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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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Genau. Ich würde aus dem Fenster springen, aber wir sind
    im 2. Stock, da breche ich mir nur den Hals und muss eine
    Million Jahre im Streckverband liegen.
    AB: Dann bleib, wo du bist.
    Ich: Echt witzig.
    AB: Tut mir leid.
    Ich: Wie soll ich es hier nur aushalten?
    AB: Vielleicht vergeht die Zeit ja schnell.
    Ich: Vielleicht. Die Aufnahmen von dir auf dem Zaun
    waren superlustig.
    AB: Ich habs durchgezogen, bis ihr um die Ecke wart.
    Ich: Absolut.
    AB: Schick es mir.
    Ich: Mach ich. Ich habe auch die Schule gefilmt, damit du
    das Gefängnis siehst, in dem ich hier hocke. Wenigstens ist nicht alles schrecklich. Ich finde Marisol sehr nett.
    AB: Hoffnungsfunke.
    Ich: Scheint so. Heute ist was echt Seltsames passiert.
    AB: Was?
    Ich: Ich habe die Aufnahmen von der Schule geschnitten,
    weil ich sie dir zeigen wollte, und auf dem Film war eine Frau,
    die nicht da war, als ich gefilmt habe.
    AB: Komisch.
    Ich: Sehr.
    AB: Hast du sie übersehen?
    Ich: Möglich.
    AB: Muss los. Bin mit dem Abwasch dran.
    Ich: Du bist echt mein allerbester Freund auf der Welt.
    AB: Darauf kannst du wetten.
     
    Das Gemeinschaftsbad auf unserem Stockwerk ist vom Boden bis zur Decke weiß gekachelt. Trish hat uns geraten, Flipflops zu tragen, weil es barfuß zu glatt ist und wir sonst ausrutschenund uns einen Arm oder sonst was brechen. Das ist die Sorte von guten Ratschlägen, die unsere Mentorin bislang zu bieten hat. Einfach unbezahlbar.
    Während ich mir die Zähne putze, kommt Trish herein, ihr Klemmbrett in der Hand. »Und, wie läuft’s?« Sie lehnt sich gegen das Waschbecken und schaut mich im Spiegel an.
    »Prima.« Ich spucke die Zahnpasta aus.
    »Morgen nach dem Frühstück bringe ich euch rüber in den Geyer-Kirshenbaum-Bau, damit ihr eure Stu-Pläs abholen könnt.«
    Ich nicke. Trish kürzt Wörter gerne ab oder verschluckt das Ende, als würde es zu viel ihrer übersprudelnden Energie kosten, sie ganz auszusprechen.
    »Coo?« Trish lächelt breit, während sie es schon wieder tut und das L am Ende von cool weglässt, als sei das völlig normal. Ihre durchsichtige Zahnspange gibt ihren Zähnen ein hermetisch versiegeltes Aussehen, wie Frischkäse in Plastikfolie.
    »Cool-l-l.« Ich zwinge ein Lächeln auf das L am Ende des Wortes, wie damals, als ich mit Karteikarten Lesen übte. Ich glaube allerdings nicht, dass Trish es bemerkt.
    »Viola, ich weiß, dass du dich für ein Einzelzimmer beworben hast. Ich habe erfahren, dass vielleicht eines frei wird, aber es ist nicht hier auf unserem Stockwerk.« Trish legt ein übertrieben ernsthaftes Stirnrunzeln auf. »Möchtest du es immer noch, falls es tatsächlich frei wird?«
    »Ja klar!«, sage ich zu ihr.
    »Ich wäre dann aber nicht mehr deine Mentorin.«
    »Ich weiß. Aber ihr würdet sicher jemand Nettes für mich als Ersatz in den Vierer Nr. 11 bekommen.«
    »Na gut.« Trish scheint traurig zu sein, weil ich es vorziehe, ihrStockwerk zu verlassen. »Ich würde dir empfehlen, ein paar Tage zu warten, bis du umziehst. Vielleicht wachsen wir dir ja doch noch ans Herz.«
    Trish verlässt das Bad, und ich schaue in den Spiegel. Du wirst mir nie ans Herz wachsen, Trish. Genauso wenig wie dieses Gemeinschaftsleben hier. Nie. Niemals.
    Zurück im Zimmer liegt Suzanne bereits im Bett (gut für den Schönheitsschlaf!). Romy faltet sorgsam ihre riesige Gänseblümchen-Tagesdecke zu einem Rechteck zusammen und legt sie ans Fußende ihres Bettes. Vermutlich möchte sie, dass die Decke möglichst lange wie neu aussieht. Marisol sitzt an ihrem Computer.
    »Tag Eins der Geiselhaft von Viola Chesterton«, sage ich zu ihnen. Sie lachen.
    Ich klettere in mein Bett, das nach einem langen Tag voller Abschiede, neuer Leute und diesem schrecklichen Picknick tatsächlich sehr bequem ist. Ich ziehe die Decke über mich.
    »Morgen früh findest du es hier vielleicht nicht mehr ganz so schlimm«, zirpt Romy.
    »Wollen wir wetten?«
    »Das Frühstück soll echt lecker sein. Es gibt Pfannkuchen in der Mensa«, sagt Marisol. »Man kann sich aussuchen, was man dazu haben mag: Rosinen, Schokolade, was du willst.«
    Ich lege mich hin und starre an die Decke. »Ich bin begeistert.«
    »Weißt du, es kommt vor allem auf deine Einstellung an«, sagt Suzanne vom unteren Stockbett herauf.
    Romy meldet sich erneut zu Wort. »Viola, Suzanne hat recht. Es fällt uns allen schwer, uns hier einzugewöhnen. Es liegt allein an deiner Einstellung, ob du hier klarkommst oder nicht.«
    »Tut mir leid. Das hat echt nichts mit

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