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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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auf seiner Cousine. Und ob das Fenster einen solchen Schlag aushält ...
    »Ich habe wirklich nichts getan«, sagte er laut. »Vielleicht hat es – was immer es ist – etwas über uns oder über mich herausgefunden. Und es hat beschlossen, dass es uns irgendwo weiter unten braucht.«
    »Wir sind schon viele hundert Meter gefallen«, sagte Jona, der seine Augen fest geschlossen hielt. Seine Informationen bezog er vermutlich aus dem Steuerraum. Dann hatte er wieder eine seiner lyrischen Anwandlungen und fing an, vom Sturz hinab in die Geheimnisse des Planeten zu faseln und vom Weltgeist, der die allzu neugierigen Bewohner an die zottige Brust pressen wolle. Die anderen ignorierten das Geschwätz.
    Als die Innenbeleuchtung des Hauses aufflammte, kniffen alle die Augen zusammen; sie hatten gar nicht bemerkt, wie finster es inzwischen draußen geworden war. Unter Rijo war nichts als Schwärze zu sehen. Und das Haus fiel weiter. Das Metall ächzte. Nun wissen wir also, dachte Sergios, warum für die Weitergereichten Wohnstätten keine Häuslebauer-Produkte verwendet werden. Es ist fraglich, ob so ein verholzter Riesenkürbis eine derartige Behandlung aushielte.
    »Diese neugierigen Triebe«, sagte Rijo, »die haben sich für deine Hand interessiert. Die, in der deine Flüstermaschinen stecken.«
    Die Vilmerin hatte es aufgegeben, irgendwohin zu wollen, und lag einfach da, über einem dahersausenden Nichts, als wäre es das Natürlichste von der Welt.
    »Sie haben auf deiner Handfläche geschnüffelt und sind den Arm hinauf- und hinabgewandert«, setzte sie nachdenklich hinzu.
    Der Zentralier hätte beinahe losgelassen, um seine Implantate anzuschauen.
    Das Haus erzitterte unter einem besonders heftigen Schlag, und der Fall wurde langsamer. Kurz drehte sich alles, Rijo rutschte von der Scheibe herunter und kullerte über die Wand. Plötzlich hing Sergios lediglich einen halben Meter in der Luft und ließ erleichtert los. Er kam direkt neben der Vilmerin an, wo sich momentan das ständig wechselnde Unten befand.
    »Hallo«, sagte Sergios und knetete seine schmerzenden dünnen Finger.
    Rijo grinste ihn unfroh an.
    Der Zentralier kontrollierte die Handfläche und die durch seine Haut sichtbaren Implantate. Sah alles aus wie gewohnt und fühlte sich komisch an, nachdem er so lange krampfhaft festgehalten hatte. Der nächste Schlag drehte das Haus in eine andere Richtung, und die beiden folgten der Schwerkraft die Wand entlang.
    »Irgendwann müssen wir unten sein«, sagte Thanassatrides.
    »Sind wir längst«, rief Jona aus der Höhe seiner derzeitigen Position. Die Wohnstatt nahm wieder Fahrt auf. Es kribbelte in der Magengegend.
    »Wie meint er denn das?«, fragte Sergios.
    Rijo zuckte die Schultern und presste ihre Hände vor den Bauch.
    »Er meint das folgendermaßen«, sagte Jona spöttisch, und im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab, »wir sind bereits tiefer gefallen, als die Sämlingslinse hoch gewesen ist. Jetzt fallen wir unter der Oberfläche weiter. Gerdastadt ist über uns. Wir sind in den Keller des Wolkengebirges gerutscht. Und rutschen weiter. Hinab in die tiefsten Tiefen, zu den Geheimnissen der Vorväter, in den Grund der Welt ...«
    »Und«, fragte Sergios und unterbrach Jonas Geschwafel, »kennt ihr euch gut aus hier unten?«
    Rijo lächelte gequält. »Gar nicht«, antwortete sie. »So weit unten war nie jemand, glaube ich. Wir kennen nur einen kleinen Teil des Supergestrolchs. In der Regel halten wir uns an die bekannten Wege und versuchen nicht, irgendwohin vorzustoßen, wenn es uns nicht angeboten wird.«
    »Angeboten«, wiederholte der Zentralier erstaunt.
    »Ja. Es kann gefährlich werden, wenn man in Regionen eindringt, in denen das Gebirge einen nicht haben will. Da kann man, nun ja, verlorengehen.«
    »Oh.«
    Jetzt verstand Sergios, wie es zu den Berichten über verschwundene Leute kommen konnte. Und es passte verflixt gut zu seiner Theorie, dass es da einen Willen gab, ein gigantisches, hochgradig vernetztes Wesen. Und er wollte so gern wissen, ob seine Implantate mit diesem Geist des vertikalen Waldes reden konnten.
    Vielleicht hatten sie es bereits getan.
    »Da kommt was auf uns zu«, sagte Jona.
    Rijo und Sergios sahen zu ihm hinauf. Er hatte sich auf abstruse Art um sein Möbelstück gewickelt und hielt die Augen nach wie vor konsequent geschlossen. Er wollte sehen, was sein Eingesicht sah, sonst nichts.
    »Das war ein bisschen ungenau«, rief Rijo hinauf. »Fallen wir in ein

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