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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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nicht im Bericht der Päpstin.«
    »Und was ist aus dem Ganoven geworden?«
    Der Goldene sah das entsetzte Gesicht Gustave Hermès’ vor sich, in dem Augenblick, als sein Herz angehalten wurde.
    »Mein Vorgänger hat sich um das Problem gekümmert«, sagte er kurz.
    Wills Gedanken waren zu dem orbitalen Aufzug zurückgekehrt.
    »Von was denn für Produkten sind die Planer solcher Ideen ausgegangen?«, wollte er wissen.
    »Drogen, hauptsächlich. Diese Rätselfrüchte, die Mittelchen der Weitergereichten Wohnstätten. Das Zeug, das diesen Adrian Harenbergh so unglaublich alt hat werden lassen ... Aber auch edle Hölzer, exotische Haustiere, biologische Patente, etwa die Häuslebauer ...«
    »Das ist doch alles komplett verrückt«, stellte Will fest.
    »Das mag sein«, gab der Goldene zu. »Zumal auch dieses Projekt von denselben Leuten, von derselben Fraktion ausgeheckt worden ist. Vielleicht war auch das eine nur die Tarngeschichte für das andere, wer weiß.«
    »Die Implantate mit den entsprechenden Erinnerungen konnten Sie wohl nicht mal kurz einstöpseln?«, fragte Will bissig.
    »Nein«, sagte Utur-92-mog. »Niemand konnte das. Von diesen Stücken ist nach der Marktbereinigung ebenso wenig übrig geblieben wie von ihren Besitzern.«
    Der Administrator musterte den Goldenen verblüfft.
    Eine Marktbereinigung, bei der von den Unterlegenen nichts übrig blieb? Es gab also auch Auseinandersetzungen innerhalb der Bruderschaft, die deutlich rabiater geführt wurden als vermutet. Darüber wollte er jetzt lieber nicht weiter nachdenken.
    »Nun, konnte ich Sie davon überzeugen, die Bruderschaft an dem Wissenszuwachs zu beteiligen, der nach der Inbetriebnahme der Schnellstraße zu erwarten ist?«
    Will-J sprang von seiner schlammfarbenen Decke auf und trollte sich an die Seite von Will-A. Sein Blick hatte etwas Trotziges.
    »Das muss ich erst mit den anderen besprechen«, sagte er.
    »Tun Sie das«, sagte der Goldene in einem Tonfall, in dem ein Die-tun-doch-sowieso-alles-was-Sie-sagen-Was-soll’s-also mitschwang.
    »Dann lassen Sie uns zu dem kommen, was Sie am meisten interessiert«, sagte er dann, und eine Tür in der Seitenwand des Raumes glitt auf.
    Die Tür, die sich – weit entfernt – für Lukaschik am Ende seiner holprigen und leicht übelkeiterregenden Reise auftat, war in Wirklichkeit eher eine Art Tor und führte in eine große, von unregelmäßig verteilten Lampen auf einfachen Stativen nur unzureichend erhellte Kuppel, die man als natürliche Höhlung innerhalb des Wolkengebirges ausgewählt hatte. Niemand wusste, wie lange sie existieren würde. Im Notfall konnte sich die Schnellstraße einen anderen Endpunkt suchen.
    Hierher drang kaum Licht, weil die kilometerhohen Massen des Superorganismus nahezu alles absorbierten. Dennoch hatte es Tage gegeben, an denen spärliche Reste des Tageslichts sogar an diesem Ort wahrgenommen werden konnten.
    Lukaschik ließ den Kugler außerhalb der Kuppel stehen. Dann trat er ein, sah sich um und schnupperte mit gesenktem Schädel an den Rändern der Kuppel entlang. Es roch hier seltsam, würzig und erdig und nach warmen Felsen. Dabei bestand der Boden des Raumes gar nicht aus nacktem Gestein. Das dürfte sich noch viele hundert Meter tiefer befinden, wo die Wurzeln der Riesenpflanze mit dem Urgrund des Planeten verwachsen waren.
    »Hier also werden wir es tun«, sagte Lukaschik. Seine Stimme hallte nicht wider in der Kuppel; all die Pflanzen ringsum und das Holz der gewölbten Decke gaben dem Raum einen warmen Klang.
    Willkommen in dem Wohnzimmer, wo alles endet, dachte Lukaschik und scharrte mit den Pfoten am Untergrund der Kuppel herum.
    Er hatte ein paar Dinge in Harenberghs Werkstatt geschmuggelt, die er für künftige Expeditionen hier unten hatte gebrauchen wollen. Und nun hatte er die ganzen Sachen mitgebracht. Das meiste stammte aus den Weitergereichten Wohnstätten. Es waren kleine Fläschchen mit farbigen Pulvern darin. Er grübelte lange über den Zutaten und sah sich die Ingredienzien genau an. Vor allem schnupperte Lukaschik-J intensiv an allem, was er dabeihatte. Und an dem, was wie eine gewölbte Innenfläche einer Kuppel aussah.
    Von nahem betrachtet, war sie alles andere als das.
    Zwischen den teils borkigen, teils wie poliertes Edelholz wirkenden Stämmen und Ästen schauten die verschiedensten Triebe hervor und bewegten sich leicht. Bleiche Keime, leuchtendgrüne Ranken, braune Blätter führten einen kaum sichtbaren Tanz auf, als ob hinter der

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