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Violas bewegtes Leben

Titel: Violas bewegtes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Trigiani
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Vincent Van Gogh und Claude Monet. Und das ist nur die Vorspeise.
    Marisol möchte die Abteilung für moderne Kunst sehen. Eine ihrer Lieblingskünstlerinnen ist die verstorbene New Yorkerin Margo Hoff, die für ihre riesigen und seltsamen Collagen bekannt ist.
    Ich will nichts Bestimmtes anschauen, ich möchte einfach das Stadtleben in mich aufsaugen und zwischen vielen Menschen herumwandeln, die alle Kopfhörer tragen. Ich möchte in Bewegung sein, mit Leuten zusammenstoßen, ohne mich zu entschuldigen, neue und interessante Sachen sehen, diese neuen und interessanten Sachen wunderschön oder ganz fürchterlich finden, die Kunst auf mich wirken lassen, darüber sprechen! Seit ich in South Bend bin, kommt dieser Museumsbesuch meinem Leben in New York am nächsten. Hoffentlich werde ich angerempelt und geschubst und beschimpft, dann fühle ich mich wirklich wieder als Teil des normalen Lebens!
    Mrs. Santry gibt jedem von uns einen kleinen Anstecker aus Metall, den wir an unseren Krägen befestigen. »Schön,Mädchen, ihr habt zwei Stunden Zeit. Um halb fünf treffen wir uns wieder hier.«
    »Schau mal.« Marisol gibt mir eine Broschüre. »Es gibt gerade eine Sonderausstellung über alte Filme.«
    Ich blättere durch eine Reihe alter Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Zwanzigerjahren. Der Titel der Ausstellung lautet: Die Wilden Zwanziger auf Zelluloid . Meine Eltern wären begeistert. Letzten Sommer sind sie mit mir zur Universität von New York gefahren, um den Stummfilmklassiker The Birth of a Nation auf Großleinwand zu sehen.
    »Toll.« Vielleicht kann ich Jared dort ein paar Postkarten oder sogar ein T-Shirt kaufen. Nein, ein T-Shirt würde viel zu sehr nach festem Freund aussehen, während Postkarten eher für drei Küsse am Bus stehen. Kaum zu glauben: Trotz der kurzen Zeit habe ich schon den Dreh raus, wie man mit Jungs umgeht! Dafür sollte ich mich bei Suzanne bedanken; sie ist unsere Stimme der Vernunft, wenn es um Jungs geht. Schließlich hat sie schon ihr ganzes Leben lang mit ihnen zu tun. Manchmal wünschte ich, ich hätte auch einen Bruder zum Reden.
    »Ich schaue mir die Dauerausstellung an«, sagt Marisol. »Um meine Grundlagen aufzufrischen. Und dann gehe ich in die moderne Abteilung.«
    »Ich habe die moderne Kunst hier schon tausend Mal angeschaut«, sagt Suzanne. »Aber ich begleite dich trotzdem. Das macht dann tausend und ein Mal.«
    »Ich gehe in den Skulpturengarten«, sagt Romy.
    »Gut. Und ich treffe mich mit einer Freundin in der Cafeteria.« Mrs. Santry lächelt. Sie ist wirklich sehr hübsch, und sie hat sich große Mühe gegeben, damit wir uns zu Hause fühlen. Als wir aufbrachen, hat Mr. Santry zusammen mit KevinFootball im Fernsehen angeschaut, deshalb hatten wir kein schlechtes Gewissen, weil wir gegangen sind. Mrs. Santry wirkt glücklicher und unbeschwerter, nun, da sie eine Weile aus dem Haus ist.
    »Ich schaue mir die Sonderausstellung über alte Filme an«, sage ich.
    »Ich habe sie letzte Woche gesehen. Sie gefällt dir bestimmt!«, verspricht Mrs. Santry.
    »Bis später dann.« Ich gehe in Richtung des Pavillons davon, in dem die Filmausstellung untergebracht ist. So gerne ich die Mädels und unser gemeinsames Leben im Vierbettzimmer auch mag, manchmal vermisse ich es doch, ein Einzelkind zu sein, das seine eigenen Pläne machen kann. Es war schön, nicht immer alles erst mit der Gruppe besprechen zu müssen. Es war schön, bis spätabends zu lesen, ohne dass jemand aufwacht und mich bittet, das Licht auszuschalten. Ich mochte diese faulen Sonntage, an denen ich eine Weile las, dann eine Runde am Computer spielte, mir ein Brot schmierte und daran knabberte oder ganz laut Musik hörte. Und obwohl ich durch das Zusammenleben mit den Mädels weniger selbstsüchtig geworden bin, werde ich es genießen, alleine durch das Art Institute zu schlendern.
    Beim Gehen wickle ich das Kopfhörerkabel ab und schlinge es mir um den Hals. Es ist so entspannend, sich inmitten einer großen Menschenmenge zu bewegen, in der einen niemand kennt. Selbst die lange Schlange vor der Ausstellung stört mich nicht. Ich höre mir solange den Audiokommentar an.
    Eine tiefe, angenehme Frauenstimme auf der CD sagt: »Willkommen im Art Institute von Chicago. Wir sind stolz darauf, Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum von LosAngeles die Wanderausstellung »Die wilden Zwanziger auf Zelluloid« bei uns zu präsentieren. Viel Vergnügen!« Fröhliche Tanzmusik folgt.
    Ich wandere zwischen den

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