Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Wichtigeres als Speichermedien derart zu stapeln.
Als er er um die nächste Ecke bog, blieb er stehen und starrte wie gebannt auf das, was zwei der Igelfische da taten.
Sie hackten aufeinander ein.
Sie schlachteten einander aus.
Jeder pflückte dem anderen Werkzeuge aus dem metallenen Fell, platzierte sie in seinem eigenen Gewirr nützlicher Dinge und holte sich Nachschub aus dem Vorrat seines Widerparts. Und so weiter. Ein hektischer, gewaltsamer Austausch von Körperteilen. Es wirkte irgendwie, als sollte man als guterzogener Mensch besser woanders hinschauen. Das erregte Hin und Her der Organe war eine verquere Art von Vereinigung.
»Was auch immer wir getan haben«, flüsterte Sergios, »wir haben das ganze Mistding durcheinandergebracht.«
»Trotzdem sollten wir verschwinden«, sagte Than. »Ein System mit soviel Fähigkeit zur Selbsterhaltung wird nicht lange gestört bleiben.«
»Meinst du?«
»Keine Ahnung. Ich will auf jeden Fall hier weg sein, wenn es wieder funktioniert. Vor allem, wenn das Biest mitbekommen haben sollte, wer schuld war an all den Störungen.«
»Oh.« Sergios richtete sich auf und erinnerte sich an die Selbst-Belebung der Weltenkreuzer.
»Dann lass uns gehen.«
Auf dem Weg nach draußen entdeckten sie mechanische Igelwesen, die zu einer unglaublichen Menge kleiner Teile zersprungen waren. Am Rande dieser Häufchen aus schmutzigen Metallteilen hockten Artgenossen, die sich aber nicht damit beschäftigten, die aufgelöste Maschine wieder zusammenzusetzen. Stattdessen häuften sie die Teile zu kleinen, steilen Pyramiden auf. Wenn eine davon eine bestimmte Höhe erreicht hatte, rutschte sie wieder zusammen. Dann fingen die mechanischen Fische einfach von vorne an.
Das Innere der Fabrik war von Anfang an ein unheimlicher Ort gewesen – nun kam auch noch ein Hauch von Irrsinn dazu.
»Schneller«, drängte Than, »schneller!«
Er hatte gerade einen Igelfisch gesehen, der in seinen sinnlosen Bewegungen innehielt und seine Umgebung zu mustern schien; mit den Augen, die er gar nicht besaß. Dann begannen seine Manipulatoren, etwas Sinnvolles zu tun. Ein zersplittertes Werkzeug wurde entfernt, durch ein neues ersetzt und in eine von den kleinen Klappen geworfen, die sich überall in den Gängen befanden.
Der Fisch hatte weder irgendwelche Optiken noch Augen, die der Vilmer sehen konnte, dennoch blickte er den beiden Menschen in ihren Raumanzügen aufmerksam hinterher.
Than in der Oosterbrijk2 hüpfte aufgeregt auf der Steuerkonsole herum und öffnete die Luken der Schleuse in genau dem Augenblick, da die Tür aufflog, die in das Innere des Biestes führte, und zwei Raumanzüge herausstürzten. Sie wurden verfolgt von einer Meute austickender Maschinchen verschiedener Größen, die Bohrer, Meißel und Fräsköpfe kreisen ließen. Rotierende, scharfe Sägeblätter zischten durch die Luft. Bolzen prallten in unregelmäßigen Abständen von den gehärteten Flächen der Raumanzüge ab und hüpften über das zerkratzte Metall des Decks. Das war alles harmlos, aber ein Treffer an gewissen Stellen könnte durchaus gefährlich werden.
Der Vilmer hätte nie gedacht, dass er den Waffenschnellkurs des Zentraliers tatsächlich je brauchen würde, aber nun war er froh, dass Sergios ihm beigebracht hatte, wie man die Verteidigung des Kubus’ benutzte.
Die Waffenboxen ruckten aus der Panzerung, richteten sich jaulend aus und feuerten auf die Masse der tobenden Igelfische. Flüssiges Metall spritzte dort herum, wo Energie-Impulse eine der Maschinen trafen und sie zur Hälfte verkochten. Projektile schlugen zwischen und in den Verfolgern der beiden Menschen ein, und meistens hatten sie genug Kraft, mehrere der wutsirrenden Geräte nacheinander zu durchbohren. Viele rissen auch die Oberfläche der Fabrik auf, so dass die Igel stolperten, stockten oder steckenblieben.
Sehr gut, Than!, wollte Sergios laut ausrufen. Aber er stellte fest, dass er einfach keine Kraft und keinen Atem mehr hatte, um irgendwelche Worte auszusprechen. Es war anstrengend genug, das mörderische Tempo ihrer Flucht beizubehalten.
Zusammen mit dem Vilmer warf er sich in die Schleuse, deren Luke sofort hinter ihnen herabkrachte. Ein ebenso dumpfes wie erbittertes Getrommel war zu hören, als die überlebenden Roboter gegen die Außenhaut der Oosterbrijk2 anstürmten.
Natürlich können sie der Panzerung gar nichts anhaben, dachte Sergios, während endlose Dekontaminations-Durchläufe durch die Schleuse schwappten und daran
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