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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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keine Veränderungen feststellen.
    Nach ein paar Minuten seufzte Tonja. »Nun, das war wohl nichts. Keine Antwort, keine Reaktion. Versuchen wir es mit ein wenig mehr Nachdruck.«
    Sie ließ eine andere Kombination von Schaltern klacken.
    »Ziemlich genial, dass du es hinbekommen hast, die Elixiere auf rein mechanischem Weg zu kombinieren und auszubringen. Wir haben lange gebraucht, bis wir begriffen hatten, dass es unsere elektronische Apparatur war, die die Balance der Stoffe so veränderte, dass sie gar nicht oder falsch wirkten.«
    Sie kurbelte wieder.
    »Wer hätte gedacht, dass ein paar Zentimeter mehr Abstand zu irgendwelcher Elektronik so viel ausmachen können ...«
    »Ja«, sagte Adrian, »ich fand es auch nett vom Gestrolch, mir eine so schöne Bastelarbeit einzubringen.«
    »Jetzt passiert irgendetwas«, stellte Tonja fest. »Das ging nun aber wirklich schnell.«
    Die Wand bewegte sich, Wellen liefen ihre Oberfläche entlang. Wenn man genauer hinsah, erinnerte das Ganze an miteinander verknotete Finger, die sich zu entwirren versuchten und einander dabei in die Quere kamen.
    »Das sieht merkwürdig aus«, murmelte Harenbergh. »Fast so, als wäre diese spezielle Abschirmung nicht dafür gedacht gewesen, irgendwann einmal geöffnet zu werden.«
    Tatsächlich wirkte der Vorgang schmerzhaft; hier und da rissen Finger ab und verspritzten brauntrübes Blut. Oder irgendeine andere Körperflüssigkeit, die beinahe wie Blut aussah. Der Bereich rings um so einen weggeploppten Finger zuckte heftig zusammen. Es dauerte eine Weile und mehrere krampfartige Bewegungen, ehe die verletzten Stränge von den anderen, intakten, so umschlungen und zusammengepresst wurden, dass die blutähnliche Substanz aufhörte herauszuspritzen.
    »Oje. Hoffentlich haben wir hier nichts Schlimmes angerichtet«, sagte Tonja.
    »Das können wir nicht wissen«, entgegnete Adrian und beobachtete, wie die sich zurückziehenden Fortsätze oder Tentakel nach und nach auseinanderwichen, so dass eine Öffnung entstand, in die der Gestrolchkugler gerade so eben hineinpassen mochte. Die Scheinwerfer enthüllten, dass hinter der Öffnung noch mehr von dem verschnürten Gewebe einen Gang bildete, der tiefer hinein in die ehemals verbotene Zone führte.
    »Sieht das aus wie eine Einladung?«
    Harenbergh musterte skeptisch diesen Tunnel, der nach einem Dutzend Metern eine Biegung nahm, so dass man unmöglich sagen konnte, wie weit er hineinführte. Oder wohin.
    Tonja war sich ihrer Sache sehr sicher.
    »Natürlich ist es das«, sagte sie und steuerte das Fahrzeug vorsichtig in die Öffnung hinein.
    Sie wartete nicht auf Adrians Meinung; sie fragte nicht einmal danach. Tonja-J allerdings löste sich von den Beinen des alten Mannes und schaute sichtlich aufgeregt und angestrengt durch dieses und jenes Fenster hinaus. Es mochte nützlich sein, auch über das informiert zu sein, was direkt neben und hinter dem Kugler geschah.
    Harenbergh blickte zurück. Die Öffnung entfernte sich. Die aus verknoteten Adern bestehenden Wände des Tunnels blieben, wie sie waren. Adrian hatte gedacht, sie zögen sich hinter ihnen wieder zusammen wie der monströse Schließmuskel eines gigantischen Tieres. Diese Vorstellung hatte in seinen Gedanken ein bisschen Panik aufkeimen lassen. Alles ist gut, sagte er sich; wir können jederzeit wieder hier hinausgelangen.
    Während Tonja den sanften Biegungen und dem kaum spürbaren Auf und Ab dieses merkwürdigen Weges folgte, fragte Harenbergh sie, ob sie wirklich glaube, dass es das Elixier gewesen sei, das diese Straße quer durch die Substanz des Wolkengebirges erzeugt habe.
    »Nein«, sagte sie entschlossen. »Dafür ging es zu schnell. Und dafür ist diese ganze Struktur hier zu groß. Ich glaube, das Gestrolch hat daran gearbeitet, seitdem wir draußen an der Wand angehalten haben.«
    »Oh«, sagte Adrian. »Warum sollte es das getan haben?«
    »Weil es will, dass wir hier hineingelangen.«
    Die Frage nach dem Warum verkniff sich der alte Mann wohlweislich. Es war mit keiner brauchbaren Antwort zu rechnen.
    Sie waren keine zehn Minuten in dem floralen Gang unterwegs, als die verknoteten Zweige ringsum zurückwichen, und den Gestrolchkugler in eine weite Fläche entließen, die Tonja sofort wiedererkannte. Sogar Harenbergh wusste, was das war.
    Es war eine Sämlingslinse, fast tausend Quadratmeter ebene Fläche.
    Aber es war eine tote Sämlingslinse.
    Wo in solchen Arealen sonst aufkeimender Nachwuchs in dichten lebenden

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