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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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sein wird, wenn wir endlich einen Jungen treffen, der ein potenzieller »Freund« sein könnte. Woher wir es dann wissen würden? Ob es ein Zeichen geben würde? Ich kann es kaum erwarten, ihr zu erzählen, dass es ganz einfach gegenseitig ist und ohne großes Aufheben abläuft. Meine Mutter sagt immer: »Man weiß es einfach.« Und das stimmt. Ich mag Jared, soweit ich das nach einer einzigen Schulparty sagen kann.
    Die letzten Klänge der Musik wehen aus den Türen der Grabeel Sharpe Academy herüber. Die Party ist vorbei, aber ich sehe keine enttäuschten Gesichter. Soweit ich es beurteilen kann, war der Abend ein Erfolg. Eine Gruppe Mädchen lacht und redet mit einer Gruppe Jungs am Bus. Mrs. Zidar amüsiert sich prächtig mit ihrem Kollegen von der GSA. Mädchen strömen aus der Eingangstür auf den Gehweg.
    Jared begleitet mich über den knirschenden Kies zum Bus. Der Fahrer ist noch nicht da. Jared schaut sich um. Als er sieht, dassniemand in der Nähe ist, nimmt er meine Hand und legt dann seine andere Hand auf meine Wange. Die einzige Stelle, wo mein Körper nicht vor Kälte zittert, ist dort, wo seine warme Hand meine Haut berührt. Ich schließe die Augen und bibbere wegen der kalten Nachtluft.
    »Ich fand den Abend wunderschön«, flüstert er.
    »Ich auch«, sage ich. Und ich meine es auch so.
    Und dann beugt sich Jared Spencer von der Grabeel Sharpe Academy vor und küsst mich. Zuerst ganz sanft auf den Mund und dann einmal auf jede Wange, als wolle er mein ganzes Gesicht mit Sonnenschein bedecken. Er fährt mir sanft mit dem Mund übers Ohr und sagt: »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
    »Ich auch.«
    Der Kies knirscht unter seinen Schuhen, als er zurück zum Eingang geht. Ich stehe in der Dunkelheit und schaue ihm nach. Bei seinem Kuss wurde die Welt irgendwie ganz still, und jetzt auf einmal explodiert sie vor Lärm, als wäre der Lautstärkeregler hochgedreht worden. Ich höre Gelächter und Worte und Pfiffe in Dolby Surround. Der Busmotor springt mit einem lauten Brüllen an. Der schwindelerregende Lärm passt zu meinem inneren Schwindelgefühl. Seltsam.
    Suzanne, Romy und Marisol kommen um den Bus herumgerannt.
    »Was ist passiert?«, fragt Marisol.
    »Was meinst du denn damit? Hast du es etwa nicht gesehen? Er hat sie geküsst!« Suzanne sagt das so triumphierend, als hätte ich gerade die Goldmedaille in der Skiabfahrt bei den Olympischen Winterspielen gewonnen. »Das war ja soooo romantisch.«
    Also nicht Skiabfahrt, sondern Paarlauf. Ich will etwas sagen, kann aber nicht. Ich genieße einfach den Augenblick.
    »Das ist so was von unglaublich!« Romy klatscht in die Hände.
    Ich nicke. Ich will nichts von Jared erzählen oder dem See oder dem Kuss. Den Küssen – drei sogar, nicht einer – drei! Das ist einer dieser Momente, wo das Beschreiben eines Gefühls nicht annähernd an das Gefühl selbst herankommt. Und das Beste daran ist: Es gehört nur mir.
    Wir steigen in den Bus. Ich sitze neben Marisol, Suzanne und Romy sitzen in der Reihe hinter uns. Romy beugt sich vor und tauscht sich mit Marisol über die Party und die Jungs aus, die sie kennengelernt haben. Suzanne tippt mir an die Schulter. Ich drehe mich um. Sie sagt: »Hab ich’s nicht gesagt?«
    Ich lächle sie nur an, drehe mich wieder nach vorne und lasse mich in meinen Sitz sinken. Das Geplapper der Mädchen um mich herum ist wie eine Hintergrundmusik. Ich bemerke es kaum. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, an Jared Spencer zu denken, übrigens so ziemlich der beste Name für einen Jungen, den ich je gehört habe.
    Ich bin heute zu dieser Party gegangen und habe das Schlimmste erwartet. Ich dachte, ich würde mich furchtbar langweilen und schließlich wieder nach Hause fahren, eingehüllt in Enttäuschung wie in die Jeansjacke, die ich nun eng um mich ziehe, um die Kälte abzuwehren. Doch es ist nichts Furchtbares passiert, im Gegenteil, mein Leben hat sich zum Besseren gewandelt. Aus mir, vierzehn, fast fünfzehn, völlig ungeküsst, wurde ein Mädchen, vierzehn, fast fünfzehn, völlig geküsst. Heute Abend bin ich tatsächlich ein Perfect Girl, weil ich einen perfekten Abend hatte. Und er endete mit drei perfekten Küssen. Drei! Was für eine Glückszahl.
    Natürlich kann ich nicht einschlafen. Ich bin zu aufgeregt wegen der Party, zu aufgeregt, weil ich Jared kennengelernt habe, und außerdem habe ich schrecklichen Hunger. Mir knurrt richtig der Magen. Suzanne, Romy und Marisol schlafen längst. Weil mir langweilig ist,

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