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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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er ein-, zweimal durch die Luft gewischt hatte, um Proben zu nehmen.
    »Ohne diese Anzüge«, sagte er dann, »wären wir kaum bis zum Eingang gekommen. Hier drin hätte uns der erste Atemzug umgebracht. Wir sollten nicht lange an Bord dieses Ungeheuers bleiben.«
    Er musterte die Umgebung, und Than war beeindruckt, wie finster die dunklen Augen hinter dem Visier des Helmes schauen konnten.
    »Dieses Zeug ist so aggressiv, dass es die Lebensdauer unserer Anzüge drastisch reduzieren wird. Nur das Metall, aus dem das Biest selber besteht, ist offenbar sicher davor. Sonst hätte sich das Ding längst selbst verdaut.«
    »Wir sollten uns also beeilen«, sagte Than. »Aber wohin?«
    Sergios stapfte bereits den Gang hinunter.
    »Da lang«, knurrte er und beschleunigte seine Schritte. Than hastete hinterdrein. Auf ihrem Weg ins Innere der Fabrik kamen sie an seltsamen Metallgebilden vorbei, die wie unfertige Installationen aussahen, und es kostete Than einige Überwindung, nicht stehen zu bleiben und sie näher in Augenschein zu nehmen. Hin und wieder steckten kuriose, igelfischartige Gebilde darin, und als Sergios die Hand ausstreckte und Than aufhielt, bewegte sich eines davon.
    »Besser still jetzt«, zischte der Zentralier.
    Than war sowieso wie gelähmt. Was er für auskristallisiertes stachliges Gift gehalten hatte, entpuppte sich als schwangerschaftsbauchgroßes, technisches Gerät voller Werkzeug und Manipulatoren. Es drehte sich, stülpte einen neuen Fortsatz aus und reparierte damit eine defekte Leitung.
    Ein Kollege, dachte Than. Das Ding da tut meine Arbeit.
    Fasziniert beobachtete er, wie der übergroße Igelfisch sein Arbeitsfeld reinigte, die übrig gebliebenen Teile und Splitter penibel aufsammelte und sich zur nächsten Aufgabe begab, nachdem er mit einer rührend menschlichen Geste gleichsam prüfend nachgesehen hatte, ob alles in Ordnung war. Dann verschwand das kuriose Gerät in einem Quergang.
    Sergios atmete gepresst aus.
    »Das verfluchte Mistding repariert sich unablässig selbst. Es hat seine Leute dafür ... na ja ... Maschinen.«
    Er zeigte in die Richtung, die seiner Meinung nach ins Innere der Fabrik führte.
    »Da lang.«
    Than folgte dem Zentralier und fühlte sich ein wenig schwindelig dabei. Vielleicht war es die wachsende Entfernung zu Than-J, die ihn irritierte; vielleicht war es aber auch nur die Vorstellung einer Armee von mechanischen Riesenigeln, die unaufhörlich herumwimmelten, um eine permanent unter Attacken von außen erzitternde Vorrichtung in Funktion zu halten. Fast taten sie ihm leid, diese Sisyphos-Apparate; aber dann dachte er wieder daran, was die Fabrik dem Wolkengebirge antat.
    Und daran, dass hinter alldem ein Warum stehen musste. Und natürlich auch ein Wer.
    Sergios stiefelte dahin und streifte hin und wieder die Wände mit seiner Hand, als wolle er Kontakt aufnehmen. Aber natürlich waren da keine roten Linien, und durch die Handschuhe hindurch würde die Kommunikation sowieso nicht funktionieren. Trotzdem tat er es; er konnte dadurch die Überlegungen des unbekannten Konstrukteurs besser nachvollziehen. Die hier und da herumbosselnden Reparaturwesen mit ihren zahllosen, in alle Richtungen weisenden Werkzeugen ignorierten die beiden menschenförmigen Gestalten.
    »Woher weißt du, wo es weitergeht?«, fragte Than nach einer Weile.
    »Ich weiß es nicht«, sagte der Zentralier. »Aber meine Familie ist schon seit vielen Generationen auf so vielen Raumfahrzeugen unterwegs gewesen ... Da bekommt man eine starke Ahnung, wie solche Strukturen aufgebaut sind. Dies ist auch nur so eine Struktur. Allerdings eine kranke.«
    Than runzelte die Stirn und ließ, hinten in der Oosterbrijk2 , die Zunge ein bisschen heraushängen vor Verblüffung.
    »Eine kranke Struktur?«
    Sergios zuckte die Schultern.
    »Ich kann es nicht besser ausdrücken. Ich spüre solche Raumfahrzeuge als ein Ganzes, wie ein Bild, das man sofort und komplett erfassen kann. Und hier«, er zeigte auf die gelbbraun-staubige Umgebung, »dringt ständig dieses Pulsieren, Zittern und Schwanken durch, das mir Übelkeit macht.«
    Jetzt, wo der Zentralier es erwähnte, bemerkte auch der Vilmer, dass ihm ein bisschen schlecht war, gemeinerweise gleich in zwei Magengruben. Die Vibrationen der Fabrik waren dem Wohlbefinden nicht zuträglich.
    Sie bogen um eine weitere Ecke, ließen einen hektisch schuftenden Igelfisch links liegen und gingen nun auf ein Tor zu, das ganz offenbar bedeutend sein musste. Es war die erste

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