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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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das.«
    »Mein Freund hat dafür andere Qualitäten«, nahm Alicja ihren Herzbuben in Schutz. »Immerhin ist er kein Schläger wie du, Ewa.«
    »Was Ewa mit mir macht, geht dich einen Scheißdreck an!« Jule fauchte Alicja an, da legte sich Ewas Hand auf ihre Schulter.
    »Ignorier sie«, sagte Ewa. »Die ist mit Piotr gestraft genug.«
    »Ich liebe meinen Piotr«, kam donnernd von Alicja.
    »Ich dich auch, mein Engel«, säuselte Piotr. »Und ich könnte dich niemals schlagen.«
    Alicja triumphierte. »Hört ihr? Mein Mann hat Manieren.«
    »Dafür kann meine Freundin küssen.« Jule triumphierte zurück.
    Ewa grinste. »Meinst du etwa … so?« Und hmhm, und hach, glückselig knutschend lagen sie sich in den Armen, vergaßen Zeit, vergaßen Raum, bis ein leises Räuspern von Piotr sie irgendwann zurück von Wolke Sieben in die Küche beamte.
    »Guck mal, Jule. Passt der so?« Verlegen deutete Piotr auf Alicjas Hals. Die strahlte übers ganze Gesicht, als wären die Flitterwochen bereits angebrochen und tänzelte von einem Fuß auf den anderen.
    Jule trat näher, rückte an ihrer Brille und inspizierte die frische Knutschschramme. »Gar nicht mal schlecht für den Anfang.« Anerkennend klopfte sie Piotr auf die Schulter. »Saug noch ein bisschen dran, dann ist er perfekt.« Innerlich konnte Jule nur den Kopf schütteln. Was ein Schlagabtausch. War das eben ihre Feuertaufe gewesen, ihr finaler Einstand in dieser Familie? Jeder gegen jeden, warum auch immer, und jeder für jeden. Egal, Hauptsache, man wurde laut und brüllte rum, ehe man sich wieder gerührt in die Arme sank. Ein verrückter Haufen. Doch mal im Ernst, Jule fand, sie schlug sich hervorragend. Hey, noch kein Nervenzusammenbruch, und Alicja hat ihren heißersehnten Knutschfleck. Geht doch.
    Piotr räusperte sich erneut. »Okay. Mach ich. Aber ganz kapiert hab ich dieses Gebeiße nicht.«
    Jule lächelte. »Sekunde, ich demonstrier dir das mal.« Zack, versenkte sie ihre Krallen in Ewas Bluse und riss ihre Freundin an sich. Dann grub sie ihr die Zähne in den Hals, aber hallo, so was von gekonnt, so knapp unterhalb des Ohrläppchens. »Schtillhalten, Schüsche.« Knutschfleck Nummer zwei, ein Kinderspiel für die Schweitzer und Ewa zuckte zusammen, stöhnte laut auf und … Verdammt, der Bogacz-Button!

KAPITEL 15

    Feucht legte sich Nieselregen in Jules Haar. Typisch. Hamburg-Wetter, war ja klar. Und kein Schirm weit und breit, auch klar. Seufzend wischte sie sich eine widerspenstige Strähne aus der Stirn und kuschelte sich enger an ihre Liebste, als wäre die ein wärmendes Lagerfeuer hier im Innenhof. Mülltonnen mufften in ihre Richtung. Auf irgendeinem Balkon zwitscherte ein Vogel und flatterte hinter Gittern, aus irgendeiner Wohnung wummerte ein Schlagbohrer. Wie idyllisch. Schweigend hockte Ewa neben ihr auf der ausgetretenen Fußmatte aus Kokosfasern, direkt auf dem Herzlich-Willkommen-Schriftzug, hier vor der Haustür. Frau B. hatte die Kapuze ihrer Jacke übergestülpt und hing offenbar irgendwelchen Gedanken nach.
    »Hey, alles in Ordnung?«, fragte Jule vorsichtig. Sie selbst hätte diese Frage mit einem deutlichen Nein beantwortet. Schäbig fühlte sie sich, richtig schäbig. Verstohlen schnüffelte Jule nun schon zum x-ten Mal an einer ihrer Haarsträhnen. Bäh, bäh, oberbäh. Ein Himmelreich für eine Dusche. Sie kramte das Deo aus ihrer Handtasche und nebelte sich dezent eine Ladung unter den Pulli.
    Ewa drehte den Kopf und sah sie mit aufgewühltem Blick an. Halb traurig, halb fassungslos. »Ich kann es immer noch nicht glauben. Die haben uns tatsächlich rausgeschmissen.«
    Jule seufzte. »Tja. Na wer weiß, wie lange die schon ohne Sex dahinsiechen.«
    »Aber daran sind wir doch nicht schuld!«, kam aufgebracht von Ewa zurück. »Ich meine, wir sind Familie, wir … Oh. Warte mal, Jule. Du hast da noch Torte kleben.«
    »Was?« Erfasst von Panik stöberte Jule in ihrem Haar. »Wo?«
    »Na da.« Ewa machte eine deutende Geste. »Am rechten Ohr.«
    »Oh.« Grinsend schob Jule ihre Mähne beiseite. »Los, leck weg.« Diesem verführerischen Angebot konnte der Zwerg nicht widerstehen, und schon schloss sich Ewas Mund um Jules Ohrläppchen. Gefühlvolles Knabbern folgte, zartes Saugen, und Jule stöhnte leise. Wie zärtlich Ewa war, wie sanft, und wie warm ihre Knopfaugen danach funkelten. »Und?«
    »Geil«, sagte Ewa und leckte sich die Lippen.
    Jule stutzte. »Ich jetzt oder die Torte?«
    »Du. Der Klecks war nur

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