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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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untereinander einige innige Feindschaften.
    Als Sandaragaleezi Mornastan aus der Schleuse trat und sofort mit beiden Füßen knöcheltief im Schlamm versank, zögerte er nur kurz und blickte erstaunt zu den kürbisförmigen Bauten von Gerdastadt hinüber. Offenbar hatte er noch keinen bewohnten Häuslebauer gesehen. Dann warf er sich der Länge nach auf den Boden, der seiner Überzeugung nach den göttlichen Gesandten hervorgebracht hatte. Zur Begrüßung und als Ausdruck seiner Dankbarkeit küsste er den Boden des Regenplaneten.
    Der Boden, halb flüssig, versuchte auszuweichen.
    Sergios sah kopfschüttelnd zu, wie der Hochmeister sich wieder aufrappelte, über und über mit fruchtbarer Erde bedeckt. Der Luciferant traute sich nicht, den geweihten Boden in seinem Mund durch Ausspucken zu entehren. Er hielt sein Gesicht in den herunterprasselnden Regen, der alles wieder herabwusch und das grüne Gewand vollends durchfeuchtete. Dann schluckte der Gläubige eine Mundvoll Vilm hinunter und dachte darüber nach, was der Geschmack zu bedeuten hatte.
    So stand er immer noch, als die Schwebeschachteln des Zentraliers gebracht wurden und Sergios eine triefendnasse, aber glückliche Gestalt den Vilmern übergeben konnte, die nicht schlecht staunten.
    »Ich muss zum äquatorialen Strauchwerk«, sagte Basileus Mornastan zu ihnen.
    Sie nickten gütig und führten ihn davon.
    Sergios ließ die Oosterbrijk2 alle ihre Luken zuklappen, nachdem er sein wiedergefundenes Gepäck verstaut hatte, und dachte lange darüber nach, was die Andeutungen des Luciferanten wohl zu bedeuten hatten.
    Er holte sich Informationen über dessen Sekte aus der Datenbank und stellte fest, dass es statt einer Sekte viele gab. Sehr, sehr viele. Eine Unzahl der unterschiedlichsten Bekenntnisse. Luciferanten waren nicht alle Teufelsanbeter, ja nicht einmal die meisten. Die hießen größtenteils Satanisten und waren wiederum ein Thema für sich, wobei es auch seltsame Abspaltungen wie die Semisatanisten gab. Einige der Luciferanten-Vertreter beteten Judas an, weil er der Bitte Jesu nachgekommen sei, ihn zu verraten, und lasen das Judas-Evangelium. Andere das Magdalena-Evangelium, weil sie an eine verheimlichte Geburt jener Zwillinge glaubten, die der Heiland mit Magdalena gezeugt habe. Andere waren Manichäer, lasen vorrangig die Interrogatio Johannis sowie die später auf anderen Welten entdeckten Interrogationes , und verehrten nicht den Teufel selbst, sondern lediglich die Schöpfungen des Teufels, während die Komplettisten alle 42 Evangelien für wahr hielten, was ihr Glaubensgebäude etwas kompliziert aussehen ließ. Die Liste der Religionen nahm kaum ein Ende. Allen war gemein, dass sie jeweils für sich in Anspruch nahmen, die letzten Wahrheiten gefunden zu haben.
    Den Allseherorden führte die Datenbank unter der Rubrik »Sonstige« auf, während andere Fraktionen der Luciferanten unter »Gefährlich«, »Sehr gefährlich« und »Äußerst gefährlich« liefen. Sergios staunte, was er hier noch alles lernen konnte. Ein Hochmeister war bei den Allsehern so etwas wie ein Erzbischof. Ansonsten reisten die Mitglieder des Allseherordens auf ihrer Suche nach dem Wahren Und Einzigen Standort derart viel im bewohnten und unbewohnten Kosmos umher, dass man sie immer wieder für wissenschaftliche Forschungsprojekte befragte und ihre Daten und ihre überaus zahlreichen Vermessungsergebnisse gern zur Auswertung heranzog.
    Sergios fasste einen Entschluss und meldete sich in Vilm Village. Er wollte unbedingt mit diesem Will sprechen und ihm von den seltsamen Andeutungen berichten, die der Luciferant gemacht hatte.
    Insbesondere der Nebensatz über irgendeine Exekution beunruhigte ihn sehr.

9. Erlaubnis einzutreten
    Der alte Adrian Harenbergh, der Zeit seines Lebens immer gerne an irgendwelchen mechanischen Vorrichtungen herumbastelte, hatte es sich nicht nehmen lassen, den neuen Gestrolchkugler auf seiner ersten Reise zu begleiten. Da er wenig aus seinen Werkstätten herausgekommen war, staunte er immer wieder wie ein Kind über Dinge, die den Vilmern völlig selbstverständlich waren.
    »Diese Äste da sind also gar keine, sondern eher so etwas wie Greifarme?«, erkundigte er sich gerade, als sein Kugler einen eleganten Bogen um einen Bereich des Dickichts schlug, in dem sich die Stämme des Gewächses langsam bewegten.
    »So etwas wie«, sagte Tonja.
    Sie steuerte den Kugler mit der Erfahrung von jemandem, der derartiges schon sehr lange und sehr oft getan

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