Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Sergios Thanassatrides über seine Familie herangeschafft, ganz begeistert von der Idee, auf diese Weise zu erleben, wie seine ursprüngliche Theorie am Schluss doch noch bestätigt werden würde. Sie wussten, dass die Finanzierung des Vorhabens zum größten Teil über den päpstlichen Nuntius lief, der dafür einige der undurchsichtigeren Organisationen der Kurie angezapft hatte und von einem Mitglied des Papstes selbst insgeheim unterstützt wurde. Einer Päpstin, um genau zu sein. Derselben Päpstin, die auf Bitten der Einarmigen Eliza hin Nachforschungen in Auftrag gegeben hatte, um die Herkunft jenes industriellen Komplexes ausfindig zu machen, der vor einiger Zeit beim Versuch vernichtet worden war, offenbar genau dasselbe Ziel zu erreichen wie die Schnellstraße. Nur eben ohne Beteiligung der Vilmer.
»Wie kommen Sie nur an all diese Informationen?«, fragte Will entgeistert und wünschte sich im selben Moment, er wäre still geblieben.
Utur-92-mog breitete die Arme aus.
»Vergessen Sie nicht, was das Lebenselixier der Bruderschaft ist«, sagte er.
»Geld«, erwiderte Will.
»Genau. In jeder Organisation sind Menschen tätig, für die Geld ebenfalls einen gewissen Reiz besitzt. Da kann man relativ leicht einen, äh, Interessenausgleich herstellen.«
»Sie haben bestochene Spione in praktisch allen beteiligten Parteien«, übersetzte der Administrator.
»Leider nicht in allen. Die Dunkelwelten sind uns völlig verschlossen, und ihre Einmischung ist uns nach wie vor rätselhaft – falls sie sich wirklich eingemischt haben. Auch die verschwiegenen Familien von Atibon Legba sind nur schwer zugänglich, wenn man nicht über jenes genetische Erbstück verfügt.«
Will erinnerte sich an einen längeren Vortrag über Piebaldismus, den ihm ein Arzt gehalten hatte, als er sich nach der hellen Stirnlocke der Cumminos erkundigt hatte.
»Auch unter den Luciferanten ist die Informationsbeschaffung gelegentlich mühselig und beschwerlich. Manchmal aber benötigen wir bei ihnen auch gar keine pekuniären Anreize. Unser bestes Beispiel ist Sandaragaleezi Mornastan, der ausgesprochen freigebig mit seinen Informationen ist.«
Manchmal auch zu freigebig, dachte Will.
Laut sagte er: »Eliza hat mir bis heute nicht gesagt, dass die Päpstin geantwortet hat.«
»Hat sie ja auch noch nicht«, entgegnete Utur-92-mog. »Der Bericht ist noch nicht fertiggestellt. Uns liegt jedoch die Kopie einer sehr weit gediehenen Arbeitsfassung vor.«
In deren Besitz ihr euch auf den üblichen Wegen gebracht habt, dachte Will. Er beobachtete den Goldenen aufmerksam aus allen seinen Augen, und falls irgendetwas von dem, was der erzählte, gelogen war, dann hatte sich diese nicht ganz so fette Made hervorragend selbst im Griff.
»Die Einarmige hat nach Beweisen angefragt, die unsere Goldene Bruderschaft mit dem, wie manche Vilmer es nennen, Biest-in-der-Tiefe in Verbindung bringen. Tatsächlich haben die Nachforschungen keinen einzigen Hinweis in dieser Richtung erbringen können.«
Utur-92-mog stutzte.
»Genau gesagt: Es hat einmal ein Projekt gegeben, das davon ausging, das äquatoriale Gestrolch als biologischen Riesenrechner benutzen zu können. Einen nichtbinären Rechner, der mehr berücksichtigt als nur Ja und Nein. Er sollte in der Lage sein, die Zukunft bestimmter ökonomischer Engagements vorherzusagen und so die Profite zu maximieren. Aber daraus ist offenbar nie etwas geworden. Jedenfalls gibt es keine Beweise dafür, dass jemals etwas in dieser Richtung unternommen wurde.«
»Na ja, das will nichts heißen«, warf Will ein.
»Stimmt. Zumal die besagten Investoren nicht mehr existieren. Ein anderes Projekt beruhte darauf, einen orbitalen Aufzug auf dem Grund des Wolkengebirges zu verankern, den gesamten planetaren Verkehr zu monopolisieren und so maximalen Profit aus den zu erwartenden Produkten des Regenplaneten zu ziehen.«
Utur-92-mog verstummte kurz. Es gab da diese Episode in den Erinnerungen von Pak-46-erg ...
»Genau dieses Vorhaben ist es übrigens gewesen«, sagte er dann in einem völlig veränderten Tonfall, »das die Auftraggeber eines gewissen Ganoven dazu bewogen hatte, der Goldenen Bruderschaft jene unglückliche Südseiten-Expedition in die Schuhe schieben zu lassen.«
Will ruckte mit den Köpfen hoch. »Die, auf der Jojo verunglückte?«
»Genau die.«
»Pak hat immer beteuert, dass die Wespe damals wirklich gestohlen worden war.«
»Das war sie tatsächlich. Diese Information steht natürlich
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