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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Herz klopfte. Das da war Heimat. Ein Stück davon. Die rundumversorgte, heile, fürsorgliche Welt der Zentralier. Das Heim das Familie Thanassatrides, seit vielen hundert Jahren. Aber wie kam es hier herunter, in den tiefsten Keller dieser Welt?
    »Hier war ganz schön was los«, sagte Rijo.
    Sie zeigte in das Dunkel, und der Zentralier erkannte Spuren von Gewalteinwirkung. Verschmorte Triebe, zerfetzte Häuslebauer-Karikaturen, angeschossene Wurzeln, aus denen träge die Säfte des Wolkengebirges hervorquollen wie Blut. Und dahinter erhoben sich neue Lianen, aus dem Leib des Riesengestrolchs herauswachsend. Eine neue Welle. Eine von vielen.
    Sergios erkannte jetzt, nachdem er wusste, worauf er zu achten hatte, die Anzeichen. In dieser Höhle hatte es seit langer Zeit einen nie enden wollenden Krieg gegeben, und die Gesandten des Planeten hatten ein ums andere Mal den Kürzeren gezogen.
    Sie hatten gegen einen Gegner vorzugehen versucht, dem sie nicht gewachsen waren. Einen Gegner, der wie Phönix aus der Asche aus seinen eigenen Trümmern aufzuerstehen in der Lage war. Was dort in der Tiefe lag, Kilometer unter Gerdastadt, war ein Weltenkreuzer im Kleinformat. In dieser Umgebung aus feuchten Trieben und überwuchertem Fels war die kühle technische Präzision des Kubus besonders unpassend.
    Natürlich lieferten Thanassatrides‘ Datenbanken passende Baupläne. Dies war ein Rettungskubus für die inneren Bereiche, eine Arche für wichtige Personen. Als damals das Riesenraumschiff auf dem Regenplaneten abgestürzt war, hatte sich dieses Modul mit Höchstgeschwindigkeit vom Rest des zerfallenden Schiffes abgesetzt – und war offenbar mitten in das äquatoriale Gestrolch geknallt. Während die inneren Mechanismen der Selbst-Belebung den Kubus nach und nach instandsetzten, war er tiefer und tiefer in das Pflanzengewirr hinab gesunken und irgendwann hier unten liegengeblieben.
    »Tja, das gehört wirklich nicht hierher«, sagte Sergios. Er musterte die Zerstörungen in der lebendigen Substanz des Wolkengebirges.
    Jona folgte seinem Blick.
    »Offensichtlich«, sagte er. »Warum diese Gewalt?«
    »Ich kann nur spekulieren. Besser, ich sehe mir das aus der Nähe an.«
    »Wenn du es bis dort hinüber schaffst.« Rijo war aus der Dunkelheit aufgetaucht. »Ich trau mich nicht.«
    Ihr Eingesicht stand dort, wo der Lichtkreis aus dem Kubus begann, und sträubte das Fell.
    »Ich wäre sehr vorsichtig«, meinte Jona warnend. Keine Spur mehr von lyrischen Verirrungen in seiner Rede.
    Thanassatrides dachte nach.
    »Wenn die automatischen Vorrichtungen dort drin«, sagte er leise, »der Meinung sind, dass sie den Rettungskubus gegen Eindringlinge verteidigen müssen, dann könnten sie die Triebe des Supergestrolchs als einen Angriff betracht haben. Und entsprechend reagieren.«
    Jona warf ihm einen Blick zu und erkannte, dass die besagten Vorrichtungen durchaus dazu in der Lage waren, den Kubus rabiat zu verteidigen. Er konnte es im Gesicht des Zentraliers deutlich sehen. Sergios seufzte und trat in das Licht, das von dem glänzenden Stück Weltenkreuzer ausging. Nach kurzem Zögern schloss sich Rijo an. Kaum hatte sie ein paar Schritte getan, da sirrten längliche Gegenstände aus den Kanten des Würfels heraus und richteten drohend die Mündungen irgendwelcher Waffen auf die Gestalten, die sich zu nähern versuchten.
    Alles erstarrte.
    Nun fiel ihnen auf, dass es vorbei war mit der Ruhe hier unten. Das Plätschern und Tropfen des Wassers wurde von einem leisen, tiefen Grummeln überlagert. Das Geräusch eines fernen, gedämpften Donners, dachte Sergios; ein Gewitter, hier unten? Er schaute nach, wo seine Begleiter waren.
    Rijo war dicht hinter ihm; Jona war komplett im Schatten zurückgeblieben und bildete eine dunkle Silhouette vor den schwachen Lichtern des Rochengleiter-Hauses. Rijo-J wich langsam zurück, hinaus aus dem Weißlicht, das aus der Vergangenheit kam. In den Augenwinkeln bemerkte Thanassatrides, dass die Läufe der Kubus-Bewaffung dem Eingesicht folgten. Er sah genauer hin. Tatsächlich: Der Würfel betrachtete die sechsbeinigen Wesen als Bedrohung, nicht die zweibeinigen.
    »Das Ding dort«, sagte er so laut, dass Jona es hören konnte, »will nichts an sich ranlassen, das nicht menschlich aussieht. Es kann nicht verstehen, was mit euch Vilmern los ist.«
    Rijo-A zuckte die Achseln und stapfte an dem Zentralier vorbei.
    »Nun gut«, sagte sie mit gezwungener Lockerheit, »ich will es mir aus der Nähe

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