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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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und mich so einsam fühlen will wie an diesem Morgen.
    »Ich möchte in unserem Vierer bleiben.«
    »Also, dann geh und hol dir dein Frühstück. In zehn Minuten schließt die Küche. Und übrigens, die Pfannkuchen sind superlecki.«
    Es ist mir sogar egal, dass Marisol genau wie Trish manche Wörter verhunzt. Ich gehe zur Schlange und nehme ein Tablett. Ich lade einen Milchkarton, ein Glas Orangensaft, Serviette und Besteck darauf. Ich schaue zu den Mädels, die lachen und reden, als hätten wir nicht eben noch ein total ernstes Gespräch geführt. »Was hättest du gerne zu deinem Pfannkuchen«, fragt eine ältere Schülerin mit einem Arbeitsstipendium, die eine Kochmütze trägt und ein Namensschild, auf dem »Shawna« steht.
    »Alles, bitte.« Ich atme aus. »Rösti, Speck, Rosinen, Sirup.«Ich fülle ein kleines Papierhütchen mit Butter und noch eines mit Pfirsichmarmelade. Eigentlich mag ich Marmelade gar nicht, aber ich nehme sie trotzdem. Ich werde mein Tablett mit allem, was es hier zur Auswahl gibt, beladen, bis es so voll und schwer ist, dass mir fast die Arme abbrechen. Auf einmal merke ich, dass ich Hunger habe, Riesenhunger, so einen Hunger, den man nur spürt, wenn man soeben eine zweite Chance bekommen hat.
    »Wahnsinn. Du siehst gar nicht so aus, als könntest du das alles verputzen«, bemerkt Shawna.
    »Denkste«, sage ich zu ihr.
     
    Caitlin Pullapillys Mutter erlaubt Caitlin nur dann, SMS zu verschicken oder zu chatten, wenn es um Leben oder Tod geht. Es herrschen echte Steinzeitverhältnisse, wenn es darum geht, mit Caitlin zu kommunizieren. Geht’s eigentlich noch, Mrs. Pullapilly? Warum nicht gleich Hello-Kitty -Briefpapier und Briefmarken?
    Caitlin und ich müssen uns also mit schlichten, altmodischen E-Mails begnügen – und zwar nach Verabredung –, weil sich bei Caitlin zu Hause alle gemeinsam einen Computer teilen, und der steht im Wohnzimmer, sodass man nicht gerade von Privatsphäre sprechen kann. Ich finde das echt übel. Praktisch Caitlins gesamte Verwandtschaft arbeitet in der Computerbranche. Sie sind alle Genies auf diesem Gebiet, echte Superhirne. Wie lächerlich, dass sie zu Hause dann noch im Mittelalter leben, was Computer betrifft. Beim Öffnen meiner Mails sehe ich, dass ein langer Brief von ihr dabei ist, weil sie alles auf einmal hineinschreiben muss.
     
    Liebe Viola,
    ich habe deine Mail über deine neue Mitbewohnerinnen bekommen. Ich finde auch, dass du in dem Vierbettzimmer bleiben solltest. Du solltest nicht alleine in einem Zimmer wohnen. Du brauchst Leute um dich herum. Außerdem klingen sie nett. Auch wenn du sie jetzt noch nicht kennst, werden sie
dir mit der Zeit bestimmt ans Herz wachsen. Sei eine gute Zuhörerin. Meine Mutter sagt das immer zu mir, wenn ich mich über das Verhalten anderer Leute aufrege, und es hilft
mir wirklich. Hoffentlich hilft es dir auch! LOL !
    Also, zu deiner Kamera und den Aufnahmen von dem Feld. Andrew hat das Video heruntergeladen, das du geschickt hast, und es ist so was von cool. Ich werde vermutlich nie nach Indiana kommen und jetzt, wo ich deinen Film gesehen habe, muss ich auch gar nicht mehr selbst hinfahren. Ich habe die Frau in dem roten Kleid gesehen, die da in dem Feld herumläuft und die ich gerne als … Geist bezeichnen würde, weil ich dir glaube, wenn du sagst, sie sei gar nicht da gewesen. Ich habe sie ganz nah herangezoomt, und da wurde das Bild so pixelig, dass sie auch einfach nur eine flatternde rote Fahne sein könnte oder eine Decke oder etwas anderes, ein Fallschirm vielleicht. (Tut mir leid, dass ich keine große Hilfe bin).
    Ich habe sofort meiner Tante Naira gemailt, die eigentlich Tierärztin ist, aber nebenher auch Seherin. Vielleicht erinnerst du dich an sie. Sie war bei meiner letzten Geburtstagsfeier da, und außerdem hat sie Sir Mix-a-Lot, unserem Kater, das Leben gerettet, indem sie ihn am Gehirn operiert hat. Jedenfalls habe ich ihr von dem Video, das du gemacht hast, erzählt – ohne deinen Namen zu erwähnen – und wie darin auf einmal eine rote Frau im Feld auftauchte. Sie meinte auch, das Bild könnte ein Geist sein! Und sie sagte, dass Geisterwesen häufig in alten Gebäuden leben (was dein Wohnheim ja auf jeden Fall ist) und dass man den Geistern sagen muss, sie sollen weiterziehen, sonst bleiben sie für immer. Sie sagte, du sollst Salbei verbrennen, um die Geister loszuwerden. Das hilft anscheinend sehr gut.
Tante Naira sagt, Geister bleiben meistens dann im Reich der Lebenden, wenn sie

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