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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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in einen Esstisch, und wie aus dem Nichts erschienen Teller, Näpfe und Besteck darauf. Thanassatrides bemerkte fasziniert, dass Rijo-J eine ganz andere Fellfärbung hatte, wie feuchter Sand, mit einem markanten dunklen Streifen die Rückenlinie entlang. Sie schaute kurz zu der Tür, hinter der eine der Schwebeschachteln gelegentlich ein wenig rumorte. Dann setzte sich Jona an den Tisch, und Rijo tauchte plötzlich auf und stellte eine Schüssel in die Mitte. Sergios schnupperte argwöhnisch. Es roch gut, würzig, schwer.
    In seinem Napf landete eine rotbraune, fast pastöse Masse, in der schwarze, hellbraune und weiße Stücke steckten. Der Zentralier bemerkte, dass er tatsächlich bohrenden Hunger hatte. Ein Gefühl, das ihm auf seinen heimischen Weltenkreuzern selten begegnet war, denn dort waren ihm nährwertoptimierte Häppchen gereicht worden, wenn die Messwerte seiner Implantate irgendeinen Bedarf gemeldet hatten. Er schaute auf das Besteck und überlegte, welches Instrument passend schien. Als er zu den Plätzen der Vilmer schielte, sah er, dass Jona und Rijo winzige Happen auf dem Teller hatten: ein schwarzer, ein weißer und ein hellbrauner Würfel mit ein bisschen der dicken Soße. Die beiden Eingesichter hatten einen ebenso gut gefüllten Napf wie er selbst und schlappten ihn mit breiten Zungen ruckzuck leer.
    Thanassatrides seufzte und ergriff etwas Löffelähnliches. Als er den ersten Bissen im Mund hatte, nahmen Rijo und Jona einen ihrer Würfel mit den Fingern und kauten genießerisch und viel zu lange. Sergios gab Laute der Überraschung von sich, als er die Vielfalt der Aromen schmeckte, die in diesem unscheinbaren Essen steckte.
    Jona sagte: »Keine Sorge, alles bestens. Die Wohlgeschmäcker des Regenplaneten, vereint in einem einzigen Gericht, das ...«
    Rijos Eingesicht hustete, und es klang spöttisch.
    Jona mäßigte sich und sprach weiter: »Ein Mittelebene-unten-Eintopf. Das da«, er wies auf ein schwarzes Stück, »ist Fleisch von einem dort lebenden sechsbeinigen Raubtier, und das hier«, er zeigte auf einen der hellbraunen Würfel, »stammt von einem seiner Beutetiere, einem Pflanzenfresser, meistens achtbeinig. Das Weiße ist seltener, dieses beinlose Tier lebt in den Weihern jener Ebene, flachen ausgedehnten Pfützen. Man könnte es einen Fisch nennen.«
    »Das ist gut«, sagte Thanassatrides kauend. »Und es ist hervorragend gewürzt. Wirklich lecker.«
    Rijo lachte leise. »Die Gewürze hat Jona dir vorhin zu zeigen angefangen. Für uns haben all die Phiolen eine ganz andere Bedeutung als für unseren großen Freund dort draußen.«
    »Ein Interessenkonflikt, sozusagen«, setzte Jona hinzu.
    Sergios hielt beim Löffeln inne und dachte kurz nach. Dann aß er weiter und bemerkte, wie die Augen der beiden Eingesichter ihn eindringlich musterten ... und sie schauten meistens auf seine Hände. Auf seine Implantate. Die zogen sie magisch an.
    »Nun fragt schon«, murmelte er zwischen zwei Bissen. Er schaute dabei die beiden Eingesichter an, in deren Augen eine wache Intelligenz leuchtete. Kurz dachte er darüber nach, wer hier wen steuerte, aus welchem Kopf die Gedanken wirklich entspringen mochten.
    Jona hatte seine drei Happen längst gegessen.
    »Du wolltest ins Innere des äquatorialen Gestrolchs, um eine Hypothese zu überprüfen«, sagte er dann langsam. Wieder blieb der menschliche Körper unbewegt, während Zögern und Zweifel der Körpersprache seines vilmschen Leibes deutlich anzusehen waren. »Langsam wird es Zeit, uns das zu erklären, denn du bist jetzt im Inneren des Wolkengebirges, und in jeder Minute, die verstreicht, gelangst du tiefer hinein.«
    »Bis auf die andere Seite?«
    Rijo lachte kurz. »Nein. Selbst die Weitergereichten Wohnstätten werden niemals bis zur südlichen Grenze geleitet. Wenn es dafür ein Gewürz gibt, dann hat es bisher niemand gefunden.«
    Gesperrte Algorithmen, dachte Sergios, Befehle anderer Ebenen, keine Zugriffsrechte. Nun gut.
    »Meine Hypothese«, begann er, »betrachtet das Supergestrolch als planetenumspannenden Rechner, einen biologisch aufgebauten, hochgradig vernetzten Prozessor. Und seine Aufgabe ist es, die Ökosphäre des Planeten zu steuern und ihre Parameter einzuhalten. Meine Studien haben ergeben, dass eine Welt wie Vilm nur dauerhaft existieren kann, wenn es eine ordnende Hand gibt, die eingreift und Dinge im Lot hält, wenn es notwendig ist.«
    Die beiden Eingesichter wechselten einen Blick.
    »Das haben deine Studien ergeben«,

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