausgefunden, auch kein Stummblinder, wie und warum ein netter Kerl wie Tom spurlos verschwunden war – im westlichen Tiefland, weit weg von gefährlichen Gegenden wie dem südlichen Monstergestrolch. Will höchstselbst hatte das Äquatorialgestrolch zur verbotenen Zone erklärt. Als ein Landeschiff vom Weltenkreuzer Arcadia in das höllische Gestrüpp hineingeflogen war, hatte die Vilm-Administration es den Truppen des Flottenkommandos nicht genehmigt, ihm zu folgen. Das hing mit der Tatsache zusammen, dass es sich nicht um einen Unglücksfall gehandelt hatte, sondern um hirnsträubende Arroganz gegenüber den vermeintlichen Wilden auf Vilm. Von dem Schiff hatte man nie wieder gehört, es war ebenso verloren, als wäre es in ein Schwarzes Loch gestürzt. Will bewahrte geflissentlich Aufzeichnungen aller sechsunddreißig nachdrücklichen Warnungen auf, die der Besatzung zugegangen und unbeantwortet geblieben waren. Das Verhältnis zwischen Flottenkommando und Vilm war seitdem noch schlechter, als es schon immer gewesen war. Zumal die uniformierten Typen behaupteten, es habe für die Leute im Landeschiff keinen Grund gegeben, Warnungen Glauben zu schenken, deren Absender kein Mensch gewesen sei, sondern ein dressiertes Haustier.
    »Wenn es keine

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