Violas bewegtes Leben
haben es für die Herbstproduktion von Alle meine Söhne in der Schule benutzt.
Ich: Ach was.
AB: Interesse?
Ich: Absolut. Sonst würde meine gesamte Zeit dafür draufgehen. Das alte Programm braucht ewig. Und ich habe nicht die Zeit, jede einzelne Szene zu programmieren.
AB: Das wird dir helfen. Du lädst die Bilder, und das Programm sortiert und speichert sie nach deinen Vorgaben. Dann musst du sie nur noch auf einer DVD zusammenstellen und fertig.
Ich: He, das spart mir einige Stunden Arbeit.
AB: Okay. Ich schick’s dir.
Ich: Du bist der Beste!
AB: Ich weiß.
Ich logge mich aus. Ich bin so müde, dass ich ernsthaft überlege, die Umzieherei und SP (Schönheitspflege) ausfallen zu lassen. Aber dann denke ich an Mrs. Doughty und ihre falschen Zähne und daran, dass ich wirklich gerne mit meinen Beißerchen alt werden will und dass ich sie dazu gut pflegen muss. Also nehme ich meinen Kulturbeutel und gehe ins Bad. Nichts bringt mich so zuverlässig dazu, meine Zähne vor dem Schlafen sorgfältig zu putzen, zu spülen und mit Zahnseide zu säubern wie der Gedanke an eine Zahnprothese. Doch zuerst wasche ich mein Gesicht mit Reinigungslotion. Ich trockne es vorsichtig ab, weil ich an die Mahnung meiner Mutter denke, das Gesicht nicht zu unsanft zu rubbeln. Sonst reißen die tiefer liegenden Hautfasern, was zu vorzeitiger Hauterschlaffung führen kann, worüber ich mir erst mit Anfang dreißig Gedanken machen muss. Aber meine Mutter sagt, gute Angewohnheiten kann man sich nie zu früh zulegen. Meine Mutter weiß alles über Hautpflege. Allerdings ist sie längst nicht so pingelig, wenn es um ihre Haare geht.
Ich schaue in den Spiegel. Ich glaube, mein Pony ist heute ein Stück gewachsen. Wenn ich fest an den Ponyhaaren ziehe, wenn sie nass sind, kann ich sie mir fast hinter die Ohren stecken (fast). Ich hätte wirklich gerne, dass meine Haare bis zu dieser Schnarchnasen-Party lange genug dafür sind. Das wäre toll.
Ich putze mir die Zähne und denke an Andrew. Er ist immer für mich da, egal, um was es geht und um welche Uhrzeit ichihn anrufe oder was ich auch brauche. Ich glaube nicht, dass eine meiner neuen Freundinnen jemanden wie Andrew zu Hause hat. Sie haben auch Freunde, aber nicht solche Freunde. Ich habe echt Glück.
Caitlin sagt immer, es gebe keine Zufälle im Leben, die Leute tauchten nur deshalb bei einem im Umfeld auf, weil man von ihnen was lernen kann. Ich denke an Suzanne, die mir auf jeden Fall geholfen hat, entspannter zu sein, was Jungs betrifft. Romy hat mich ermutigt, mich sportlich zu betätigen, soweit es mein beschränktes Talent auf diesem Gebiet zulässt. Und Marisol ist für alles andere gut – ich kann ihr alles erzählen und nie reagiert sie schockiert oder verurteilt mich.
Selbst wenn ich hier elendiglich versage, was meine schulischen Leistungen betrifft, und mich bei der Party lächerlich mache, werden meine Mitbewohnerinnen für mich da sein. Das ist ein ziemlicher Fortschritt für jemanden wie mich, der den ersten Teil des Schulhalbjahres damit verbracht hat, sich irgendwo anders hin zu wünschen, nur möglichst weit weg. Ich begreife allmählich, dass es nur ein Hier und Jetzt gibt, und auch wenn dieses Hier und Jetzt nicht perfekt und South Bend nicht Brooklyn ist, hat es mich von den Milliarden Orten, an denen ich sein könnte, eben hierher verschlagen. Ich habe drei gute Freundinnen gefunden, und hoffentlich kann ich auch ihnen eine Freundin sein, und vielleicht ist es das, was meine Mutter meinte, als sie sagte, sie würde ihr Jahr an der PA niemals vergessen. Vielleicht haben ihr die Freundschaften dabei geholfen, die Zeit hier herumzubekommen, und deshalb wird ihr dieses Internatsjahr immer in Erinnerung bleiben.
FÜNF
Der Gründungstag ist eine viel größere Sache, als ich jemals gedacht hätte. Es ist eher eine Gründungswoche. Die Proben, die Aufnahmen für die Aufführung, der Schnitt, die Vertonung – das ganze Drumherum einer Theateraufführung, also, das hat fast den gesamten Oktober gekostet. Und das ist gut so, denn die Vorstellung, dass die Zeit hier wie im Flug vergeht, ist nur zu begrüßen.
Meine Großmutter schickt mir eine SMS, um zu fragen, wie es mir im Internat gefällt, weil sie sich Sorgen macht, ich könnte mich nicht einleben. (Meine Mutter kann meinen emotionalen Zustand einfach nicht für sich behalten. Nie und nimmer!)
Grand: Wie läuft das Stück?
Ich: Du könntest hier jedenfalls nicht mitspielen.
Grand: Warum
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