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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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entsetzlich leid«, konterte sie mit becircender Höflichkeit und Grübchenlächeln.
    »Natürlich hast du Hunger.« Vergnügt knuffte ihr Ewa in die Seite. »Vorhin im Bett wolltest du schon Frühstück. Und ich höre deinen Magen ganz deutlich knurren, Jule.«
    Bogacz, eines Tages bring ich dich um.
    Alicja rieb sich die Hände. »Diese hier musst du unbedingt kosten, Liebes. Mango-Trauben-Creme mit Marzipan.«
    Jule hob die Arme. »Sorry. Ich bin echt kein Trauben-Fan.«
    »Kann nicht sein. Auf der Fahrt hattest du Trauben dabei«, lautete der fröhliche Wortbeitrag von Ewa.
    Ich schwör dir, Bogacz, eines Tages bring ich dich um.
    Rums, rammte ihr Ewa schon den Happen zwischen die Zähne.
    Zuckerschock, die erste. Klebriger Matsch schmirgelte über Jules Zähne, attackierte hinterhältig alle Plomben und rutschte weiter als ungefiltertes Fett direkt auf die Hüften, jede Wette.
    »Und?« Erwartungsvoll strahlte Alicja sie an.
    »Sch …« Jules Finger krampften sich ins Tischtuch. Scheißdreck! »Sch-schon sehr süß.«
    »Geil, oder?« Ewa gluckste. »Ich könnte mich reinlegen. Hier, die ist auch spitze. Erdbeer-Kokos-Trüffel im Sahnemantel.« Zack, Zuckerschock, die zweite.
    »Und?« Gespannte Nachfrage von Alicja.
    »Sch …« Tränen schossen Jule in die Augen. Ihr Griff ging zu Willi, und sie versuchte panisch, den unfassbar ekligen Geschmack mit Kaffee zu neutralisieren. Scheißdreck! »Sch-schwer.«
    Alicja seufzte. »Du hast vollkommen recht, Liebes. Bei dieser Auswahl kann man sich wirklich nur schwer entscheiden.«
    »Genial ist auch die Waldbeeren-Buttercreme.« Ewa war nicht zu stoppen. Zuckerschock, die dritte und definitiv die letzte Fuhre vor dem ersten Brechdurchgang.
    »Und?« Alicja schien schier zu platzen vor Neugier.
    »Ffff …« Fuck-Fuck-Fuck. Schweitzer, unternimm endlich was! »Ffff-finde, ich finde, die könnte … Krokant vertragen.« Krokant. Und schon schlossen sich glückselig alle Arme um sie.
    »Krokant, sag ich doch.« Piotr juchzte vor Freude.
    »Ich wusste es. Du gehörst in die Familie«, schwärmte Alicja.
    »Meine Jule.« Ewa verging halb vor Stolz und schmatzte ihr einen Kuss auf den Mund.
    Halleluja, Jule atmete auf. Ein Zauberwort zur rechten Zeit und schon war der süße Spuk vorüber. Irgendwie krieg ich euch Polen schon zurechtgebogen. Wäre doch gelacht. Eine Schweitzer ist hart im Nehmen.
    »Und soll ich euch mal zeigen, was sie vorhin mit mir gemacht hat?« Aufgeregt knöpfte Ewa ihre Bluse auf.
    Ewa, ich bring dich sowas von um. Am besten gleich heute.
    Der Wahnsinn nahm offenbar in diesem Hause nie ein Ende und allmählich fragte sich Jule ernsthaft, ob sie überhaupt bereit war für eine neue Beziehung. Speziell für diese Beziehung, Frau hin oder her, egal. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, zupfte an ihrem Ernie-und-Bert-Shirt und nippte scheu ein Schlückchen Kaffee aus ihrer Willi-Tasse. Scham, lass nach. Stolz wie eine Siebenjährige, die sich gerade rebellisch ein Tattoo aus der BRAVO aufgeklebt hatte, präsentierte Ewa mit geöffneter Bluse ihren Hals, auf dem fett und verwegen Knutschfleck Nummer eins prangte.
    Neugierig trat Alicja näher. »Der ist von Jule?«
    Ja hätte ich ihn signieren sollen?
    »Natürlich. Noch ganz frisch.«
    »Piotr, guck dir den mal an.« Alicja sah zu ihrem Herzbuben, der sich gerade den Sportteil vors Gesicht faltete.
    »Ja ja, schick schick«, nuschelte er ohne Aufzublicken.
    »So etwas Wundervolles hab ich von dir noch nie bekommen«, sagte Alicja mit vorwurfsvoller Stimme in seine Richtung. »Deine Schrammen sehen immer so aus, als hätte ich Ausschlag.«
    Piotr hob den Kopf. »Magst du nicht, wie ich küsse?«
    »Schon«, kam als Antwort. »Aber du schenkst mir nie was Romantisches. Immer nur Goldkettchen.«
    »Aha.« Raschelnd blätterte Piotr eine Seite um. »Mein Schmuck gefällt dir also nicht.«
    »Doch. Aber so ein Knutschfleck, der steht für Leidenschaft.«
    »Ach Engel, es gibt Wichtigeres.«
    »Piotr, ich meine das ernst.« Alicja schnaubte. »Bei uns ist schon lange nichts mehr gelaufen.«
    Schalala, schubidu und Ohren zu. Das will ich nicht wissen.
    Piotr lachte auf. »Was erwartest du? Wir sind verlobt.«
    »Ich wünsche mir aber einen vernünftigen Knutschfleck.«
    »Verstehe, mein Engel. Lass dir einen von Jule machen.«
    »Piotr!« Dann verfiel Alicja in Polnisch, ihr Herzbube auch und schon bebten wieder die Wände. Kurzer Blick auf Alicjas Ohr: Äh, nein, dieses Mal war kein Headset im Einsatz. Alles live

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