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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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wartet auf mich. Er lacht mit den anderen Jungs. Unser Tanz wurde abrupt unterbrochen, als ich mich meinen Freundinnen zu dieser verrückten Polonaise anschloss. Ich greife nach Jareds Hand, als ich an ihm vorbeikomme, und kurz darauf haben sich uns alle Jungs auf der Tanzfläche angeschlossen. Der DJ dreht die Musik hoch, während wir uns durch den Raum schlängeln, hinaus auf die Terrasse. Ich bin ganz außer Atem, als Jared sagt: »Komm mit. Ich will dir was zeigen.«
    Wir gehen zurück in den Saal und holen unsere Kameras. Ich schlinge den Kamerariemen um meinen Hals. Jared tut es mir nach, und ich folge ihm nach draußen. Normalerweise fände ich es eigenartig, alleine mit jemandem wegzugehen, den ich gerade erst kennengelernt habe, vor allem, wenn es ein Junge ist, aber durch die Kameras ist es irgendwie, als hätten wir ein gemeinsames Ziel. Wir sind zwei Filmemacher, die zusammenarbeiten, wie meine Mutter und mein Vater. Obwohl wir uns eben erst kennengelernt haben, sagt mir meine innere Stimme, dass er total in Ordnung ist. Deshalb folge ich ihm.
    Jared setzt sich auf die niedrige Steinmauer neben dem DJ-Pult und schwingt die Beine hinüber. Er streckt die Hand nach mir aus, und ich tue es ihm nach. Hinter der Mauer folgen wir einem Pfad, der von Bodenlampen beleuchtet wird. Ich schaue zum Hauptgebäude zurück. Ich kann die Musik und das Gelächter hören. Von hier aus sieht die GSA wie ein Schloss aus.
    »Schau dir das an«, sagt Jared. Er winkt mich zu sich, und wir biegen um eine scharfe Kurve.
    Vor uns liegt ein See mit einem alten, baufälligen Pier, der über das Wasser hinausragt. Mehrere Kanus liegen wie gelbe Streichhölzer am Ufer. Der Mond über uns gießt silbernes Licht aufden See und verwandelt das Wasser in ein schimmerndes Blau. Der kalte Novemberwind kräuselt die Oberfläche. Ich höre die Ankerketten leise klirren, während die Wellen sachte gegen die Boote klatschen.
    »Das ist wunderschön«, sage ich zu Jared. Ich nehme den Objektivdeckel ab und schaue durch den Sucher. Gerade noch genug Licht, um die Bewegung des Wassers zu erkennen. Jared schraubt ebenfalls sein Objektiv auf und beginnt, aus einer anderen Perspektive zu filmen.
    »Ich bin oft hier«, sagt er. »Ich habe gehofft, der Mond würde hell genug sein, dass du die Landschaft filmen kannst.«
    »Er ist gerade hell genug«, sage ich. »Es sieht wunderschön aus.«
    Zuerst stelle ich das Mondlicht auf dem Wasser scharf, dann zoome ich zurück, um den ganzen See zu filmen, bis er sich schließlich als schwarze Pfütze in der Ferne verliert.
    Jared hört vor mir auf zu filmen und geht zum Ende des Stegs. Ich folge ihm, und wir setzen uns an den Rand und schauen auf das Wasser hinaus.
    »Milwaukee ist ganz in der Nähe von Indiana. Fährst du an den Wochenenden nach Hause?«
    »Selten. Mein Vater und meine Mutter sind geschieden. Mein Dad hat wieder geheiratet und eine neue Familie …«
    »Du könntest doch zu deiner Mutter fahren, oder?«
    »Sie hat vor Kurzem auch wieder geheiratet.«
    »Magst du deine Stiefeltern?«
    »Sie sind okay.«
    Ich weiß nicht warum, aber ich interessiere mich sehr dafür, wo Jared Spencer herkommt. Ich will nicht neugierig klingen, aber ich fühle mich einfach wohl mit ihm. Vielleichthaben die vielen Stunden, die ich mit den Bozelli-Brüdern verbracht habe, mich zu einem halbwegs akzeptablen Gesprächspartner gemacht, was Jungs betrifft. Ich bin überhaupt nicht nervös. Natürlich will ich, dass er mich nett findet. Gleichzeitig spüre ich aber, dass er das tut, und das macht mich froh.
    Jared schaut auf das Wasser hinaus. »Was ist mit deinen Eltern?«
    »Sie sind schon seit dem College zusammen. Ich bin ein Einzelkind.«
    »Das ist echt cool.«
    »Wie viele Geschwister hast du?«
    »Es gibt nur mich und meine Eltern. Und dann hat mein Vater noch zwei Stiefkinder. Und meine Mutter ist schwanger und bekommt noch ein Baby.«
    »Dann warst du Einzelkind bis zur Scheidung.«
    »Ja«, sagt Jared. »Wir haben also noch was gemeinsam.« Er schaut mich an und lächelt. »Und mein größter Wunsch war es schon immer, mal in New York zu leben.«
    »Echt?«
    »Alle großen Filmemacher wurden dort ausgebildet. Ich habe viel über die Filmhochschule von Südkalifornien gelesen, aber eigentlich gefällt mir die New Yorker Uni besser. Und natürlich nicht zu vergessen die vielen New Yorker Filmemacher wie Darren Aronofsky, Nancy Savoca, Martin Scorsese und Spike Lee. Die bewundere ich sehr.«
    »Ich

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