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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Schöpfketten an einem einzigen Vaterstrang geben ... und auch von diesen gab es wiederum Tausende nur in diesem Sektor ...
    Adrian erschauderte. Ein Wasserfall, der in den Himmel emporstieg, anstatt aus ihm herabzuregnen, eine permanent hochschießende Säule aus Flüssigkeit.
    »Erstaunlich, oder?«, sagte Tonja. »Ich hab ja fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich so etwas herausfinde.«
    Sie schüttelte den Kopf, und Harenbergh spürte die Bewegung in ihrem Körper zu seinen Füßen.
    »Will ich das alles wirklich erfahren, fragt sich das Vilmkind, und denkt darüber nach, die Ergebnisse seiner Forschungen zu vernichten ... Darf ich meinen Gott belauschen?«
    »Betrachtest du diese Pflanze wirklich als deinen Gott?«
    Sie dachte nach.
    »Nein. Tatsächlich nicht. Sie ist ... ein Vertrauter, der mir nicht alles sagt.«
    Sie musterten gemeinsam das Bild, dessen hypnotischer Rhythmus etwas Beruhigendes hatte. Dann verzerrten sich die Farben ins Blauviolette und vergingen flackernd.
    »Da hat’s wieder einen Kevin erledigt«, stelle Tonja fest.
    »Ich weiß übrigens«, sagte Adrian, »warum diese kleinen Datensammler ausgerechnet Kevins genannt werden. Willst du wissen, warum? Es gibt sogar eine Geschichte dazu.«
    »Nein«, sagte Tonja. »Ich kenne eine, die bestimmt besser ist.«
    Harenbergh warf ihr von der Seite einen verwunderten Blick zu und schaute dann zu dem Fellknäuel hinunter, das seine Beine vom Knie abwärts wohlig warm umhüllte. Die Vilmkinder erinnerten ihn immer wieder daran, dass sie anders waren, und zwar in genau jenen Augenblicken, in denen er es am wenigsten erwartete.
    Er redete sich gerne ein, das sei das Alter. Man verliere halt irgendwann den Kontakt zu den jüngeren Generationen. Aber das stimmte nicht. Er hatte mit Eliza darüber gesprochen. Man kann den Kontakt nicht verlieren, hatte die gemeint, nicht wenn man ihn nie hatte, nie herstellen konnte – weil die Gegenseite gar nicht mehr der eigenen Art angehörte. Da machte sich Adrian schon lange nichts mehr vor.
    Mit ihnen reden – gerne.
    Sie verstehen – keine Chance.
    »Hier versuchen wir nun«, sagte Tonja, »etwas anzuwenden, das wir von den Bewohnern der Weitergereichten Wohnstätten gelernt haben.«
    Von denen hatte Adrian Harenbergh gehört. Sie benötigten keine Gestrolchkugler. Das fand er weniger nett.
    »Sie verwenden bestimmte Extrakte und Elixiere, um sich durch das Gestrolch zu bewegen. Besser gesagt, sie lassen ihre Behausungen vom Gestrolch bewegen und beeinflussen, so gut es eben geht, die Richtung. Zu diesem Zweck haben sie eine Unzahl von Substanzen entwickelt.«
    Adrian spähte in das undurchdringliche, nässetriefende Dickicht, in dem sich sein Gefährt mehr schlecht als recht hindurchhangelte.
    »Einige davon«, sprach Tonja weiter, »öffnen Bereiche, die normalerweise verschlossen bleiben. Aber nicht alle. Wir haben eine große Zahl von Arealen kartografiert, in die wir vom Supergestrolch einfach nicht vorgelassen werden. Niemals. Und wir wissen nicht, warum.«
    Sie hantierte an den Kontrollen des Kuglers herum, und das Fahrzeug hielt dicht vor einer Struktur an, die aus fest miteinander verschlungenen fingerdicken Kabeln bestand. Eine geflochtene Wand.
    »Hier zum Beispiel«, fuhr Tonja fort. »Hier beginnt ein geradezu riesiger Komplex, in den wir noch nie vordringen konnten.«
    Möglicherweise hat das gigantische Wesen gute Gründe dafür, manche Gegenden abzusperren, dachte Harenbergh, aber er hielt den Mund. Es war nicht sein Planet.
    »Mal sehen, ob wir es dieses Mal schaffen«, sagte Tonja und betätigte ein paar Schalter. Dann drehte sie eine altertümliche Kurbel, die seitlich aus ihrem Pult ragte. Da Adrian die Maschine selbst konstruiert hatte, wusste er genau, dass in einem komplizierten Gewirr von Leitungen nun bestimmte Ventile geöffnet wurden. Dass die geheimnisvollen Elixiere der Gebirgsbewohner sich in einer Wirbelkammer vermischten und feine Düsen das Resultat draußen versprühten. Gespannt blickte er zwischen den Fenstern und den Bildwänden, auf die Tonja unentwegt starrte, hin und her.
    Sie sprach weiter, mehr zu sich als zu dem alten Mechaniker: »Es gibt immer wieder solche Areale, bei denen uns es nicht gestattet wird, sie zu durchqueren oder auch nur zu betreten.«
    »Und nun fragst du gerade um die Erlaubnis?«
    »So ähnlich.«
    Tonja ließ keinen Blick von ihren Anzeigen, auf denen nichts passierte. Adrian Harenbergh konnte auch draußen an der unregelmäßig strukturierten Wand

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