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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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Doch.«
    »Du hast gezögert.«
    »Das war ein absichtliches Zögern, Trish.«
    Trish überlegt und lacht dann. »Du bist echt speziell, Viola. Wir müssen in Raum siebenundvierzig.« Trish winkt, damit ich ihr folge.
    Über dem Eingang hängt ein Porträt vonPhyllis Hobson Jones in postmodernem Stil. Es ist aus einem Haufen winziger Steine gefertigt, fast schon in pointillistischem Stil, und prangt in einem riesigen Rahmen.
    Phyllis hat ein richtiges Fünfzigerjahre-Gesicht: schlichte rote Lippen, Pagenkopf und weit auseinanderliegende Augen mit einem fragenden Blick. Würde sie es lustig finden, dass wir das Gebäude, das ihren Namen trägt, Hojo nennen, oder wäre sie beleidigt? Frauen, die so schön sind wie Phyllis, haben selten Sinn für Humor. Das ist jedenfalls meine bescheidene Meinung.
    Raum 47 ist ein schlichter kastenförmiger Theaterraum. Er wird für Proben genutzt und ab und an für die Aufführungen einer hochbegabten Oberstufenschülerin, die ein paar Ruth- Draper-Monologe einstudiert hat, um sich damit an der Schauspielschule der Universität von North Carolina zu bewerben.
    Als wir reinkommen, sitzen schon einige ältere Schülerinnen auf schwarz angemalten Holzwürfeln im Kreis. Diane Davis springt auf und kommt gleich zu mir. »Unsere Kamerafrau und Bühnendesignerin!«, sagt sie zu den anderen und weist mir damit gleich zwei Aufgaben zu, die ich noch nie gemacht habe. Na toll.
    Ich hocke mich auf einen Würfel und hole meinen Laptop raus. Diane beginnt die Besprechung, indem sie von dem Stück erzählt, das sie jedes Jahr aufführen und das von einer Schülerin der Prefect Academy, die 1938 ihren Abschluss machte, über die Anfänge der Schule geschrieben wurde. Diane erklärt, dass das Festtagskomitee gerne frische Ideen sammeln würde, um dem alten Text neues Leben einzuhauchen. Dazu lässt sie Bilder von früheren Aufführungen herumgehen.
    Na, da habe ich bei Faschingspartys in Manhattan schon bessere Verkleidungen gesehen. Auf den Bildern tollen die Schülerinnen in hässlichen Perücken, langen Kleidern mit Reifröcken und falschen Schnürschuhen, für die einfach Papiergamaschen auf moderne Schuhe geklebt wurden, über dieBühne. Grauenhaft. Die Kulissen sind furchtbar. Papierbäume bei der einen Aufführung und eine riesige Karte des Schulgeländes, die auf ein Laken gepinselt wurde, bei einer anderen. Schlimmer geht’s echt nicht.
    »Stimmt was nicht, Viola?«
    »Habt ihr schon mal was von der Bluescreen-Technik gehört?«
    »Was ist das?«, fragt Diane.
    »Also, ich kann – natürlich nur mithilfe der richtigen digitalen Hilfsmittel – Videoaufnahmen, die ich gefilmt habe, auf eine große Leinwand hinter den Schauspielern projizieren. Das sieht dann etwa so aus.«
    Ich drehe meinen Laptop herum und zeige ihnen meine Shakespeare-Hausarbeit für Mrs. Carleton, für die ich Bilder aus dem England der Shakespeare-Zeit heruntergeladen und dann einen Text dazu geschrieben habe, der unten auf der Seite erscheint und die Handlung erklärt.
    »So was könnten wir auch auf der Bühne haben?« Trish bekommt große Augen.
    »Ja. Ich könnte das Schulgelände filmen, und dann könntet ihr davor das Stück spielen.«
    »Oh mein Gott. Das wäre großartig.« Diane richtet sich auf ihrem Würfel auf. Sie ist sehr erfreut, mit der Tradition schlechter Gründungstag-Aufführungen zu brechen und ein neues Zeitalter einzuläuten.
    »Es ist eine Menge Arbeit, aber es könnte ziemlich cool aussehen«, gebe ich zu.
    »Wie wär’s, wenn du mit Mr. Robinson, dem Informatiklehrer, zusammenarbeitest? Er hat dabei geholfen, das Computersystem im Theater zu installieren.«
    »Klar. Wenn uns das weiterbringt«, sage ich zu ihr.
    In unserem Zimmer wartet eine Schüssel mit kaltem Mikrowellenpopcorn auf meinem Schreibtisch. Marisol schläft schon. Suzanne und Romy machen im kleinen, hellen Lichtschein ihrer Schreibtischlampen Hausaufgaben, um Marisol nicht zu stören.
    Ich schleiche auf Zehenspitzen zu meinem Schreibtisch und hole meinen Laptop heraus.
    »Das Popcorn ist leider kalt geworden«, flüstert Romy.
    »Macht nichts«, sage ich.
    Ich schicke Andrew eine Message.
     
    Ich: Bist du noch auf?
    AB: Ja.
    Ich: Wurde soeben für das Planungskomitee des – bitte erschieß mich! – Gründertags zwangsrekrutiert. Ich mache die Kulissen für die Aufführung. Hier wusste keiner was von Bluescreen.
    AB: Unfassbar.
    Ich: Aber ehrlich.
    AB: Hast du das neue Programm dafür?
    Ich: Gibt es ein neues?
    AB: Ja. Wir

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