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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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zitronengelb.«
    »Wäre dir ein Tanktop mit Willi lieber?«
    »Ey, du bist doof.«
    »Selber doof«, erwiderte Frau B. vergnügt und rempelte ihr einen Ellbogen in die Seite. »Nein. Du bist nicht doof. Ich mag dich schließlich.«
    »Ich … dich auch, Ewa.« Und es war die Wahrheit. So absurd die Situation auch war, unbeholfen und verkrampft, Jules Fluchtinstinkt regte sich keine Sekunde. Sonderbar. Irgendwas hatte Ewa an sich, schwer zu erklären. Eine magnetische Ausstrahlung, der sich Jule nicht entziehen konnte? Oder glich Ewa mehr einem ruhenden Pol? Korrigiere: einer ruhenden Polin. An Schlaf dachten sie wohl beide nicht.
    »Erzähl«, sagte Ewa leise. »Wenn das deine Geschichte wäre, was hättest du an in unserer ersten Nacht?«
    Gar nichts, vermutlich. »Hm, weiß nicht. Was Schwarzes? Mit Spitze? Auf jeden Fall ganz erotisch. Sinnlich, bisschen verrucht. Du, ich hab da tatsächlich so einen Netzbody, der …«
    Abrupt schnellte Ewa hoch und hustete sich die Seele aus dem Leib. Ach herrje, was klemmte denn da? Besorgt legte Jule ihr eine Hand auf die Schulter. »Alles okay?«
    »Nur … verschluckt … geht schon … glaub ich«, presste Frau B. mühsam hervor, wedelte mit ihrer Hand und ließ sich zurück in die Kissen sinken.
    Jule dagegen stützte sich auf. »Sag mal, Ewa, wer ist eigentlich der Mann?«
    »Welcher Mann?«
    »Na, bei uns.«
    »Da ist kein Mann, Jule.«
    »Eben! Bevor hier irgendwas läuft, sollten wir erst klären, wer oben liegt und wer unten. Oder nicht?«
    »Ist das nicht egal? Ich dachte, man wechselt da irgendwie rum.« Nun richtete sich auch Ewa auf. »Aber gut, wenn es eine Rolle spielt: Bisher war ich immer gerne oben.«
    »Super. Alles klar. Dann entspann ich mich und du fängst an.«
    »Womit? Ach verdammt, vergessen. Das haut so nicht hin. Ich bin schwerer als du.«
    »Wie viel wiegst du denn, Ewa?«
    »Jule, willst du, dass ich heule?«
    Jule stöhnte auf. Herr im Himmel, Sex zwischen zwei Frauen ist echt ein Wunder. Themawechsel. »Hast du eigentlich mal eine Fanfiction gelesen?«
    »Diese Fan-Geschichten, von denen Alex erzählt hat, während des Interviews? Nein. Wieso? Hab ich was verpasst?«
    »Wie man es nimmt. Eine war richtig gruselig.«
    »Kapier ich nicht. Die schreiben doch rund um die Serie, und kein Zombie-Zeug mit Blut und …«
    »Ging mehr in Richtung Softporno.«
    »Tatsächlich?« Ewa klang ziemlich ungläubig. »Und wir beide spielen darin die Hauptrolle?«
    »Jep. Ganz privat, Ewa und Jule. Voll die Sauerei, echt unverschämt. Und die Sprache kannst du in die Tonne treten, die trieft total, wie in einem billigen Groschenroman.« Angestrengt dachte Jule nach, ob irgendwo noch Passagen von Nur eine Nacht in ihrem Hirn klebten, zumindest grob. »Nach dem Motto: Leidenschaftlich wälzten sie sich durch die Laken und pressten ihre verschwitzen, nackten Körper fordernd aneinander. Ihre Zungen duellierten sich, sie stöhnten, willenlos, zügellos, sie keuchten, und Ewa riss Jule gierig den Slip vom Leib, spreizte ihre bebenden Schenkel und biss … Ewa? Wo gehst du denn hin?
    »Wasser. Ich hol … Wa-Wa-Wasser.«
    Für mal kurz ein bisschen Sprudel kippen blieb Frau B. irgendwie ziemlich lange weg. Sonderbar. Jule summte eine Runde Biene Maja, schüttelte die Kissen auf und zeichnete mit ihrem Zeigefinger Blümchen auf der Bettwäsche nach. Tja. Warten. Als Ewa endlich wiederkam, schlich sie sich förmlich ins Zimmer, knipste die Lampe auf der Kommode an, setzte sich auf die Bettkante und kaute am Daumen.
    »Ewa, alles in Ordnung?«
    »Ne, nix ist in Ordnung!«, kam aufgekratzt zurück. »Da ist absolutes Chaos in mir!«
    »Hey, was ist denn passiert?« Jule rückte näher.
    »Das fragst du noch?« Ewas Stimme klang ungewöhnlich schrill. »Ey, du liegst hier, neben mir, in meinem Bett, redest irgendwas von wälzenden Körpern und Hände hier und Hände dort, zügellos, willenlos, was-weiß-ich-los, und mir wird heiß, megaheiß, und du riechst so gut und überall kribbelt es und tausend Bilder schießen durch meinen Kopf, alles verschwimmt und … Jule, es tut mir leid, aber … du siehst so verdammt scheiße aus in diesem Shirt.«
    »Soll ich es ausziehen?«, bot Jule an. Ups, feuerrote Wangen, Schnappatmung, ich nehme die Frage zurück. »Okay, komm, beruhige dich. Ist doch alles fein.«
    »Wi-Wirklich?«
    »Na klar. Husch, ab mit dir ins Bett. Wir können auch … einfach nur kuscheln?«
    »Geht das denn?«
    Jawohl, ich traue mir das zu. »Wieso

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